Story

In Split Fiction spielen du und dein Koop-Partner Mio und Zoe, zwei Autoren, die in einer Simulation gefangen sind, die auf ihrer eigenen Vorstellungskraft beruht – weil ein High-Tech-Versuch, ihre kreativen Ideen zu stehlen, echt schiefgelaufen ist. Obwohl sie sich nicht kennen, müssen die beiden lernen zusammenzuarbeiten, um zu entkommen und dabei weder ihre Erinnerungen noch ihre Geschichten zu verlieren. Bereite dich auf Kämpfe gegen Drachen und Trolle in Zoes Fantasywelten und Cyber-Ninjas und Roboter-Parkwächter in Mios SF-Kreationen vor. Gemeinsam müssen die beiden zahllose Hindernisse überwinden, um sich ihren Weg durch diese seltsame, wilde und völlig unerwartete Freundschaft zu bahnen.

Kritik

Das schwedische Entwicklerstudio Hazelight Studios hat sich ganz dem Koop-Erlebnis verschrieben und feiert damit große Erfolge: 2018 brach man gemeinsam mit einem Spielpartner in A Way Out auf spektakuläre Weise aus dem Gefängnis, 2021 schlüpfte man in It Takes Two in die Rollen eines zerstrittenen Ehepaars, das in Puppen verwandelt wurde und wieder zusammenfinden musste. Letztgenannter Titel wurde nicht nur als Spiel des Jahres bei den Game Awards ausgezeichnet (quasi dem Oscar der Spielbranche), sondern verkaufte sich inzwischen auch mehr als 23 Millionen Mal. Damit befindet man sich bereits in der Oberliga des Blockbusterbereichs. Insofern ist wahnsinnig spannend, was sich das Qualitätsstudio unter der Leitung des einstigen Regisseurs und Schauspielers Josef Fares (Jalla! Jalla!, Kops) als nächstes ausdenkt. Mit jeder Menge Liebe, Kreativität und maximaler Kundenfreundlichkeit (dazu später mehr) darf nämlich in jedem Fall gerechnet werden. 

Split Fiction nennt sich nun das neueste Werk, das von zwei Autorinnen handelt, die durch ein fehlgeschlagenes Experiment gemeinsam in ihre eigenen fiktiven Welten gesogen werden. Eine der beiden liefert Geschichten aus dem Sci-Fi-Bereich, die andere hat sich ganz der Fantasy verschrieben. Und da wir es hier mit zwei Genres zugleich zu tun haben, zwischen denen wir immer wieder hin und her springen und für das keine Regeln gilt, hat das Entwicklerteam auch unbegrenzte Möglichkeiten für einen durch und durch wilden Abenteuerritt.

Schwierig zu beschreiben, was einen in Split Fiction alles erwartet, da sich nicht nur das Genre, sondern auch die Thematik, der Stil, die Perspektive und das eigentliche Spielprinzip permanent ändern. Mal kämpfen wir uns durch ein von Oger überlaufenes Dorf, mal schlüpfen wir in die Rolle von Cyber-Ninjas und schwingen uns in einer fernen Zukunft wie in Tron auf Speed-Bikes, um uns schon im nächsten Moment in einer Wüste voller Sandwürmer wie aus Dune zu befinden oder aus einem Flugzeug in ein futuristisches Kriegsgebiet wie in Edge of Tomorrow zu springen. Im Kern ist Split Fiction ein Plattformer, doch das Spiel darauf zu reduzieren würde ihm nicht gerecht werden, da eben auch so viele andere Dinge hier mit hineinkommen. Was Hazelight Studios hier alles an abgefahrenen Ideen abfeuern, wie sie mit gängigen Konventionen brechen und den Unterhaltungsfaktor in die Höhe schießen lassen, ist schliechtweg atemberaubend. Dass Josef Fares Filme liebt, ist kaum zu übersehen. Und wer das auch tut und auf Bombastkino steht, dem ist ein permanentes Lächeln während des Spielens garantiert.

Doch wir bewegen uns nicht bloß einfach durch bunte Welten und lassen es knallen, die Story selbst macht mit gut platziertem Humor auch wieder richtig Laune und entwickelt mit der Zeit sogar an emotionalen Tiefgang. Zudem sind die beiden Hauptakteurinnen sympatisch geschrieben und wachsen einem immer mehr ans Herz. Es wäre nicht verwunderlich, wenn auch Split Fiction irgendwann eine Verfilmung erhält. Die zu It Takes Two ist bekanntlich bereits auf dem Weg.

In Split Fiction dreht sich alles ums Teamwork. Zahlreiche Geschicklichkeitspassagen oder Puzzles sind nur zu bewältigen, wenn man gut aufeinander abgestimmt zusammenarbeitet. Auch hier ist immer wieder faszinierend, was sich das Team alles einfallen ließ, um Spieler auch mal ein wenig zu fordern (Achtung: Split Fiction ist spielerisch anspruchsvoller als It Takes Two). Einen Einzelspielermodus gibt es nicht, das Spiel kann nur zu zweit gespielt werden, entweder lokal im Couch-Koop (per klassischem Splitscreen), oder per Multiplayer. Hier nun ein sehr löblicher Ansatz, der weiter oben bereits unter Kundenfreundlichkeit angeteasert wurde: Im Online-Modus muss lediglich eine Person das Spiel besitzen, der Spielpartner kann das gesamte Spiel kostenlos mitspielen, selbst plattformübergreifend. Und das lässt sich sogar beliebig oft mit weiteren Personen wiederholen. Das ist in Zeiten, in denen Unternehmen auf maximalen Profit aus sind, schon ziemlich beachtlich. Und mutig! Doch es zeigt auch, wie selbstbewusst das Studio mit seinem Produkt umgeht und dass Publisher EA gelassen dahinter steht. It Takes Two hat dadurch zuvor auch keinen Schaden erlitten, sondern sich im Gaming-Bereich viele Freunde gemacht.

Und um das ganze Lob noch auf die Spitze zu treiben: Auch technisch läuft es absolut rund in Split Fiction. Nicht nur sieht das Game grafisch richtig gut aus und ist bombastisch inszeniert, es läuft auf der getesteten PS5 absolut flüssig mit konstanten 60fps, selbst wenn es per Splitscreen zusätzlichen Rechenaufwand hat. Zudem sind keinerlei Bugs im Test aufgetreten. Das zeugt von sauberem Coding und maximaler Qualitätskontrolle und ist heutzutage leider auch nicht mehr selbstverständlich. Erstklassige Synchronsprecher sowie starker Sound und gute Musik runden das Angebot ab. Hut ab vor den Hazelight Studios.

Fazit

Nach "It Takes Two" folgt der nächste Geniestreich der Hazelight Studios: "Split Fiction" feuert mit kreativen Ideen und spaßigen Spielereien im Minutentakt aus allen Rohren und ist das derzeit vielleicht beste Koop-Abenteuer überhaupt.