1. Highlights aus den Kinosälen:
Geschichten aus dem Kinosaal: Direkt nachdem die explodierende Nostromo ihre zweite Druckwelle aussendet, ist der Projektor ausgefallen und es herrschte für ein paar Sekunden tiefschwarze Dunkelheit. Als wäre die letzte halbe Stunde des Films nicht schon intensiv genug (womöglich das intensivste Erlebnis, das ich je im Kino hatte), wurde eine seiner aufregendsten Inszenierungsstrategien von diesem technischen Fauxpas (unfreiwillig) erweitert. Durch das Windspielgeklimper wurde das Innere des filmischen Raums zuvor geöffnet und der Zuschauer in das Raumschiff hineinversetzt, nun aber schien sich der Film in den safe space Zuschauerraum auszudehnen. Das Ergebnis: vollkommene Immersion, nach innen wie außen. Unglaublich. Kinofassung / in 35mm
Den mit einem Publikum zu sehen war nochmal eine völlig andere Erfahrung. Hinterher taten mir die Wangen weh, weil ich so viel blöde gegrinst und gelacht habe. Nichts macht mich so glücklich wie die absolute Ekstase dieses Films, und alle diese singenden und tanzenden Menschen in ihm.
Eine pessimistische Großstadtsinfonie, in der der einzige Weg zur Besserung nur noch über Gewalt beschritten werden kann - ob dabei der zukünftige US-Präsident oder schmierige Zuhälter sterben ist ganz egal. Mein Highlight war definitiv der halluzinative Epilog und diese absolut verunsichernde Überleitung in den Abspann.
Alles, was es zu erhoffen gab. Ein Reigen schwereloser Bilder, in denen die Figuren einmal mehr umherschweifen, dieses Mal nicht auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, sondern auf der Suche nach Gnade, nach Erlösung, nach Liebe. Wenn Gosling und Mara diese am Ende finden (oder auch nicht?), versinkt die Leinwand für einen Augenblick so innig in liebevoller Zuneigung wie die beiden in ihrer Umarmung - und La La Land erbleicht vor Neid.
2. Flops aus den Kinosälen:
Matschgraue Bilder, übel getrickste Zeitlupenkämpfe, ein bisschen Wimpernflattern und am Ende die obligatorische Materialschlacht. Nichts erscheint mir uninteressanter, als die DC-Filme danach zu beurteilen, wie heldenhaft ihre Helden sind, aber anscheinend ist das ja gerade voll im Trend. Die Schauspieler/-innen werfen sich rein (David Thewlis!), aber gegen die konturlose Regie (und den zuweilen grausamen Schnitt) kommen sie nicht an. Der erste und letzte Superheldenfilm, für den ich dieses Jahr Geld bezahlt habe.
Wird noch ein bisschen dauern, bis ich mich traue öffentlich zuzugeben, den nicht so dolle gefunden zu haben. Ich liebe so gut wie alles von Edgar Wright, aber mit Baby Driver habe ich mich schwer getan. Mir fehlten Witz und Wortakrobatik im Drehbuch, Virtuosität in der Inszenierung und Romantik in der Romanze. Von ein paar wirklich ikonischen Szenen abgesehen ist es eben doch nur ein recht konventioneller Gangster-Ulk und für Wright-Verhältnisse damit eine Enttäuschung.
3. Highlights im Heimkino:
Still und hochkonzentriert zieht Tomas Alfredson seine fleischgewordenen Schachfiguren ihren tragischen Schicksalen entgegen; das Spielbrett eher ein Schlachtfeld, auf dem die Farben Schwarz und Weiß schon lange keine Rolle mehr spielen. Jede Einstellung, jeder Blick und jede noch so kleine Regung in den Gesichtern der Darsteller erzählt so unglaublich viel. Eines der großen Meisterwerke des 21. Jahrhunderts.
Was Cronenberg hier mit dem menschlichen Körper anstellt, ist gleich auf mehreren Ebenen absolut fantastisch. Der tiefschwarz eingefärbte Humanismus, der sich wie eine Ader vergifteten Bluts durch den Film und bis hinein in den von Howard Shores Musik getragenen Abspann hineinwindet, fördert am Ende neben Unmengen an eitrigem Gekröse eine Tragik zu Tage, die mich völlig unerwartet getroffen und überrumpelt hat. Man könnte sagen, dass ich diesen Film geliebt habe.
"His parents... I hope he finds them." Burtons Ästhetik reicht hier von exzentrisch bis expressionistisch. Der Film begreift seine Hauptfigur durch ihre Widersacher, denen er gleichsam überlegt und liebevoll begegnet. Unvergessen bleibt der Moment, in dem das Licht des Bat-Signals in die dunklen Gänge von Wayne Manor und auf den in einem Sessel zusammengesackten Bruce Wayne fällt; wahrscheinlich die klügste Szene, die je für einen Batman-Film gedreht wurde. Michael Keaton forever.
4. Flops im Heimkino:
Unsagbar miese Verschandelung des Originals, die abgesehen von den beeindruckenden Masken- und Make-Up-Effekten so gut wie alles falsch macht. Mit großem Abstand der schlechteste Film, den Tim Burton je gedreht hat (sofern man ihm überhaupt irgendeine Form von Arbeitsleistung konzedieren möchte, so verloren filmt er hier an allem vorbei, was sowohl die Apes-Reihe als auch seine eigenen Werke ausmacht).
Zehn Punkte für Matt Damons Akzent, der so irritierend ist, dass er quasi zu einer eigenen Figur in diesem Film wird (und zur interessantesten noch dazu). Der Film ist schön bunt und schön doof, mit ein paar aufregenden visuellen Ideen, aber jedes Mal wenn irgendjemand den Mund aufmacht, schläft man umgehend ein. Ein Rückfahrticket für Yimou Zhang aus Hollywood bitte.
5. Alles über Serien:
Ich habe mit Star Trek: The Original Series angefangen. Wo war das bitte mein ganzes Leben?
6. Was ich im Juli gucken möchte:
Immer noch Loving und The Beguiled. Von den Neustarts: O Ornitólogo, Valerian and the City of a Thousand Planets, Dunkirk
7. Filmschaffender des Monats:
♥ Tomas Alfredson ♥
8. Die Erkenntnis des Monats:
2017 ist bisher wirklich ein schönes Kinojahr.