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Peter & Bobby Farrelly: Ein Schaffensporträt

von Pascal Reis

Ihnen strebt es nicht nach Blitzlichtgewitter auf roten Teppichen, nach pathetischen Dankesreden am Podium im Spotlight, eine Träne im Knopfloch, ein ehrfurchtsvoller Blick gen Süden, und noch weniger sind sie darauf versessen, mit ihren Filmen renommierte Auszeichnung abzuräumen und glänzend poliert auf den heimischen Kaminsims zu drapieren. Die Rede ist von Peter und Bobby Farrelly, zwei Brüder, geboren in Phoenixville, Pennsylvania, die noch heute gerne als 'Lausbubengespann Hollywoods' beschrieben werden, obwohl sie schon steil auf die gefürchtete 60 zuwandern. Wer aber sind diese Gebrüder Farrelly eigentlich? Oder anders, besser gefragt: Was zeichnet ihren Output aus und macht(e) ihn so beliebt? Nun, zuerst einmal ist es furchtbar angenehm, Peter und Bobby Farrelly als mediale Persönlichkeiten wahrzunehmen. Da werden keine selbstgefälligen Töne gespuckt, keine philosophischen Salven abgefeuert, die ihre Passion als Künstler zementieren soll, sondern höchstens mit viel Ironie auf dem eigenen Image als abonnierte Spaßvögel herumgetrampelt.

Peter und Bobby Farrelly erwecken einen geerdeten Eindruck, scheinen immer im Hier und Jetzt verkehrt und absonderliche Höhenflügen abgelehnt zu haben. Anlass dazu wäre schließlich schon früh dazu gewesen, als die Farrellys mit ihrer heute zum Kult avancierten Komödie „Dumm und Dümmer“ einen außerordentlichen Kassenschlager abgeliefert haben, der bei einem Budget von 17 Millionen Dollar über 127 Millionen Dollar einspielte. Neue Stars schienen da mit Peter und Bobby Farrelly am Comedy-Firmament zu schimmern. Und durchaus, der kommerzielle Erfolg des Buddy-Road-Movie „Dumm und Dümmer“ war gerechtfertigt, bündelte er die Qualitäten des Duos doch adäquat. Das Wertvolle an den (früheren) Filmen von Peter und Bobby Farrelly ist, dass sie sich trotz derber Gross-Out-Anleihen niemals zynisch gegenüber ihren Hauptfiguren verhalten, sondern den Respekt vor ihren Entscheidungen bewahren. Da kann es dann auch mal passieren, dass eine Zote sondergleichen geschlagen wird, um im nächsten Moment einer durchaus ernsten Taktung Platz einzuräumen.

Wunderbar zu beobachten ist das in „Dumm und Dümmer“, wenn Jim Carrey mit Tränen in den Augen davon berichtet, wie leid ihm das Leben ohne jede Perspektive doch ist, wie satt er es hat, den Pfennig zweimal umdrehen zu müssen. Diese Aufrichtigkeit zieht sich durch ihr gesamtes Schaffen, auch wenn die späteren Werke wie „Nach 7 Tagen – Ausgeflittert“, „Alles erlaubt – Eine Woche ohne Regeln“ und „Die Stooges – Drei Vollpfosten drehen ab“ nicht im Ansatz das Profil eines „Dumm und Dümmer“, „Kingpin – Zwei Trottel auf der Bowlingbahn“und vor allem „Verrückt nach Mary“ haben. Gerade Letzterer ist ein Meisterwerk des Genres und hat die Messlatte in Sachen Timing auf ein neues Level gehievt. Und auch bei „Verrückt nach Mary“ steckt das Erfolgsrezept in der Charakter-Etablierung: Ted (Ben Stiller) ist einfach unfassbar liebenswert, ein Normalo ohne Manierismen, dem im Leben nicht immer das Glück zuteil geworden ist, wie man es ihm eigentlich wünschen würde. Am Ende, dafür hängen die Farrellys auch zu sehr an ihren Figuren, wartet jedoch immer der ersehnte Hoffnungsschimmer am Horizont.

Mit „Schwer verliebt“ und „Unzertrennlich“, in gewisser Weise auch mit „Ich, beide & sie“, veranschaulichten Peter und Bobby Farrelly zudem ihr soziales Anliegen: Ihre Herzen schlagen ohnehin für die Außenseiter, die Verlierer, die Dumpfbacken und die Randläufern. Dass sie es sich daher auch nicht nehmen lassen, Menschen mit Behinderungen in den Mittelpunkt zu rücken, ohne sich auf ihre Kosten zu amüsieren, sondern vielmehr gemeinsam zu lachen, scheint vielen Amerikanern zu hoch zu sein: Nicht umsonst postulierten die Brüder in einem Interview einmal, dass Amerika nun mal aus „einem dummen und einem noch dümmeren Teil“ bestehe. Wofür politische Korrektheit auf der Leinwand bewahren, wenn sie in den Vereinigten Staaten doch auch nur in der Öffentlichkeit zelebriert, die bigotte Gesinnung hinter verschlossenen Türen aber mit Füßen getreten wird. Dabei schaffen es die Brüder in ihren Filmen, mit alberner Überspannung der Prüderie ihrer Nation einen Strich durch die Rechnung zu machen, um letzten Endes doch noch konservativen Werten aufleben zu lassen: Die große Liebe, eine intakte Familie, ein sicherer Job. Die Figuren haben es sich aber auch verdient.

Heute ist der Glanz ein Stück weit abgeblättert, „Dumm und Dümmehr“konnte zwar kommerzielle Erwartungen erfüllen, die Klasse früherer Streiche und den euphorischen Drang, die gesellschaftliche Konformität aufzurütteln, um sie neuzuordnen und jedem sodann einen ihm angemessenen Platz zu erteilen, lassen die Farrellys aber seit Jahren vermissen. Der Schwachsinn mit Passion ist in die Jahre gekommen, aus den antagonistischen Geflecht an Charakteren, vom treudoofen Muffel zum opportunen Saftsack, wachsen keine auf Pointe bedachte Reibungspunkte, sondern größtenteils rigoroser, gleichgültiger Leerlauf. Irgendwie vermisst man sie doch, die Helden aus der zweiten Reihe, die, deren Schüsse unter die Gürtellinie nicht in Fremdscham mündeten. Für Filme wie „Dumm und Dümmer“ und „Verrückt nach Mary“ wird man den Brüdern aber für immer dankbar sein.

Was haltet ihr indes von den Farrelly-Brothers? 

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