Bildnachweis: © Bethesda Softworks, Arkane Studios

Videospiel "Deathloop" im Test

von Sebastian Stumbek

Story

In DEATHLOOP findet ihr euch auf der geheimnisvollen Insel Blackreef wieder, deren Schicksal vom ewigen Kampf zweier außergewöhnlicher Assassinen bestimmt wird. Ihr schlüpft in die Rolle einer dieser Assassinen: Colt. Sein Ziel ist es, den Loop zu brechen, in dem sich die wunderschöne, wenn auch chaotische Insel befindet. Nutzt mächtige Waffen und Kräfte, um die acht Ziele, die den Loop aufrechterhalten, vor Tagesende auszuschalten. Doch das ist leichter gesagt, als getan, wenn alle Inselbewohner darauf aus sind, euch mit tödlicher Gewalt davon abzubringen. Am gefährlichsten ist jedoch eure Widersacherin Julianna, die euch mit allen Mitteln das Leben schwer machen wird, um den Loop zu beschützen. Lernt aus euren Fehlern und probiert neue Wege, um schließlich diesen verdammten Loop zu brechen.  

Kritik

Mit den beiden ausgezeichneten Dishonored-Spielen und dem atmosphärischen Horror-Shooter Prey haben die Entwickler der Arkane Studios über die Jahre mehrmals ihr Können unter Beweis gestellt. Umso gespannter durfte man auf ihr neuestes Werk Deathloop sein, das schon im Vorfeld für reichlich Gesprächsstoff sorgte, da keinem so richtig klar war, worum genau es sich dabei handeln sollte. Ganz grob lässt sich das ambitionierte Game als Singleplayer-Shooter mit spezieller Multiplayer-Komponente, reichlich Puzzle-Elementen und Zeitschleifen-Mechanik beschreiben. Neugierig geworden? Gut so, denn Deathloop ist ein richtig gutes Spiel geworden!

Deathloop beginnt mit unserer Ermordung und dem Wiedererwachen an einem Strand. Womöglich nur ein schlechter Traum? Unsere ersten Schritte, bei denen wir sogleich mit der Steuerung vertraut gemacht werden, enden schon bald im nächsten Tod und dem nächsten Erwachen am Strand. Nun ist klar, dass wir uns nach bester Und täglich grüßt das Murmeltier-Manier in einer Zeitschleife befinden. Unser Ziel: Aus dieser auszubrechen. Wie das funktioniert, warum sich der Tag immerzu wiederholt und warum jeder andere um uns herum, allen voran die Assassine Julianna, das zu verhindern versucht, müssen wir im knapp 30-stündigen Abenteuer nun selbst herausfinden. 

Die ersten Stunden mit Deathloop fallen dabei etwas konfus aus, was natürlich ein Stück weit von den Entwicklern gewollt ist. Genau wie Protagonist Colt werden die Spieler ins kalte Wasser geworfen und müssen sich trotz guter Tutorial-Unterstützung Stück für Stück alles selbst erarbeiten. Dazu ist zu Beginn etwas Geduld und guter Willen gefragt, doch wenn nach einigen Stunden klar ist, wie der Hase läuft und wie wir das Geschehen kontrollieren können, steigen Motivation und Spaß enorm. Dann entfaltet Deathloop sein ganzes Potenzial und lädt ein auf eine spannende Schnitzeljagd quer über die Insel.

Aufgeteilt ist die Insel in vier große Areale, auf denen wir uns frei bewegen können. Eine feste Route gibt es nicht, als Spieler kann man frei entscheiden, wo es lang geht. Jedes dieser vier Areale kann zu vier unterschiedlichen Tageszeiten besucht werden, also am Morgen, am Mittag, am Nachmittag und am Abend, was nicht nur optisch einen Unterschied macht, sondern auch spielerisch, da sich das Gegneraufgebot dabei stark unterscheidet und verschiedene Ereignisse nur zu bestimmten Zeiten stattfinden, was auch zu ganz neuen Bereichen führen kann. Jeder Tag in Deathloop erfordert also ein wenig Zeitmanagement, ähnlich wie in einem Persona 5, da wir die Reihenfolge unserer Zielorte festlegen müssen und dabei mit unseren Aktionen diverse Prozesse zu späteren Tageszeiten in Gang setzen. 

Deathloop ist also zum Teil auch ein echtes Puzzle-Game, in dem wir nach gut versteckten Hinweisen suchen, die uns das große Ganze besser verstehen lassen und dafür sorgen, dass wir unserem Ziel zum Ausbrechen immer näher kommen. Im Menü werden alle unsere gesammelten Informationen übersichtlich aufgelistet und sinnvoll verknüpft, wir können dabei jederzeit eine der vielen angelegten Spuren auswählen, der wir als aktuelles Missionsziel folgen wollen, um nicht völlig blind durch den Loop zu stolpern. So erfahren wir nach und nach, wo sich unsere Zielpersonen zu bestimmten Zeiten aufhalten, um sie gezielt ausschalten zu können.

Denn der Schlüssel zum Ausbruch aus dem Loop sind acht Visionäre, die alle an einem Tag ausgeschaltet werden müssen. Klingt einfacher, als es ist, denn unsere Gegenspieler sind quer über die Insel verteilt, gut bewaffnet und ohne unser Einwirken auf den Tag zeitlich zunächst gar nicht so einfach erreichbar. Ein Plan muss her, an dem stetig gefeilt wird, damit er in einem Loop durchgeführt werden kann. In dieser Hinsicht erinnert Deathloop stark an Hitman, da wir hier ebenfalls erst unsere Umgebung kennenlernen und die Abläufe aller Personen einstudieren müssen, um sie in die Falle zu locken. 

Doch Deathloop ist natürlich auch ein waschechter First Person Shooter, als solcher ein ziemlich guter sogar. Ob mit der Schrotflinte, dem Scharfschützengewehr oder der Uzi, es darf reichlich geballert werden, hier zeigt sich das Gameplay richtig gelungen. Zudem stehen uns im Kampf, ähnlich wie in Dishonored, übernatürliche Fähigkeiten zur Verfügung, was die Shootouts noch mal um einiges aufregender gestaltet. Dabei können wir uns teleportieren, Gegner durch die Luft schleudern, uns unsichtbar machen, Ziele miteinander verketten, um mit einer Aktion auf alle gleichzeitig einzuwirken oder uns in einen vernichtenden Kampfrausch versetzen. Die KI mag zwar nicht die Allerbeste sein, dennoch sind Gefechte äußerst spaßig und darüber hinaus auch anspruchsvoll.

Wer es lieber ruhiger mag, kann aber auch wunderbar im Stealth-Modus vorgehen, indem Gegner entweder leise ausgeschaltet werden oder man ihnen ganz aus dem Weg geht. Auch hier bieten sich die Fähigkeiten wunderbar dazu an, sich unbemerkt über die verwinkelten Maps zu bewegen. Dabei lassen sich jederzeit auch Computersysteme hacken, um Kameras abzuschalten, die sonst einen Alarm auslösen würden oder feindliche Geschütztürme übernehmen, die danach Feinde aufs Korn nehmen.

Während alle Bewohner der Insel ihr Gedächtnis zum nächsten Loop verlieren, erinnern wir uns an die vorherigen Ereignisse. Auch lernen wir mit der Zeit eine Möglichkeit kennen, gefundene Waffen und Verbesserungen in den nächsten Loop mitzunehmen, um nicht alles zu verlieren. Nötig ist dazu eine Ressource namens Residium, die wir an bestimmten Stellen ernten können, vor allem aber für das Ausschalten der Visionäre erhalten. So endet der Tod nie in Frust, sondern führt nahtlos in die nächste Schleife. Auch wenn gewisse Parallelen durchaus vorhanden sind, von einem Rogue-Like wie Returnal, das mit seiner extremen Härte und gnadenlosen Bestrafung schnell in Frust ausarten kann, ist Deathloop weit entfernt. Hier gehört der Tod einfach dazu, vor einem verlustreichen Scheitern braucht man sich dabei kaum zu sorgen.

Neben uns gibt es noch eine weitere Person, die bei jedem Loop ihr Gedächtnis behält, nämlich die Assassine Juliana. Sie setzt alles daran, uns aufzuhalten und kann uns daher jederzeit auflauern und jagen. Spielt man im Singleplayer-Modus, ist Juliana KI-gesteuert, bei einer aktiven Internetverbindung jedoch schlüpft ein fremder Spieler in ihre Rolle, was das Ganze umso aufregender macht, da sich das Zusammentreffen mit dem Invader, wie man ihn beispielsweise aus Dark Souls kennt, unberechenbarer gestaltet. Unter anderem kann Juliana die Gestalt anderer Person annehmen, was sie schwer erkennbar macht und für einigen Nervenkitzel bei der Suche sorgt. Wer abseits der Kampagne selbst Lust hat, andere Spieler zu jagen, kann natürlich ebenfalls in die Rolle von Juliana schlüpfen und in einem eigenen Modus immer weiter im Level aufsteigen. 

Übrigens erzählt Deathloop auch eine gute Story, die die ganze Kampagne über bestens zu unterhalten weiß, da stets neue Details und Überraschungen ans Tageslicht kommen. Der gut platzierte Humor lockert das Geschenen gelungen auf, währen die Charaktere interessant geschrieben wurden. Zudem fällt das futuristische Retro-Setting, wie man es in ähnlicher Weise aus Spielen wie Bioshock oder Fallout kennt, sehr aufregend aus und bereichert das Spiel mit seiner Anlehnung an alte Agententhriller auch aus atmosphärischer Sicht enorm.

Auf der getesteten PS5 läuft Deathloop jederzeit angenehm flüssig, lediglich das kurzzeitige, aber doch sichtbare Nachladen von Texturen bei schnellen Drehungen fällt ein wenig unangenehm auf, ist aber nach einiger Zeit kein großes Thema mehr. Toll: Das Spiel macht Gebrauch vom haptischen Feedback des DualSense-Controllers. So spürt man nicht nur jeden getätigten Schritt, sondern auch das Waffenverhalten direkt in den Fingern. Kommt es beim Ballern beispielsweise zur Ladehemmung der Waffe, blockiert der L2-Stick. Sehr cool.


Fazit

"Deathloop" verfolgt mit seiner abgefahrenen Zeitschleifen-Mechanik ein spannendes Konzept, das voll und ganz aufgeht. Hier erwartet Spieler nicht nur ein überaus spaßiger Shooter mit guter Story und coolen Charakteren, sondern auch ein gelungenes Adventure mit vielen Secrets und Puzzles. Schön, dass Arkane Studios innovativ bleibt und sich an etwas Frischem herantraut.

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