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"Paper Mario: Die Legende vom Äonentor" - Videospiel - Test / Review

von Thomas Repenning

Switch Fans müssen dieses Jahr durchaus eine gewisse Durchstrecke durchleben: Große Titel bleiben aus (oder sind auf später angekündigt) und manch eine Hoffnung auf gewisse Fortsetzungen haben sich bislang auch nicht erfüllt. Schlimmer noch: Weiterhin fehlt von einer Ankündigung für eine neue Konsole – Switch 2? – jede Spur. Ist damit das Jahr 2024 ein verschenktes Jahr? Wohl kaum, denn abseits der größeren Titel kann Nintendo dieses Jahr vor allem mit seinen kleineren Titeln überzeugen. Allen voran natürlich zuletzt Princess Peach: Showtime!, der zwar nicht frei von Fehlern war, aber charmant, unterhaltsam und kurzweilig das Jahr erhellte. Nun folgt mit Paper Mario: Die Legende vom Äonentor eine weitere Titel Transportation von einer alten Konsolen Generation. Genauer: Vom Game Cube. Und hier gibt es eine gewisse Besonderheit. Denn damals war der Game Cube keineswegs ein Renner in den Läden (nur knapp 22 Millionen Konsolen wurden verkauft – von der Switch bereits 140 Millionen verkauft) und gleichzeitig war das Spiel eines der besten der Konsole überhaupt. Perfekte Chancen also, eines der besten Switch Titel für das Jahr zu sein. Wir haben uns einmal in das Rollenspiel-Abenteuer gestürzt.

Mittlerweile sind 20 Jahre vergangen, seitdem der Paper Mario Titel das Licht der Welt erblickt hatte. Und bereits damals konnte der Titel vor allem durch seinen Stil, seine Figuren und durch das Gameplay überzeugen. In Sachen Geschichte wiederum, blieb es damals gewohnt klassisch: Peach wurde einmal mehr entführt. Und daran hat sich auch 2024 nichts geändert. So hat eine Untergrundorganisation die Prinzessin bei einer Schatzsuche entführt. Als schließlich Mario ankommt, erfährt er von den legendären Sternjuwelen, die es fortan zu suchen gibt. Und wäre dies nicht genug, macht sich schließlich auch noch Bowser auf dem Weg, immerhin ist er der Einzige, der die Regentin des Pilzlandes entführen darf. Und genau hier endet auch das Bekannte: Fortan zeigt uns Paper Mario: Die Legende vom Äonentor jede Menge Humor, tolle geschriebene Dialoge, schräge und schrullige Figuren, tolle Umgebungen, eine einmalige spaßige Soundkulisse und eine Welt, die es zu erkunden gilt und sich dabei auch lohnt. Zudem bietet die Geschichte immerhin erzählerisch auch einiges an Abwechslung: So gibt es auch noch Luigis Abenteuer, eine Nacherzählung von Marios Abenteuern und sogar Peach und Bowser dürfen wir selbst steuern.

Eines der Highlights in Paper Mario: Die Legende vom Äonentor ist wohl die spielerische Abwechslung (neben dem grafischen Look). Die meiste Zeit spielen wir dabei Mario mit verschiedenen Freunden (z.B: Koopio, Madame Aerona oder Bart-Omb) und müssen von unserer Basis aus in Rohlingen – unterstützt von Professor Gumbarth – verschiedene Welt erkunden und dort die Juwelen suchen. Und genau hier fängt das Abenteuer an: Egal ob Detektiv spielen, Drachen bekämpfen, Geisterjagd, eine Bombe in einem Zug, segeln auf dem Meer und vieles mehr, langweilige wird es niemals so richtig und Kulissen sowie Mechaniken bieten so viel Abwechslung, dass einen fast schwindelig wird. Ein paar Konstanten gibt es dann aber schon: Zum einen wird immer wieder gerätselt, zum anderen aber natürlich auch gekämpft. Die Rätsel sind dabei immer wieder interessant, durchaus an manchen Stellen fordernd und passen sich natürlich dem Setting des Papiers hervorragend an. Dabei gilt es auch immer wieder die Grenzen der Zweidimensionalität zu durchbrechen, was einen herrlichen Spaß darstellt.

Die Kämpfe wiederum sind – anders als bei klassischen Mario Titeln – rundenbasiert. Dafür geht es immer wieder in ein Theater, natürlich waschecht mit Publikum - welches uns mit hilfreichen Items oder schädlichen Gegenständen bewerfen kann – wo wir über die Menüs unsere Attacken und Items auswählen. Die Angriffe selbst sind geprägt von Quick-Time-Events, wo wir einfach ein gewisses Timing brauchen. Zudem müssen wir immer gucken wie unsere Feinde aufgestellt sind (immerhin 130 an der Zahl) und was wir für Feinde bekämpfen. Unsere Begleiter haben schließlich ebenfalls Spezialattacken an Bord, sodass wir uns gut in die jeweiligen Gefechte stürzen können. Mit dem Levelaufstieg verteilen wir dann schließlich Lebens- oder Blütenpunkte (letzteres ist unser Mana Balken), wo wir dann unsere eigene gewisse taktische Ausrichtung leveln können. Das ist im Gesamten nicht höchstkomplex, aber immer wieder so spannend, dass zumindest nicht dauerhaft langweile aufkommt. Am besten sind indes die Bosskämpfe gestaltet, die nicht nur optisch einiges hermachen, sondern auch spielerisch durchaus etwas Köpfchen erfordern.

Die Begleiter sind indes nicht nur bei den Kämpfen wichtig: Auch in der Umgebung der Welt haben sie immer wieder besondere Eigenschaften, die wir bei diversen Rätseln benötigen. Zum Glück können wir hier auch schnell und gut wechseln, sodass wir immer den richtigen Begleiter an unserer Seite haben. Bei der Welt die wir durchstreifen, ergeben sich abseits des bislang positiv beschriebenen aber auch zwei größere negative Dinge: Zum einen muss sich Mario die Füße wundlaufen und immer wieder von a nach b sowie zurück laufen (gerade das führt auch zu deutlichen Längen im Gameplay, Stichwort Backtracking), zum anderen ist das Item Management weit entfernt davon, für ein Rollenspiel dieser Art richtig gut zu sein. So haben wir insgesamt nur 15 Items, die so schnell voll sind, dass wir gar nicht so schnell Item sagen können. Dadurch ist man geneigt ständig das Inventar zu optimieren und Items rauszuschmeißen, was einfach keine Freude bereitet. Zwar können wir bei Händlern noch Gegenstände (immerhin 32) speichern, aber das System rettet das nicht.

Kommen wir schließlich noch zum letzten Highlight des Spiels: Der Präsentation. Hier hat Nintendo hervorragende Arbeit dabei geleistet zum einen den Geist des Originals beizubehalten (immerhin war das Spiel damals schon visuell herausragend), zum anderen aber auch an vielen Stellen modernisiert. Klar, die Texturen sind Knackscharf und die Farben noch prächtiger, aber was vor allem den Unterschied ausmacht ist die Lichtstimmung. Hieraus ergibt sich eine tolle Stimmung für die Präsentation, die die Welt noch glaubhafter und interessanter macht. Abseits dessen ist natürlich der gewählte Stil auch heute noch einmalig und bietet viele visuelle Highlights. Egal ob bei den Figuren, bei den Kämpfen oder der Welt selbst. Der tolle Soundtrack und die knuffigen Sounds, runden das ganze dabei gekonnt ab. Leider spielt sich Paper Mario: Die Legende vom Äonentor nur in 30 FPS. Das ist angesichts der Papierwelt und der Figuren nicht richtig dramatisch, aber schon der Game Cube konnte das Spiel mit 60 FPS darstellen. Schade


Fazit

Selbst nach insgesamt zwanzig Jahren kann Paper Mario: Die Legende vom Äonentor vollends überzeugen. Neben dem atemberaubenden visuellen Stil, betrifft dies vor allem die Welt, die schrulligen Figuren, die tollen Dialoge, das abwechslungsreiche wie interessante Gameplay und einfach eine Welt aus Papier, wo es immer wieder etwas neues zu entdecken gibt. Zudem können wir uns gleich fast 30 Stunden in dieser Welt verlieren, kämpfen, rätseln, retten und aberwitzige Abenteuer erleben. Die Switch Umsetzung ist dabei vor allem optisch ein absolutes Highlight und kann neben kleineren Verbesserungen eben gerade die Schauwerte in den Fokus stellen. Was aber auch nicht ungewöhnlich ist, denn einen Diamanten muss man nur noch polieren. Mehr musste Nintendo einfach nicht machen. Wer bislang nicht das Rollenspielabenteuer spielen konnte, hat nun die perfekte Gelegenheit dafür. Besser geht es einfach nicht mehr.

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