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Ray Donovan - Staffel 1 - Kritik

von Manuel Schäfer

Kritik:

Wer ist dieser Ray Donovan? Er ist einer der besten professionellen „Problemlöser“ der Glitzerstadt LA. Seine Dienste werden bevorzugt von Los Angeles' Elite gebucht, denn nur er kann ihre komplizierten, vertraulichen und kontroversen Probleme diskret und verschwiegen lösen.

Die sogenannten „Fixer“ haben in der Geschichte von Hollywood eine lange Tradition. Eddie Mannix war beispielsweise ab den 30er Jahren einer der erfolgreichsten Fixer. Seine persönlichen Kontakte reichten zu Presse, Polizei, Staatsanwaltschaft und Politik. Im Auftrag von MGM vertuschte er die Drogenabhängigkeit von Judy Garland und viele ähnliche Fälle, die den Stars negative Presse verschafft hätten. Dieses Berufsfeld versucht nun die Showtime Serie aufzugreifen und garniert dies mit einer komplizierten und düsteren Familiengeschichte rund um den Charakter Ray Donavan. Dass das Fernsehen für die Schauspieler immer mehr Anziehungspunkte bietet zeigt der Cast, aus dem vor allem Liev Schreiber und Jon Voight (Oscar-Preisträger) hervorragen.

Die Prämisse sich um die Probleme der Stars in zwielichtiger Manier zu kümmern ist äußert interessant, doch so manch einer wird enttäuscht sein: die Fixergeschichten dienen meistens nur als Aufhänger oder Mittel zum Zweck, gegen Ende der Staffel sind kaum noch Gehschichten in die Handlung integriert. Einerseits durchaus schade, da das Potenzial nicht gänzlich ausgeschöpft wird, doch die Serie legt das Hauptaugenmerk auf die dysfunktionale Familie Donovan. Mit seinen beiden Brüdern Terry (Eddie Marsan) und Bunchy (Dash Mihok) hegt er regen Kontakt, von denen ersterer einen bodenständigen wie altehrwürdigen Box-Club, den Fite-Club leitet. Alle drei plagt ihre düstere Vergangenheit, die sie in gemeinsamen Jugendtagen in Boston erlebt haben. Diese Vergangenheit holt sie in L.A. jedoch immer wieder ein, vor allem nachdem ihr Vater Mickey (Jon Voight) nach 20 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde. Diese Handlungsstränge bieten genügend Konfliktpotential, zumal Mickey sich als nicht gerade feinfühlig herausstellt.

Aufgrund der falschen Erwartungshaltung packt die Serie einem nicht von Beginn an: zu konfus ist die Familiengeschichte, zu platt die Probleme der Stars, die nicht gerade besonders raffiniert durch Einschüchterung, Gewalt und Bestechung gelöst werden. Jedoch mit steigender Spielzeit entwickelt sich der für die Serienjunkies bekannte Sog, nach Ende einer Folge sofort die nächste anzuschauen und immer tiefer in das Universum eintauchen zu wollen. Das liegt vor allem daran, dass die faden „Case-of-the-week“ Fälle komplett beiseitegelassen werden und sich langsam die Familiengeschichte entknotet. Auch wenn die Genialität von den Sopranos nur in wenigen Momenten erreicht wird, so gibt es doch durchaus Parallelen – Die Hauptfigur Ray Donovan ist trotzt moralisch sehr bedenklichem Handeln der Fixpunkt der Geschichte und kann in einigen Moment Sympathiepunkte sammeln.

Dadurch entwickelt sich in erster Linie eine (Familien)-Drama, jedoch durch die vielen kriminellen Handlungen von Ray’s Firma und die späteren Ermittlungen des FBI sind genügend Krimi-und Thrillerelemente enthalten, um auch auf anderen Ebenen zu überzeugen. Wie bei Kabelserien üblich schreckt die Serie nicht vor vulgäre Sprache und Gewalt zurück, welche jedoch wohl dosiert und dafür umso eindrücklicher zu Geltung kommt.

Das Grundgerüst für anspruchsvolle Serienkost steht trotz einiger Schwächen damit fest, doch einen großen Anteil daran haben die schauspielerischen Leistungen der Darsteller. Mit Liev Schreiber konnte ein profilierter und charismatischer Hollywood-und Theaterdarsteller gewonnen werden. Er verkörpert perfekt den harten Hauptcharakter, de von sich und seinen Gefühlen wenig preisgibt und lieber Taten anstatt Worte sprechen lässt. Ausnahmedarsteller Jon Voight fasziniert als asozialer Vater und Gangster, der die Worte der anderen im Mund rumdreht und ständig nach seinem Vorteil aus ist. Nicht umsonst erhielt er für diese Rolle 2014 den Golden Globe Award als bester Nebendarsteller einer Serie. Doch auch die restlichen Rollen sind bis ins kleinste Detail großartig besetzt und so stechen noch Paula Malcomsom als Ray’s Frau Abbey und die Brüder Terry (Eddie Marsan) und Bunchy (genial: Dash Mihok) positiv hervor. Ray’s Helfer Avi (Steven Bauer) und Lena (Katherine Moennig) werden in der ersten Staffel noch etwas stiefmütterlich behandelt und dienen hauptsächlich als Stichwortgeber, dennoch bieten die Charaktere Potenzial für eine nähere Betrachtung in den kommenden Staffeln.

Das Staffelfinale ist ziemlich rund geworden und hätte durchaus das Ende einer (Mini)Serie sein können (vermutlich dem unklaren Produktionsverlauf geschuldet), dennoch gibt es noch unzählige Geschichten die erzählt werden könnten um weitere Staffeln zu füllen.


Fazit:

Nach einem langsamen Start und etwas anderen Erwartungen vor der Sichtung der Staffel entwickelt die Serie dennoch eine gewisse Suchtwirkung. Je mehr man in die Abgründe des Donovan Clans gezogen wird will man immer mehr über die Hintergründe erfahren. Die hervorragenden Darsteller tragen zum positiven Gesamtbild bei. Weitere Staffeln sind gerne gesehen!


7,0/10

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