Nichts ist schöner und nichts erfordert mehr Charakter als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!

Kurt Tucholsky (1890-1935), dt. Schriftsteller

Das war doch wirklich spannend, als die Moderatoren am Ende der Sendung im Camp standen und entweder Thorsten Legat oder Helena Fürst, kurz vorm Finale, das Camp verlassen mussten. Am Ende traf es Helena, die in den letzten Tagen zwar wieder Boden gut gemacht hat, in dem sie dem Legatron in seine Schranken wies und sein chauvinistisch angelegtes Weltbild an die Oberfläche zerrte, gleichsam war es aber auch nicht mehr auszuhalten wie sehr sie sich selber als Streiterin für sich selbst inszenierte und bei jeder Möglichkeit versuchte, intellektuell scheinbar schwächere Mitcamper, verbal niederzubuttern. „Hör auf mich zu bewerten“ zischte Fürst immer wieder in Richtung Sophie Wollersheim. Manchmal war diese Aufforderung durchaus gerechtfertigt, manchmal allerdings bekam man als Zuschauer das Gefühl, dass die Fürst nur einen Streit, bzw. Diskussion begann, um zumindest irgendetwas zu tun zu haben. Ansonsten lag die Fürst brach, leckte noch immer ihre Wunden, die sie während ihrer ersten Prüfungen bekommen hatte und zeigte wenig Eigeninitiative und Teamgeist.

Dennoch blieb das letzte Battle im Dschungel zwischen Legat und Fürst spannend, denn dieser hatte sich auch nicht gerade von seiner besten Seite gezeigt. Während Menderes im Camp die häuslichen Pflichten erledigte, lag Legat auf seiner Pritsche, schnüffelte seinen eigenen Körpergeruch und schleuderte einen Chauvi-Spruch nach dem anderen raus. Er nannte Menderes schließlich sogar Mandarinchen, um so dessen weibliche Seite zu betonen. Fand der Legat witzig. Ich nicht, auch wenn RTL das Ganze (wie immer) so manipulativ wie auch vergnüglich zusammen montierte. Aber somit sollte klar sein, dass der neue Dschungelkönig nicht der Hulk, sondern der 12jährige mit dem Drei-Tage-Bart ist. Die spannendsten Frage im Finale wird daher wohl nicht sein, wer Dschungelkönig wird, sondern wer die Plätze zwei und drei belegt. Das könnte durchaus knapp werden. Sophie wie auch Thorsten bringen genügend Licht wie Schatten mit. Ihre Grenzen zwischen Sympathie und Ablehnung sind oft fließend. Bin gespannt ob RTL im Finale da noch was raus machen kann.

Kommen wir zur Dschungelprüfung. Nachdem die Männer gestern ja auf äußerst amüsante Art und Weise Totalversagt haben und damit ihre eigene Dschungelreputation mit Kasalla in die Tonne getreten haben, durften nun die verbleibenden Damen beweisen, dass sie das potentere Geschlecht sind. Das Ergebnis: Eine abgebrochene Prüfung, null Sterne und eine jammernde Helene Fürst, die damit ihre Rolle des sterbenden Schwans perfektionierte. Leider war die Prüfung an sich nicht sonderlich ergiebig, was nicht an der Prüfung selbst, sondern mehr an den beiden Kandidatinnen lag. Die eine, Sophie, versuchte zu kämpfe, aber ihr fehlte die Kraft. Die andere, Helena, hatte keine Lust und keinen Kampfgeist. Endresultat: Ein schnödes Fallen und wieder Aufsteigen auf ein Surfboard. Ach nee, dann lieber wieder mit den Herren den Parkour abfahren.

Nach der Prüfung kam es dann (mal wieder) zum Streit zwischen der Fürst und ihrem Opfer. Als dieses nämlich in einem gemeinsamen Interview meinte, dass die beiden es schaffen werden und wenn es nicht klappt, würde sie Helena schon „keine auf die Nuss“ geben. Zack! Helenas Streitmotor sprang an, schaltete in den fünften Gang und legte los. Ja, diese totale Nichtigkeit von Sophie reichte aus, damit die Fürst wieder ihr Talent beweisen und sich damit wohl wieder selbstbeweisen konnte. Wenn’s schon nicht in den Prüfungen klappt, dann eben halt so. Ich glaube einfach mal, es lag an dieser Attitüde, die Helena letztlich den Einzug ins Finale verwehrte.

Okay, auch ihre Verweigerung bei der Schatzsuche mitzumachen hat gewiss dabei geholfen, dass weniger Leute für sie angerufen haben als sonst. Auch hier nutzte sie jede Möglichkeit um mit Sophie zu streiten. Das war allerdings nur nebensächlich, denn die Männer bewiesen erneut, dass sie in Sachen Orientierung und Navigation keine Helden sind. Mal ehrlich, wer dem Legat nach des gestrigen Prüfung einen Kompass in die Hand drückt, ist doch selber schuld. Stellt euch nur mal ein Navi mit Lgat-Modus und –Stimme vor. Da will man von Berlin nach Potsdam und kommt letztlich in Gütersloh wieder raus. Jedenfalls konnten die Camper die Schatztruhe, die unter einer Pritsche versteckt war, finden, sie aber nicht rechtzeitig öffnen, da Helena ihren Code für die Kiste nicht mehr wusste. Wer war schuld? Genau, die Wollersheim. Die wollte sich Helena Code nicht auch noch merken. Hm… wenn ich mir den gestrige Tag nochmal genau ansehe, war es doch gar nicht so spannend, ob nun der Legat oder die Fürst gehen muss.

Ansonsten noch:

Sophie schob Campkoller und sprach mit ihren Fingern. Joar, ist halt kurz vorm Finale. Irgendwas muss sie halt tun. Immer bot das ganze ein paar hübsche psychedelische Bilder parat (siehe Header).

Ich glaube Menderes will wirklich noch weiter im Dschungel bleiben. Amüsant. Zeitgleich war es vielleicht wirklich die beste Zeit seines Lebens, denn sein wir ehrlich, auch er wird kein Star werden, wenn er die Krone auf dem Kopf hat. Klar, er erhält mehr Medienpräsenz für die nächsten zwei, drei Wochen aber dann? Ach mag Menderes, auch wenn er mich nervt, und deswegen wünsche ich ihm schon jetzt, dass er diese Tage im Fokus der Öffentlichkeit genießt.

Das war das Halbfinale. Bis morgen.

Eure Meinung zum Halbfinale?

Gewinnspiel:

Wir verlosen Guillermo Del Toros Vampirserie "The Strain" (Staffel 1) auf Blu-ray.  Mitmachen tut jeder, der hier, oder auf den anderen Seiten des Specials, einen Kommentar zur Show (egal ob negativ oder positiv, ernst gemeint oder flapsig) hinterlässt. Der Gewinner wird nach Beendigung des Dschungelcamps von uns informiert.