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Videospiel "Animal Crossing: New Horizons" im Test

OnealRedux

Von OnealRedux in Videospiel "Animal Crossing: New Horizons" im Test

Videospiel "Animal Crossing: New Horizons" im Test Bildnachweis: © Nintendo

Lust auf Urlaub? Auf eine „einsame“ Insel, jede Menge Entschleunigung sowie eine große Schuldenfalle (hiermit sei der kapitalistische Grundgedanke des Spiels auch kritisiert)? Dann seid ihr bei Tom Nooks Reif-für-die-Insel-Paket genau richtig! Nun, wohl viele Spielerinnen und Spieler sind genau auf dieses Angebot „reingefallen“ und haben sich mit hunderten – ja sogar teils tausenden – Stunden in Animal Crossing verloren. Eben die perfekte Mischung aus Sammeln und Austoben, kreativer Freiheit und spielerischer Unendlichkeit. Rund sieben Jahre nach dem letzten Abenteuer Animal Crossing New Leaf (auf dem 3DS) geht es jetzt auf der Switch weiter bzw. zurück auf die Insel. Ein Fest für alle, die gerne sammeln, sich kreativ ausleben, sich lange Zeit motivieren wollen und vor allem … endlich mal etwas Abstand brauchen. Denn schon nach wenigen Stunden ist klar: Animal Crossing: New Horizons ist derzeit wohl das perfekte Spiel – abseits von Dämonenschlachten – welches einen absoluten Eskapismus bietet. Also schnappt euch euer Nook Phone, eure Schaufel und los geht es!

Story

Ist dir das moderne Leben einfach zu hektisch? Dann ist Tom Nooks neueste Geschäftsidee wie für dich geschaffen: Entdecke das Reif-für-die-Insel-Paket von Nook Inc.!  Du hast dich mit vielen einzigartigen Nachbarn angefreundet, hast dir die Großstadt angesehen und als Bürgermeister viel für deine Gemeinschaft getan. Doch steckt tief in dir drin nicht der Wunsch nach Freiheit, nach einer Chance, das zu tun, was du willst? Der Wunsch nach unberührter Natur? Dann klingt ein Strandspaziergang auf einer einsamen Insel doch genau richtig!  Auf diesem idyllischen Fleckchen Erde entscheidest du allein, was du mit deinem Leben machen möchtest. Also, kremple die Ärmel hoch und lass deiner Kreativität freien Lauf. 

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Kritik

Bevor uns aber in das neue Inselleben stürzen, erstellen wir uns aber erst einmal schnell unsere eigene Figur, geben uns einen Namen, ein Geburtsdatum (vorzugsweise natürlich das eigene), wählen ein Habitat für unsere Insel und steigen in den Flieger. Angekommen beginnt Animal Crossing: New Horizons bereits mit seiner fantastischen Motivationsspirale. Wir lernen einige der Figuren kennen – wie Nook, seine Helfer Nepp und Schlepp sowie zwei Mitbewohner (so viel zur einsamen Insel) – schnappen uns unser Zelt, platzieren es auf dem Graß, feiern ein wenig und starten ins Abenteuer. Stück für Stück führt uns dabei das Spiel an die jeweiligen Mechaniken heran. Wollen wir Sternis für unser eigenes Haus sammeln, Klamotten einfliegen lassen oder Möbel kaufen? Nun, dann müssen wir sammeln … jede Menge sammeln. Mit der Werkbank können wir nämlich unsere eigenen Werkzeuge herstellen – dafür brauchen wir nicht nur die jeweilige Bauanleitung, sondern auch die Materialien wie Holz, Steine, Eisen etc. – und gehen dann Holzhacken, Fische fangen, Insekten sammeln, Muscheln, Blumen, Steine klopfen und Bäume schütteln. Später können wir dann auch Möbel und Gegenstände selbst herstellen und die Umgebung gestalten und sogar unser eigenes Blumenmeer anpflanzen. Dafür brauchen wir aber Geduld!

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Denn obgleich wir recht übersichtlich alle Gegenstände in unserem Rucksack verstauen können (den wir später auch erweitern) und später über ein gutes Ringmenü die Werkzeuge – die sich ebenfalls verbessern lassen – auswählen, wir müssen vielfach warten. Früchte wachsen erst nach einer Weile an Bäumen nach, Holz und Steine lassen sich nur einmal am Tag schlagen, Tiere besuchen unsere Insel nur zu gewissen Tageszeiten (oder Jahreszeiten) und auch Gebäude brauchen meist einen Tag, bevor sie dann fertig und Einsatzbereit in der Landschaft stehen. Doch genau dies, macht wohl auch einen der größten Reize von Animal Crossing aus. Es geht nicht alles auf einmal. Jede Spielerin und jeder Spieler macht sich seinen eigenen Tagesablauf. Wann geht es ans sammeln, was soll als nächstes gebaut werden und wie wollen wir eigentlich die Insel gestalten. Zu Beginn ist allerdings der Leerlauf deutlich schwerwiegender, da wir noch nicht alles bauen, sammeln oder auch abgeben können. Auch diverse Spielemechaniken, wie das Verkaufen von Tieren, oder das Herstellen von Kleidung, kommen erst nach einer gewissen Weile in das Spiel hinzu. Zu Beginn müssen wir daher vor allem eines: Warten. Haben wir dann aber auch eine Woche geschafft, können wir uns vor Kreativer Herausforderungen kaum noch retten. Da wird da schnell noch etwas Holz gesammelt, da die nächsten Tausend Sternis verdient und dann wollten wir ja auch noch unser Haus ausbauen.

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Eingestimmt werden wir dabei täglich mit einer kleinen Begrüßung von Tom Nook selbst – später dann von Spielerinnen und Spieler Liebling Melinda – der uns Neuigkeiten offenbart und auch so etwas durch das Spiel leitet. Die Sammelwut ist aber wohl eines der Kernelemente des Spiels: Denn neben dem Sammeln von Muscheln, Holz, Blumen und anderen Dingen, die auf der Insel zu finden sind, können wir auch täglich auf die Jagd nach Insekten, Fossilien und Fischen gehen. Diese geben wir dann im Inseleigenen Museum ab. Hier gibt es wohl eine der größten Überraschungen des Spiels: Denn das Museum ist nicht nur spielerisch eine gute Motivation, sondern auch visuell höchst atemberaubend. Haben wir später jede Menge Dinos, große und kleine Fische sowie unzählige Insekten gefunden, können wir entspannt durch die Aquarien und Terrarien schlendern und unsere Leistung bewundern. Den Rest gestalten wir allerdings selbst: Wollen wir mehr Früchte auf der Insel haben und neue Bäume pflanzen? Dann fliegen wir kurzerhand per Meilenticket – oder wir besuchen Insel unserer Freunde – auf eine andere Insel und „klauen“ uns dort alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Kokosnüsse, andere Früchte oder auch besondere Fische und Insekten lassen sich nur so auf unsere Insel bringen.

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Wer sich indes gerade kein eigenes Projekt gesetzt hat – das Spiel lebt auch von der eigenen Zielsetzung, die man sich setzt – findet auch immer wieder andere Anreize auf der Insel. So zum Beispiel das Sammeln der Nook-Meilen: Für bestimmte geschaffte Herausforderungen (vom simplen sammle etwas Holz bis baue dein Haus aus) bekommen wir Meilen auf unser Handy/Konto gutgeschrieben, die wir dann wieder in Gegenstände oder Verbesserungen – wie Flugtickets oder Baueinleitungen – investieren können. Des Weiteren können wir mit unseren Nachbarn reden, ihnen Geschenke machen, erleben immer wieder Besuche und Überraschungen auf unserer Insel und die großen Events – wie derzeit der Häschentag – sorgen für Abwechslung. Überhaupt macht es auch Spaß, einfach dem Treiben auf der Insel zu frönen. Überall gibt es etwas zu entdecken, zu erleben oder auch einfach zu beobachten. Und angesichts der derzeitigen Lage auf der Welt, erhaschen wir uns selbst auch des Öfteren dabei einfach am Strand zu stehen, dem Meer zu lauschen und zu überlegen, wo denn jetzt eigentlich unsere Schaukel hinsoll und wie wir sie vom Design her noch verschönern können.

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Überhaupt ist es vor allem dem visuellen Stil zu verdanken, dass Animal Crossing: New Horizons so gut funktioniert: Die Details sind ebenso beeindruckend wie der farbenfrohe und recht knuffige Stil. Störend ist hingegen die Steuerung an manchen Stellen: Das ewige geklicke von Textzeilen ist ebenso mühselig wie das genau zielen zum Platzieren von Gegenständen oder auch nur einem Loch graben. Ebenso das Durchwühlen der Menüs gestaltet sich beim tausendsten Mal als etwas störend. Beispiel gefällig? Wir schlagen gerade Holz und haben dafür die Axt ausgewählt, als plötzlich ein Insekt vom Baum fällt. Menü auf, Kescher auswählen, loshüpfen. Während wir so ein neues Insekt in unserer Sammlung begrüßen können, fliegt ein Luftballon vorbei. Hektisch ins Menü, Schleuder auswählen und Geschenk ins Inventar packen. Auspacken und dann wieder die Axt auswählen. Gerade diese kleinen Momente sind dann doch Nervenzerrend. Ebenfalls störend ist leider die Tatsache, dass pro Konsole nur eine Insel gespeichert wird. Spielen mehrere Menschen mit dem Spiel, so kann man weder seine eigene Insel bespielen noch gemeinsam per Couch-Coop. Nur ein Mitspieler kann gleichzeitig dabei sein und dies auch nur in einem Helferinnen- und Helfermodus. Schlimmer noch: Die Inselsprecherin und der Inselsprecher – sprich der erste Spielstand – muss die Insel vorantreiben. Alle anderen können dann nur noch reagieren.

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Immerhin können so zumindest vier gleichzeitige Spielerinnen und Spieler auf der Couch platz nehmen. Ihr müsst allerdings der Anführerin oder dem Anführer folgen und seid limitiert. Anders gestaltet sich dies beim Online-Modus. Wer eine Insel besucht, kann hier ganz normal agieren und sogar die Shops besuchen und das tägliche Angebot nutzen. Etwas mehr kooperatives Spiel wäre aber vermutlich schon bei  Animal Crossing: New Horizons möglich gewesen. Technisch ist hingegen das Spiel ohne große Makel. Egal ob im Handheld Modus oder auf einem großen 4K Fernseher: Das Bild ist stets fantastisch und die Schriftgrößen passen sich automatisch an, sodass nie etwas verloren geht.

Fazit

Aktuell gibt es wohl kaum ein Spiel, welches so gekonnt Sammelleidenschaft, Kreativität sowie Social-Gameplay miteinander verbindet. Die Motivation ist groß, die Möglichkeiten noch viel größer und zudem bietet Animal Crossing: New Horizons derzeit die perfekte Unterbrechung vom Alltag. Mit seinen vielen spielerischen Innovationen und Details, stecken hier gewiss unendlich viele Spielstunden drin. Allerdings nur für die Spielerinnen und Spieler, die sich auch darin verlieren möchten. Es braucht eigene Zielsetzungen, eigene Ideen und einen Hang zum Gestalten und Vervollständigen. Wer mehr Abwechslung benötigt oder ein geführtes Gameplay, wird vermutlich enttäuscht. Abseits von einigen Bedienschwierigkeiten, vielem widerholen sowie den begrenzten Koop-Möglichkeiten, ist aber Animal Crossing: New Horizons ein fantastisches Spiel geworden, welches perfekten Eskapismus bietet. Schnappt euch also eure Schaufel, steigt in den Flieger und lebt euren Insel-Traum.

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