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Lidanoir und der Science-Fiction-Film

DingDong

Von DingDong in Space Invaders: Von der Eroberung des Weltraums und selbstschnürenden Turnschuhen

Lidanoir und der Science-Fiction-Film Bildnachweis: © Universal

Hallo Lida a.k.a. Lidanoir...

Was ist das Allererste, das dir unwillkürlich in den Sinn kommt, wenn du an den Begriff Science-Fiction denkst?

"New World", eine Formulierung, die sowohl in Shakespeares Proto-Sci-Fi The Tempest auftaucht als auch in der allerersten bekannten Science-Fiction-Novelle A Description of the New World von Margaret Cavendish sowie in Aldous Huxleys Brave New World. Drei literarische Werke, denen ich sehr unterschiedlich gegenüberstehe und die verschiedene Eckpfeiler des Genres für mich repräsentieren. Außerdem: die falsche Maria aus Metropolis, Robby Roboter aus Forbidden Planet (Fun Fact: eine Adaption von The Tempest) und die Fliegenden Untertassen aus Plan 9 From Outer Space.

Weißt du noch, was so deine ersten Berührungspunkte mit filmischer Science-Fiction waren und wie es sich angefühlt hat?

Frankenstein, aber da ich davon bereits im Tales from the Script-Special berichtet habe, folgt jetzt einfach copy & paste. Okay, joke. Folgen von Twilight Zone und Outer Limits

Hast du spezielle Themen oder Aspekte innerhalb des Genres, die dich besonders reizen und wenn ja, welche und warum?

Die Entwicklung des Genres, sowohl Konstanten als auch Innovationen. Noch mehr der eng damit verbundene Aspekt sozialer, gender- und ethnischer Codierung. Warum z.B. wird ein von Autorinnen begründetes Genre bis heute als "männlich" aufgefasst? Konzepte der Zukunft, fremder Planeten, außerirdischer Wesen, technologischen Fortschritts (oder Rückschritts), alternativer Gesellschaftsformen und politischer Systeme, körperlicher Veränderungen und geistiger Möglichkeiten und der Umgang mit Rauschmitteln: all dies verrät enorm viel über den Status Quo einer Gesellschaft. Ängste, Sehnsüchte, Vorurteile, Feindbilder, Ideale und Ideologien spiegeln sich in der Fiktion. Die Zukunft ist also nicht Vergangenheit, sondern Gegenwart. Die Existenz der  Vergangenheit ist gewiss, aber die Zukunft ist immer nur ein Konzept.

Welche Science-Fiction-Filme waren für dich besonders einprägsam oder womöglich gar prägend und wie genau haben sie das geschafft?

The Island of Lost Souls hat mich als kleines Kind besonders fasziniert und war ein früher Markstein in meiner sehr kritischen Position gegenüber Ärzt*innen. Alien war damals einer der wenigen Filme, in denen sich die weibliche Figur wie ein normaler rational denkender Mensch verhält.

Gibt es bestimmte Regisseure oder (Drehbuch)Autoren, deren Visionen es dir besonders angetan haben?

Jack Arnolds Werke haben eigene Subgenres begründet oder ihnen zeitlose Highlights verschaffen. Seine Filme fesseln nicht nur mit ausgefeilten Special Effects, die bis heute beeindrucken, sondern cleveren Plots mit oft allegorischen und zeitkritischen Elementen. In einer Ära xenophober Paranoia drehte er mit It Came from Outer Space einen Klassiker mit einem ebenso pazifistischen wie realistischen Twist und Tarantula warnte im Atomzeitalter vor unkontrollierbaren Konsequenzen der Technologie. 

Ist es dir möglich, im Hinblick auf das Genre ein "Lieblingsjahrzehnt" zu benennen oder alternativ ein Jahrzehnt, das du als besonders spannend empfindest?

Die 50er und 60er bleiben das Goldene Zeitalter des Science-Fiction. In keiner anderen Ära wurden mehr Klassiker gedreht und liefen technologische und kinematographische Entwicklung so eng beieinander. 

Wovon würdest du im Bereich Science-Fiction zukünftig gerne (wieder) mehr sehen?

Mehr Internationalität! Mehr Diversität! Ich will nicht den x-ten Blockbuster von einem weißen, straighten Opa sehen, bei dem irgendein Typ cool in der Gegend rum ballert und infantile Protagonistinnen Kostüme wie weiße Zensiert-Streifen tragen. Oder Naturkatastrophen die Erde verwüsten (und zwar weil Gott das so will, denn der Klimawandel existiert nicht, aber der liebe Gott ist voll real) und nur eine Handvoll der allerbesten Menschen darf in den Schutzraum und hey, surprise, die Besten sind alle cis Männer mit Ehefrau und Kinderschar aus den Weltwirtschaftsmächten (also die Leute, die den Klimawandel am meisten vorantreiben würden, wenn es ihn gäbe) und alle sind straight, denn LGBTQIA+ Menschen existieren in diesen Filmuniversen einfach nicht (von Gott bekehrt? Weggebeamt?) und alle sind weiß, weil die wenigen Schwarzen sich für sie freiwillig geopfert haben. Und ich will auch nicht den aberdutzendsten Film, in dem ein trauriger einsamer Mann eine perfekte Robo-Frau bastelt oder sonstwoher kriegt, und sich in sie verliebt, was so gaaaarrrrr nicht creepy ist. Und am allerwenigsten brauchen ich und diese Welt noch ein Sci-Fi-Epos, in dem ein weißer Adeliger sich ganz diskret unter nicht-weiße, nicht adelige Leute mischt (ist ja mega unauffällig, merkt keiner), nach fünf Minuten alles tausendmal besser kann, was die seit zig tausend Jahren kultiviert haben, und sie dann zur Freiheit führt, denn das ist es ja, was weiße Adelige von jeher getan haben: andere Kulturen befreien und deren Sitten lernen. Ich will nicht nur Token-Repräsentation, sondern Sci-Fi- von, mit und über die, die sonst höchstens im Hintergrund Statist*innen sind oder gar nicht vorkommen. Das ist meine Utopie.

Magst du den Leser*innen verraten, was deine 10 allerliebsten Science-Fiction-Filme sind?

Nope - Space Spektakel
Man Who Fell to Earth - Starman waiting
Snowpiercer - Eiskalter Klassenkampf.
Clockwork Orange - Humor & Horrorshow.
Stalker - Zone ohne Hoffnung
Voyage dans la lune - Klassiker. Ohne Worte.
1984 - Big Brother is watching you.
Invasion of the Body Snatchers - Absolute Assimilation
Nausicaä - Alterslose Animation
Silent Running -  Anarchie pflanzen

Hättest du eventuell auch noch eine Handvoll futuristisch-fantastischer Geheimtipps am Start? Serienempfehlungen sind hierbei natürlich ebenfalls gerne gesehen.

Klar ist Shinya TsukamotosTetsuo: Iron Man ein Underground-Klassiker. Allerdings einer, den wenige tatsächlich gesehen haben.

Zum Abschluss noch the BIG one: Star Wars oder Star Trek? Oder womöglich gar weder noch!?

Weder noch.

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