In den 80ern spitzte sich der Kalte Krieg noch einmal zu und natürlich kam auch Hollywood nicht daran vorbei. Die Sowjets und die Kommunisten im Allgemeinen waren ein klares Feindbild, das man nur zu leicht auch in Filmen nutzen konnte und selbst vor Sportfilmen nicht Halt machte. In dieser Phase entstand auch der äußerst kontrovers aufgenommene Film Red Dawn oder Die rote Flut, wie er hierzulande benannte wurde. In den USA war der Film trotz teils vernichtender Kritiken ein Publikumserfolg und in Deutschland sorgten aufgebrachte Friedensaktivisten dafür, dass der Film in vielen Städten schnell aus den Kinos genommen werden musste und als reine Kriegspropaganda verschrien wurde. Zudem landete der Film für Jahrzehnte aufgrund seiner Gewaltdarstellungen auf dem Index und war nur in einer geschnittenen Version zu sehen. Tatsächlich war der Film aber zugleich für viele damalige Jungdarsteller ein Sprungbrett. Neben C. Thomas Howell und Patrick Swayze, die im Jahr zuvor bereits mit Die Outsider ihren Durchbruch feierten, gab Charlie Sheen hier sein Leinwanddebüt und Lea Thompson konnte ein Jahr vor ihrem Durchbruch mit Zurück in die Zukunft hier ihren ersten großen Erfolg feiern. Nicht zu vergessen Jennifer Grey, die in Die rote Flut, erstmals mit ihrem späteren Dirty Dancing Filmpartner Patrick Swayze vor der Kamera stand. Mittlerweile ist der Film in Deutschland auch ungeschnitten erhältlich und Capelight Pictures veröffentlichte Die rote Flut am 12. Dezember 2024 als limitierte Collector’s Edition im Mediabook. Nachfolgend wollen wir einen kurzen Blick darauf werfen: 

Darum geht es in „Red Dawn“

In der beschaulichen Kleinstadt Calumet in Colorado sitzen Matt (Charlie Sheen) und seine Klassenkameraden gerade im Geschichtsunterricht, als feindliche Fallschirmjäger auf dem Footballfeld ihrer Highschool landen und ohne Vorwarnung das Feuer eröffnen. Während die Angreifer die Stadt in ein Kriegsgebiet verwandeln, wird Matt von seinem älteren Bruder Jed (Patrick Swayze) gemeinsam mit seinen Freunden aus der Gefahrenzone evakuiert, um in die Berge zu fliehen. Eingedeckt mit einer Campingausrüstung, Proviant und Jagdwaffen, formieren sie sich zu einer Guerillatruppe – fest entschlossen, sich den Invasoren entgegenzustellen.

Fazit zum Film

Red Dawn als patriotische gewaltverherrlichende Kriegspropaganda abzustempeln, ist nicht nur zu kurz und einfach formuliert, sondern verkennt auch, welche Schauwerte der Film abseits der Ausgangslage hat. Denkt man sich die sowjetischen und lateinamerikanischen Invasoren weg und, verlagert die Handlung in ein fiktives Land oder ersetzt den Angriff durch eine Alieninvasion, erhält man einen Film mit talentierten Jungstars, die alle noch in großen Filmen für Furore sorgten. Hinzu kommen die großartigen Landschaftsaufnahmen und eine spannungsgeladene und abwechslungsreiche Action. Der Film hat darüber hinaus aber auch mehr zu bieten als das 80er Jahre Actionkino mit Filmen wie Missing in Action oder Rambo 2 und 3. Es geht nicht nur um rohe Gewalt, um Rache und patriotischen Widerstand, sondern ebenso um das Erwachsen werden, den Umgang mit Verlust, Angst und das Überleben. Die Jugendlichen werden nicht als reine Killermaschinen dargestellt, sondern als unsichere Teenager, die sich in einer unwirklichen Welt zurechtfinden müssen und sich den äußeren Gegebenheiten stellen müssen.

Aber auch das Argument der Kriegspropaganda greift zu kurz. Sicherlich kann man hinterfragen, ob ein solcher Film produziert werden muss, wenn die politische Lage bereits derart aufgeheizt ist. Aber man darf nicht vergessen, dass Russland mit seinen kommunistischen und sozialistischen Verbündeten zum damaligen Zeitpunkt die größte Gefahr darstellten und nicht nur in Red Dawn die Sowjets und Russen als Feindbilder herhalten mussten, sondern dass von James Bond bis Rocky immer wieder darauf zurückgegriffen wurde. Es handelt sich um ein Was-wäre-wenn-Szenario, das nun spätestens seit 2022 gar nicht mehr so unrealistisch erscheint, wenn man bedenkt, wie Russland in der Ukraine vorgeht und welche Allianzen sich mittlerweile dort bilden. Zudem sollte man nicht vergessen, dass die Sowjetarmee mit dem Einmarsch in Afghanistan 1979 und der Niederschlagung der Aufstände in Osteuropa mehrfach gezeigt hat, dass territoriale Grenzen für sie kein Hindernis sind. Der Film ist auch keineswegs gewaltverherrlichend, setzt er sich doch mit dem Umgang mit Kriegsgefangenen und Überläufern genauso auseinander und zeigt, wie unterschiedlich die Ansichten der einzelnen Figuren sind. Die jungen Menschen in Red Dawn haben ihr Schicksal schließlich nicht freiwillig gewählt und ziehen nicht heldenhaft in den Krieg, sondern sind Opfer der Umstände. Sie hadern mit ihrem Schicksal, sehen für sich jedoch keine andere Möglichkeit. Partisanenbewegungen und Guerillataktiken sind seit jeher Bestandteil von Kriegen und der Widerstand innerhalb der besetzten Gebiete wird auch in Red Dawn nicht erstmals thematisiert. Red Dawn ist patriotisch, das sind andere Filme in Hollywood genauso und dies ist Bestandteil der amerikanischen Kultur. Man kann es mögen oder nicht, man sollte Red Dawn deshalb aber nicht gleich in die Propagandaschublade stecken.

Technische Details und Ausstattung des Mediabooks:

Capelight Pictures veröffentlichte Red Dawn – Die rote Flut am 12. Dezember 2024 als 3-Disc Limited Collector’s Edition im Mediabook (UHD + 2x Blu-ray). Dank der Veröffentlichung auf UHD in 4K, Dolby Vision und HDR10 erscheint der Film hierzulande in seiner bisher besten Qualität, jedoch erscheint das Bild etwas grobkörnig, was aber bei einem 80er-Jahre Film nicht anders zu erwarten ist. Auch der Ton weiß mit einer englischen und deutschen Tonspur jeweils in PCM 2.0 Stereo und DTS-HD Audio Master 5.1 zu überzeugen. Die Blu-ray ist qualitativ ebenfalls ganz ordentlich und bietet das Bild im Format 1,85:1 (1080p) und den Ton ebenfalls mit einer englischen und deutschen Tonspur jeweils in PCM 2.0 Stereo und DTS-HD Audio Master 5.1. Auf beiden Discs liegen jeweils deutsche und englische, sowie englische Untertitel für Hörgeschädigte vor. Neben dem Originaltrailer, dem deutschen Kinotrailer und dem US-Teaser auf den beiden Discs ist das Mediabook mit einer Extradisc mit rund 1-stündigem Bonusmaterial und einem 24-seitigem Booklet mit Text von Wieland Schwanebeck ausgestattet. Das informative Bonusmaterial besteht aus dem Making-of: Red Dawn Rising (ca. 23 Minuten); Vorbereitung auf den Dritten Weltkrieg (ca. 10 Minuten); Erschaffung der roten Bedrohung (ca. 9 Minuten) und Eine Kleinstadt wird belagert (ca. 13 Minuten).

Gesamtfazit

"Red Dawn" ist ein umstrittenes Werk, über das man diskutieren kann und vielleicht auch sollte. Schließlich ist es für einen Film gewissermaßen eine Auszeichnung, wenn er zum Nachdenken und zu Streitgesprächen einlädt. Mit dem Mediabook bringt Capelight Pictures „Red Dawn“ hierzulande in der bisher besten Qualität auf UHD mit umfangreichem Bonusmaterial auf den Markt, wobei insbesondere das Booklet auch empfehlenswert ist.