Erwähnungen
Schön, dass es endlich zu Ende ist - Goodbye "TV Total"
Von Stu in Schön, dass es endlich zu Ende ist - Goodbye "TV Total"
am Mittwoch, 16 Dezember 2015, 16:13 Uhr
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Das Ende eines Show-Imperiums
Manchmal fängt man Geschichten wirklich am besten mit den drei magische Wörtern „Es war einmal“ an, denn die Geschichte von Stefan Raab und "TV Total" hat durchaus etwas Märchenhaftes. Würde sie von den Gebrüdern Grimm stammen, so hieße sie wahrscheinlich „Der Metzger der ein Show-Imperium erschuf“. Ein Show-Imperium welches nun endet, wenn die allerletzte Folge „TV Total“ ausgestrahlt wird, denn damit verabschiedet sich nicht nur diese Show in ihr Ende, sondern auch Raab selbst, will dem TV-Zirkus (vorerst?) den Rücken kehren.
„TV Total“ stand mal für junges, autarkes, freches Fernsehen. Das war vor langer Zeit. 16 Jahre nach der ersten Folge ist die Show leider nur noch ein künstlich am Leben erhaltenes Fossil der deutschen TV-Landschaft. Das Ende der Sendung gleicht einem viel zu spät angesetzten Gnadenschuss.
Als „TV Total“ am 8. März 1999 on air ging, war es ein Format, welches es so in Deutschland noch nicht gab. Allen voran weil Moderator Stefan Raab, der zuvor beim deutschen Musiksender Viva für Furore sorgte, mit großer Klappe und deutlichem Hang zum Sarkasmus und Selbstdarstellung alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Zu Beginn strahlte Pro7 die Sendung nur einmal pro Woche aus und es war genau diese Zeit, als „TV Total“ sich den Ruf beim (vornehmlich) jungen Publikum erarbeitete, die Show zu sein, die man einfach sehen muss. Nach einer Ausstrahlung von „TV Total“ waren die dort gezeigten Clips und Aktionen garantiert Thema Nummer eins auf jedem Schulhof. War „Wetten, dass..?“ mit Thomas Gottschalk damals noch eine Einladung für Zuschauer aller Altersgruppen, so begriff sich „TV Total“ als reinrassige, mediale Ware fürs junge Zielpublikum und auch wenn viele Kritiker und TV-Größen Raab belächelten oder ihn wegen seiner radikalen, frechen Art nicht leiden konnte, so war er es doch, der Jahre später die Institution der Samstagabendspieleshow mit „Schlag den Raab“ wieder salonfähig und profitabel machte. Aber bis es dazu kam, sollte es noch dauern.
Große Momente, noch größere Erfolge
Der Grund warum viele TV-Kollegen Raab nicht mochten war der Tatsache geschuldet, dass es schon immer Teil des „TV Total“-Konzepts war, dass er sich über sie lustig machte. Wurden früher Missgeschicke und Kurioses im Fernsehen meist in Shows wie „Rudis Tagesschau“ oder „Pleiten, Pech und Pannen“ noch recht zahm, oftmals sogar regelrecht sanft verhöhnt, schlug Raab ordentlich in die Bresche. Moderatoren wie Heiner Bremer oder Ingo Dubinski wurden von Schandmaul Raab durch den dickflüssigen Kakao gezogen. Die Geburtsstunde vieler, großer Momente.
Doch Raab hörte nicht bei Prominenten auf. Auch der Normalbürger, der sich irgendwie ins Fernsehen verirrt hatte, wurde von ihm gnadenlos vorgeführt. Das war immer recht amüsant, dennoch war es fast schon etwas zu erschreckend, wie teilweise skrupellos „TV Total“ aus Menschen, die eigentlich nicht im Rampenlicht stehen, reinrassige Witzfiguren machte. Bestes Beispiele: Regina Zindler, deren Auftritt bei der Sat1-Show „Richterin Barbara Salesch“ (damals waren es noch echte Fälle und Personen) Raab dazu nutzte, um aus den von Zindler getätigten Aussagen einen Song zu machen, der es sogar auf Platz 1 der deutschen Singlecharts schaffte. „Maschen-Draht-Zaun“ hieß der Hit und er gilt bis heute als die größte Nummer, die „TV Total“ jemals erreicht und inszeniert hat.
Raab würde dies gewiss verneinen und er hätte Recht. Immerhin bot er mit SSDSGPS dem Casting-Einheitsbrei von RTL und RTL2 die Stirn, boxte sich gegen Weltmeisterin Regina Halmich, brachte Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder mit „Hol‘ mir mal ‘ne flasche Bier“ in die Singlecharts und selbstverständlich gelang ihm mit seiner Kooperation mit der ARD auch die Suche nach einem Teilnehmer/in für den ESC. Das Ergebnis: Deutschland gewann nach etlichen Jahren wieder diesen (ebenfalls recht antiquierten) Wettbewerb.
Sieht man sich die mit „TV Total“ erreichten Erfolge an, fällt auch vielleicht Raabs größte Schwäche auf. Die alte Weisheit „Aufhören, wenn’s am schönsten ist“ war ihm immer zu wider. Nach „Maschen-Draht-Zaun“ versuchte er unter ähnlicher Konzeption weitere Hits zu landen, die von Mal zu Mal immer generischer wurden. Auch seinen großen Erfolg mit Sängerin Lena beim European Song Contest 2010 wollte er ein Jahr später wiederholen und seine samstäglichen Sonderevents wie die „Stockcar Crash Challenge“ oder „Autofußball“ wurden fast schon inflationär ausgestrahlt.
Eigentlich passt das Wörtchen „inflationär“ perfekt zu Stefan Raab. Hatte er etwas gefunden, was funktionierte, was vom Publikum angenommen wurde, reizte er dies bis zum Maximum und darüber weg aus. Das Ergebnis war eine schwer zu kontrollierende Müdigkeit gegenüber seinen Formaten.
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