Erwähnungen
Videospiel "Diablo IV" im Test
Von siBBe in Videospiel "Diablo IV" im Test
am Montag, 12 Juni 2023, 00:01 Uhr
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Story
Die Dämonin Lilith und der Engel Inarius haben gemeinsam in ihrem Bestreben, dem Ewigen Konflikt zwischen Himmel und Hölle zu entfliehen, die Welt von Sanktuario erschaffen. Doch jetzt, Jahrzehnte nach den Ereignissen von Diablo III: Reaper of Souls, sind sie erbitterte Feinde, die mit ihren Anhängern Krieg gegeneinander führen. Die Länder von Sanktuario werden von unzähligen Dämonen bedroht und nur die standhaftesten Helden werden im Angesicht der Finsternis bestehen können. Wenn Spieler:innen diese Welt betreten, können sie zwischen fünf Klassen auswählen – den gestaltwandelnden Druiden, den flinken Jägern, den die Elemente beherrschenden Zauberern, den brutalen Barbaren und den listigen Totenbeschwörern. Wenn sie mächtiger werden, können sie ihre Spielerfahrung in Richtungen lenken, die sie ansprechen, und mit Fertigkeitsbäumen experimentieren, deren Zauber und Fertigkeiten einander ergänzen.
Kritik
Mit Diablo definierte Blizzard um die Jahreswende 1996/1997 das Genre der isometrischen Action-Rollenspiele. Mit seinen prozedural generierten Dungeons, dem süchtigmachenden Hack and Slay-Prinzip, dem motivierenden Loot-Hunting und der düsteren Atmosphäre wurde das Game zum echten Hit und inspirierte über die Jahre hinweg zahlreiche andere Titel. Drei Serienteile wurden von Blizzard produziert, der letzte liegt immerhin schon stolze 11 Jahre zurück. Wie sehr die Fans nach einer Fortsetzung dürsteten, zeigte die Enttäuschung, als auf der Blizzcon 2018 lediglich das Handygame Diablo Immortal angekündigt wurde, was für reichlich verärgerte Buh-Rufe unter den Zuschauern sorgte. Die Ankündigung des langersehnten vierten Teils folgte schließlich ein Jahr später und nach weiteren knapp 3,5-Jahren Wartezeit ist Diablo IV nun endlich für PC und Konsolen erschienen.
Diablo IV spielt zeitlich 50 Jahre nach den Ereignissen von Reaper of Souls, dem Addon von Diablo 3, in welchem man dem Erzengel Malthael das Handwerk legte. In Sanktuario (dem Handlungsort) breitet sich durch die Präsenz der gehörnten Dämonin Lilith eine neue Gefahr für alle Menschen aus. Wer die Vorgänger nicht kennt, darf beruhigt aufatmen, inhaltlich ist alles auch für Neulinge gut zu verstehen. Kenner profitieren natürlich vom besseren Verständnis für Lore und Background, doch auch so weiß die Erzählung Spieler abzuholen und zu gefallen. Innerhalb der Reihe dürfte es sich um die bislang beste Story handeln, hier hat das Team definitiv zugelegt. Und diese wird erneut durch hervorragende Zwischensequenzen begleitet. Blizzard hat schon früher die spektakulärsten Rendervideos erstellt und auch in der Gegenwart stellt das Studio klar, dass es das noch immer tut.
Zu Beginn wählen wir aus fünf Klassen (Zauberer, Barbar, Druide, Totenbeschwörer und Jäger) unseren Charakter und können diesen noch nach Belieben optisch anpassen. Jeder davon spielt sich grundlegend anders und erlaubt unzählige Builds zur Spezialisierung. Das liegt zum einen am großen Skilltree, in welchem man nach Levelausstieg seine Punkte wohlüberlegt verteilen kann, um neue Zaubersprüche und Angriffe zu erlernen oder passive Boni freizuschalten. Bis Stufe 50 lässt sich hier jeder Charakter gezielt in eine gewünschte Richtung entwickeln, was große Auswirkungen auf das Spielgefühl und den angerichteten Schaden hat. Schön dabei ist, dass man (gegen Bares) jederzeit die Punkte umverteilen kann, wenn man mit dem Ergebnis doch nicht zufrieden ist, um dann einfach etwas Neues auszuprobieren, was einem mehr liegt.
Des Weiteren gibt es unzählig variantenreichen Loot in verschiedenen Seltenheitsstufen, auf den man während des Abenteuers Jagd macht. Auch an diesem lässt sich wahnsinnig viel machen, um die Vorteile seines Charakters zu maximieren. Geld und Materialien vorausgesetzt, kann dieser beim Schmied beispielsweise weiter verstärkt werden. In dafür passende Sockel, die entweder schon vorhanden sind oder durch den Juwelier geschaffen werden, können zudem wertvolle Edelsteine eingesetzt werden, die ebenfalls diverse Boni mit sich bringen. Und dann gibt es noch die besonders mächtigen Aspekte, die man entweder in einem der Dungeons findet oder aus anderen besonderen Items extrahiert hat. Werden diese durch einen Okkultisten in die Waffe oder Rüstung eingesetzt, lassen sich teilweise beeindruckende Effekte erzielen. Tüftler und Bastler können sich in dieser Hinsicht in Diablo IV auf jeden Fall mächtig austoben, wenn sie das wollen.
Die Kampagne ist in 6 Akte aufgeteilt und führt durch 5 riesige Regionen, die in einer offenen Welt miteinander verbunden sind und jederzeit frei zugänglich bleiben. Es dauert leider eine ganze Weile, bis man zur schnelleren Fortbewegung ein Pferd freischaltet, welches die Reisen wesentlich vereinfacht, bis dahin muss man sich rund die Hälfte der Kampagne zu Fuß durchschlagen. Wer sich größtenteils auf die Hauptmissionen konzentriert und nur gelegentlich ein bisschen nebenbei tut, dürfte etwa 30 Stunden für den Abschluss benötigen. Das Always-On-Feature sorgt dafür, dass man nie allein in den Gebieten unterwegs ist, sondern immer mal auf andere Spieler trifft. Ob man sich mit diesen aber verbündet oder nicht, bleibt einem selbst überlassen, die Kampagne kann prima allein gespielt werden oder im Koop mit bis zu 3 Verbündeten. Ist man allein unterwegs, erlebt man storyrelevante Abschnitte in jedem Fall ungestört ohne die anderen. Zu sehen bleiben sie dann nur an belebten Plätzen wie den Städten oder gelegentlich mal am Wegesrand auf Reisen, der Immersion schadet das nie.
Natürlich lässt sich mit Diablo IV noch wesentlich mehr Zeit verbringen. Es gibt über 100 Dungeons zu entdecken, reichlich Nebenmissionen zu erfüllen, feindliche Camps zu erobern, einen PvP-Modus zu bestreiten und diverse World Events zu bestehen, die zufällig an verschiedenen Orten stattfinden. Gerade bei diesen ist es immer erfreulich, wenn auch fremde Spieler hinzustoßen und an unserer Seite auf die Monster einkloppen. Handelt es sich dabei gar um einen herausfordernden Legionsangriff oder dem Auftritt eines gigantischen Weltbosses, ist man allein ohnehin beinahe aufgeschmissen. Ist alles natürlich rein optional, verspricht aber auch erstklassige Beute und macht ordentlich Laune.
Doch auch das ist an Content noch lange nicht alles, was Diablo IV zu bieten hat, für viele geht der eigentliche Spaß wohl im Endgame los, das darauf abzielt, seine Spieler über Monate oder gar Jahre zu binden. Während der Kampagne lässt sich in 2 Schwierigkeitsgraden spielen (genannt World Tiers) nach deren Abschluss werden nach und nach 2 weitere freigeschaltet, die das Game deutlich schwieriger gestalten, dafür aber auch noch besseren Loot ermöglichen und auch neue Aktivitäten freischalten. Die ultimative Herausforderung für alle also, denen es nicht Hardcore genug sein kann. Hier beginnt auch das Leveln über Stufe 50 hinaus bis zur 100 und das sogenannte Paragon Board wird freigeschaltet, in welchem man weitere Boni für seinen Charakter auswählt und mit wertvollen Glyphen noch weiter verstärkt. Darüber hinaus gibt es mit dem Totengeflüster noch coole Kopfgeldaufträge zu erledigen, in Höllenflutgebieten risikoreiche Beutezüge zu absolvieren sowie die besonders kniffligen World-Tier- und Albtraum-Dungeons zu meistern. Und ein ultimativer Endboss wartet für Level 100-Spieler ebenfalls noch. Weiterer Content wird in Form von Seasons außerdem nach und nach folgen, um die Spieler bei Laune zu halten. Doch das, was bisher schon da ist, ist auch so schon gewaltig.
Diablo IV ist ein Spiel, das eine enorme Suchtspirale erzeugt. Schnell noch einen Dungeon erledigen, noch eine Mission erfüllen oder das Gear verfeinern, stets ist Motivation da, irgendwo weiter zu machen. Das liegt auch daran, dass die Kämpfe unheimlich viel Spaß machen und auf vielfältge Weise angegangen werden können, ohne sich so schnell abzunutzen. Und sie werden immer herausfordernder, was gerade im Endgame dazu zwingt, bedacht vorzugehen. Wer übrigens nach Beenden der Story Lust auf einen neuen Charakter hat, kann die Kampagne direkt überspringen und im Endgame einsteigen, was eine gute Möglichkeit ist, sich mit dem gesamten Figurenkabinett auseinanderzusetzen.
Hatten Diablo 1 und vor allem 2 noch einen sehr düsteren Look, ging es in Teil 3 wesentlich bunter zur Sache, was nicht jedermanns Geschmack traf. Glücklicherweise ist das Blizzard bewusst gewesen, sodass es mit Diablo IV wieder back to the roots geht. Bedeutet, dass das Game wieder richtig schön blutig, finster und okkultistisch gestaltet ist und damit enorm atmosphärisch ausfällt. Auch an der Engine wurde mächtig gefeilt: Animationen, Effekte, Licht- und Schattenspiele sehen ausgezeichnet aus, auch das Art Design ist höllisch gut. Herausgekommen ist ein äußerst hübsches Game, das in seinem Bereich grafisch die neue Spitze markiert. Auch die Vertonung lässt keine Wünsche offen und weiß vor allem im Originalton mit herausragenden Sprechern zu gefallen. Auf diverse Bugs trifft man während des Spielens gelegentlich zwar noch (Netzwerkprobleme, man bleibt irgendwo stecken, Objekte sind nicht immer anklickbar), was manchmal ein wenig ärgerlich sein kann, meistens aber sind das kleine Probleme, die schnell mit einem Reload wieder behoben sind. In Zeiten, in denen AAA-Games oftmals in fragwürdigen Zuständen auf den Markt kommen (man denke hier unter anderem an Star Wars Jedi: Survivor, Redfall oder Cyberpunk 2077), macht Diablo IV bereits zum Launch eine gute Figur. Ausgiebige Beta-Tests und Vorabzugänge machen sich also durchaus bezahlt.
Fazit
Die Erwartungen waren hoch, "Diablo IV" kann sie locker erfüllen und teils sogar übertreffen. Blizzard hat hier ein fantastisches Action-RPG geschaffen, das kaum Wünsche übrig lässt auch über seine tolle Kampagne hinaus noch lange Zeit für Begeisterung sorgen wird. Wer das Genre mag oder ergründen möchte, ist hier definitiv gut bedient.
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