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»Pageboy – Meine Geschichte« – Buchvorstellung

Malinche

Von Malinche in »Pageboy – Meine Geschichte«: Buchvorstellung

»Pageboy – Meine Geschichte« – Buchvorstellung Bildnachweis: S. Fischer Verlage

Klappentext
Mit seiner Hauptrolle in Juno hat Elliot Page die Welt in seinen Bann gezogen. In seinem ersten Buch erzählt er endlich seine Wahrheit: vom Aufwachsen in der kanadischen Hafenstadt Halifax, vom Erwachsenwerden im von traditionellen Geschlechterrollen besessenen Hollywood. Von Sex, Liebe, Trauma und phantastisch anmutenden Erfolgen. »Pageboy« ist die Geschichte eines Lebens, das an den Rand des Abgrunds gedrängt wurde – und eine Feier des Moments, in dem wir, frei von den Erwartungen anderer, mit Trotz, Mut und Freude uns selbst entgegentreten. Ein Buch von aufwühlender Schönheit und politischer Schlagkraft.

Eines stellt Elliot Page (The Umbrella Academy) gleich zu Beginn klar: Pageboy ist kein chronologischer Abriss seines Lebenswegs – und das ganz bewusst. Stattdessen erwartet die Lesenden ein Kaleidoskop aus Anekdoten und Erinnerungen, teils ineinander verschachtelten Rückblicken und episodenhaft erzählten Kapiteln, die Kindheitserinnerungen neben Eindrücke aus Pages Schauspielkarriere stellen. »Diese Erinnerungen bilden keine lineare Erzählung«, begründet er die gewählte Struktur im Vorwort, »denn Queersein ist auch nicht linear, ist ein verschlungener Weg: Zwei Schritte vor, einen zurück.«

Das eigene Queersein und vor allem der Umgang mit der Identität als trans bilden denn auch den roten Faden in Pageboy. Zwischen Elliot Pages schon früh ausgeprägter und gleichwohl diffuser Gewissheit des Andersseins und den letztendlichen Coming-outs – 2014 als queer, 2020 als trans – liegen jeweils langwierige und verschlungene Prozesse, die er eindringlich beschreibt: das Ringen um Klarheit und Konzepte, das Hadern mit Selbstbild und eigenem Körper, der schmerzhafte Druck gesellschaftlicher Normen und Erwartungshaltungen.

All das lässt sich kaum isoliert sehen von Pages restlichem Lebensweg, und so erzählt Pageboy eben auch weitaus mehr: vom Aufwachsen in Kanada, dem ruhelosen Leben als Scheidungskind in teils toxischen Verhältnissen, von zahlreichen Freundschaften und Beziehungen und natürlich auch von ebenfalls früh begonnenen Schauspielkarriere. Hier kommen Filmfans wohl besonders auf ihre Kosten, denn Page berichtet von den Dreharbeiten und Hintergrundentwicklungen von verschiedenen seiner Projekte. Neben kuriosen Anekdoten werden dabei aber auch Hollywoods problematische Strukturen, Übergriffigkeiten und Machtmissbrauch angesprochen und mehr als das. Pageboy beschreibt auch zutiefst normalisierte, salonfähige gesellschaftliche Queer- und Transfeindlichkeit, die Elliot Page das eigene Coming-out lange als absolut unmöglich erscheinen ließ.

Auch wenn Page solche Missstände oft deutlich benennt, ist Pageboy weder eine Anklageschrift noch Betroffenheitskino, sondern ein zutiefst ehrliches und persönliches Buch, das schmerzhafte Episoden mit ebenso intensiv geschriebenen Glücksmomenten abwechselt. Elliot Page hat nach eigenen Angaben keinen Ghostwriter eingesetzt, sondern sein Buch selbst geschrieben – in zugänglicher und lockerer Sprache, die zugleich auch bildhaft und poetisch sein kann. Die deutsche Übersetzung fängt das gut ein, Pageboy lässt sich flüssig lesen und bisweilen nur schwer aus der Hand legen, obwohl manche Stellen erst einmal verdaut werden müssen, etwa die Schilderungen von Dysphorie und dem immer unerträglicher werdenden Unbehagen im eigenen Körper.

Gleichzeitig punktet Pageboy durch den kritischen und reflektierten Blick auf die eigenen Privilegien. Denn während Elliot Page seine persönlichen Erfahrungen eindrücklich schildert, vergisst er nie, dass er als weiße, berühmte und wohlhabende Person auf seiner Reise auch Vorteile hatte, die leider nicht für alle selbstverständlich und zugänglich sind – etwa die Teilhabe an angemessener medizinischer Versorgung. Auch auf persönlicher Ebene spart Page nicht mit selbstkritischer Betrachtung, wenn es zum Beispiel um seinen Anteil bei gescheiterten Beziehungen geht. Diese reflektierte, ausgewogene Erzählweise wirkt authentisch und sorgt zusätzlich dafür, dass das Buch sich angenehm liest.

Die eingangs erwähnte verschlungene Erzählweise funktioniert während der Lektüre insgesamt sehr gut. Teilweise fällt die zeitliche Orientierung etwas schwer, weil chronologische Abläufe oder die Gleichzeitigkeit gewisser Entwicklungen nicht immer klar sind – größtenteils aber spielt das keine Rolle, da die einzelnen Kapitel und Schilderungen gut für sich stehen und eben auf anderes abzielen als die Darstellung von Zeitfolgen. Und vor allem in den letzten Kapiteln wird noch einmal deutlich, wie gut die Erzählstruktur zu Pages eigenem Lebensweg und seinem Erkenntnisprozess passt.

Fazit
Wer sich auf die episodenhaft anmutende Erzählstruktur von Pageboy einlässt, wird mit gleichermaßen unterhaltsamer wie berührender Lektüre belohnt. Elliot Pages Autobiografie ist zutiefst persönlich und steckt zugleich voller Blicke über den eigenen Tellerrand, die selbst dann spannend sein dürften, wenn man mit Pages filmischem Werk nicht rundum vertraut ist. 

 »Pageboy – Meine Geschichte« von Elliot Page, auf Deutsch erschienen bei S. Fischer, Übersetzung von Katrin Harlaß, Lisa Kögeböhn, Stefanie Frida Lemke; ISBN 978-3-10-397500-0

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