Es ist kaum zu fassen. Helge Schneider wird 60 und zählt damit fast noch in unsere Großelterngeneration. Der Weg für ihn war nicht immer leicht und von vielen Steinen gesäumt, doch seit seinem Durchbruch Anfang der 90er Jahre ist er aus dem kollektiven deutschsprachigen Kulturgut nicht mehr wegzudenken. Wie bedanken uns für fünf Spielfilme und stundenlange Unterhaltung.
Hat man es als Schauspieler zu was gebracht, wenn eine Dokumentation über einen gedreht wird? Ganz sicher, im Falle von Helge ist das bloße Runterbrechen auf nur eines seiner Talente, die Schauspielerei, aber nicht genug der Würdigung. Dieser Art Würdigung versuchte man in "Mülheim Texas - Helge Schneider hier und dort" in Film zu bannen, doch der Meastro entzog sich ein ums andere und ließ sich nicht festnageln. Glitschig wie ein Aal umschiffte er sämtliche Bemühungen der Regisseurin Andrea Roggon und machte, wie schon so oft, sein eigenes Ding. Schneider Fans dürfte bei der ein oder anderen Aktion mindestens mit den Mundwinkeln gezuckt habe, doch wer mit dem Humor nichts anfangen kann, hat schon verloren und sitzt viel Zeit im Kino ab. Es wäre das falsche zu Wort zusagen, Schneider polarisiert.. Doch er spaltet die Welt in Schneider Fans (weniger) und nicht Schneider Fans (mehr).
Disese Spezielle zieht sich auch durch seine ersten Filmarbeiten, die dem Genre des Experimentalfilms (tun sie das? Die Einordnung fällt schwer) angehören. "Johnny Flash" ist da am Populärsten, die Rolle soll später noch mehrfach auftauchen. Im 1986 gedrehten von Film Werner Nekes gibt Schneider den untalentierten Schlagerstar und ehemaligen Arbeitslosen Jürgen Potzkothen spielt. Dieser wird über Nacht berühmt, eine Tatsache, die ihm so ähnlich nach dem "Wetten, dass...?"-Auftritt 1994 passierte, als er schlagartig in aller Munde war. Dass für Schneider der Erfolg auch immer eine Kehrseite hat wurde schnell klar, er zog sich bereits 1995 kurzzeitig zurück, da der Rummel um ihn so groß geworden war.
Aus filmischer Sicht folgten einige Nebenrollen, darunter im Abschlussfilm "Drei D" von Sönke Wortmann. Neben einer stetigen Bühnenpräsenz und mehrere Alben (Gold für "Es gibt Reis, Baby - 1993) landete er ebenfalls '93 den ersten großen Hit abseits von Tonträgern, denn sein Film "Texas - Doc Snyder hält die Welt in Atem" ist heute kult. Abermals ließ er sich in keine Schublade stecken, die größtenteils improvisierten Dialoge sprühen nur so vor Klamauk und Anti-Witz. Sein nächster Film "00 Schneider - Jagd n ach Nihil Baxter" schlug in eine ähnliche Kerbe und etablierte die Rolle des Komissar 00 Schneider, der 2013 einen weiteren Fall auf der Leinwand zu lösen hatte. Da sind wir auch schon am Ende seiner Laufbahn als Filmemacher. Am Ende? So ein Quatsch. Trotz der für Normalsterbliche baldigen Verrentung dürfte da noch was kommen, auch wenn Schneider einmal das Filmgeschäft als "zu anstrengend" bezeichnete und an den Nagel hing. Es gibt immer ein nächstes Mal. Mit "Lass knacken, HELGE! HELGE, Der Film! HELGE, Life!" hat er übrigens zur Feier seines Geburtstags eine neue Live-DVD am Start.