Erwähnungen
Monatsrückblick August - Souli
Von Smooli in Moviebreaks Monatsrückblick: August
am Dienstag, 04 September 2018, 21:41 Uhr
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1. Highlights aus den Kinosälen:
Mission: Impossible - Fallout - Durch die ungemein naturalistische Inszenierung, die sich die Zeit nimmt, den über den Schusswechseln und Handgreiflichkeiten schwebenden Tod in den Fokus zu rücken, gewinnt MISSION: IMPOSSIBLE - FALLOUT an überraschender Gravität. Neben seiner Düsternis, seiner in seinen besten Momenten sehr eindringlichen Charakter-Introspektion, ist das hier ein sagenhaft gut komponierter Action-Film. Die Stunts sind phänomenal, die Set Pieces dynamisch, erschlagend in ihrer Brachialgewalt, liebkosen in ihrer Sinnlichkeit: Sie scheinen die Zuschauer, wie auch Hunt und sein Team, in ihrer unvermittelten Bedrohung schlichtweg zu verschlingen. Ein Meisterwerk seiner Klasse. Der beste Teil der Reihe. Ein Genickbruch für James Bond. Ein Siegeszug für Tom Cruise. Der Rest kann zu diesem Mann nur mit Erstaunen aufsehen.
The Endless - Wer einen reinen Sektenfilm erwartet, wird, allein durch die Verbindung zu RESOLUTION, schwer enttäuscht. Stattdessen lebt dieser Film von seinem unbestimmten, aber wirkungsmächtigen Klima des Unbehagen. Gefangen im Zirkelschluss der Existenz werden die von den Regiesseuren gespielten Geschwister in einen multi-dimensionalen Schlund aus brüderlichem Zusammenhalt, religiöser Initialzündung, übersinnlichen Entitäten und der Endlosschleife des Seins gezogen. Ein Ort, an dem sich Zeit und Raum im Hitzeflimmern auflöst. Kryptisch, herausfordern, einnehmend.
2. Flops aus den Kinosälen:
Action Point - Anhänger von JACKASS sollten sich nicht zu früh freuen: Auch wenn ACTION POINT den Eindruck erweckt, Johnny Knoxville zu alter Hochform auflaufen zu lassen, ist die Regiearbeit von Tim Kirkby nicht mehr als harmoniesüchtiger Brachialhumor, der den Irrsinn von "Jackass" zwar vorgibt, aber zu keiner Zeit wirklich einholen kann. ACTION POINT soll auch ans Herz gehen, ist erzählerisch aber so unausgereift, dass er zwischen Stunt-Action und Familiengeschichte im Nirgendwo verebbt.
3. Highlights im Heimkino:
The Florida Project - Brillant an THE FLORIDA PROJECT ist, dass er trotz der grellen Farben, die die formschönen 35mm-Bildkompositionen aufbereiten, kein Interesse an Verzerrungen, an Betroffenheitskitsch, an Urteilen besitzt. Der ziellose kindliche Bewegungsdrang, der den Takt von Sean Bakers feinfühligen und exzellent gespielten Meisterwerk vorgibt, nimmt sich dem Rand der Gesellschaft voller Dynamik, Schwung, Lebensfreude an, bleibt sich dessen Schmerz aber immer bewusst, weil dieser eben nicht (immer) durch das Prisma des irrealen Settings gefiltert werden kann. THE FLORIDA PROJECT weiß um seine Ambivalenzen, und er glaubt beständig an sie, anstatt sie zu verdammen. So wie er eben auch die Hauptfiguren glaubt, anstatt sie zu maßregeln. Er glaubt an die Schönheit, die das Dasein am Existenzminimum besitzen kann, aber er kennt auch die bedrückende, destruktive Schwere. Ähnlich wie der Baum, der umgestürzt ist, aber trotzdem weiterwächst. Der beste Film des Jahres? Womöglich.
Interview mit einem Vampir - Die Lebensgeschichte des Vampirs Louis ist nicht nur ein dekadenter, majestätisch gefilmter wie ausgestatteter Kostümfilm, sondern vor allem das eindringliche Psychogramm eines zur Hölle verdammten Individuums. Die Melancholie, die INTERVIEW MIT EINEM VAMPIR entfesselt, sucht bis heute ihresgleichen. Selten jedenfalls konnte man derart organisch Zeuge davon werden, wie sinnlos es sein muss, sich der Unsterblichkeit hinzugeben. Einer der ganz großen Filme des 1990er Jahre Kinos und sicherlich einer der eindrucksvollsten Vampirfilme überhaupt.
Nur Gott kann mich richten - Trotz einer Vielzahl an Hauptfiguren ist NUR GOTT KANN MICH RICHTEN angenehm-unangenehm entschlacktes Thriller-Kino, auf das Wesentliche konzentriert, das Wesentliche abbildend und von hervorragend aufgelegten Schauspielern vortragend. Die Konsequenz, mit der Yildirim seine Abwärtsspirale der Gewalt entfesselt und immer verheerende Dimensionen annehmen lässt, lässt einen dann doch ein ums andere Mal tiefer und tiefer in den Sitz rutschen. Vor allem, wenn einem immer wieder gewahr wird, zu was für Schandtaten unsere Protagonisten in der Lage sind. NUR GOTT KANN MICH RICHTEN ist endlich mal wieder eine ruppige Milieustudie, die es beherrscht, sich den Mechanismen des Genre-Kinos gekonnt anzunehmen. Mag inhaltlich nicht originell sein, ist aber wirklich packend inszeniert, hochwertig fotografiert, tadellos gespielt.
Roter Drache - Sicherlich ist ROTER DRACHE nicht auf einem Niveau mit Michael Manns Interpretation oder DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER, dem unangefochtenen Meisterwerk der Reihe, anzusiedeln. Brett Ratner allerdings erweist sich als grundsolider Geschichtenerzähler, der diese Prequel-Handlung mit handwerklicher Geschicklichkeit sauber bis zum Ende vorträgt. Ralph Fiennes indes brilliert in einem hochklassigen Cast als Missbrauchsopfer, das durch das Leid der Vergangenheit zum Monster wurde.
Hannibal - Kann man als Verfechter von DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER kaum ernst nehmen, aber man kann Ridley Scott für seine inszenatorische Exzentrik bewundern, der aus HANNIBAL eine Edeltrash-Operette macht, wie man sie in diesen kostspieligen, letztlich auch prestigeträchtigen Regionen nur selten zu sehen bekommt. Ein Schundroman in Antilopenleder gebunden, kann man verreißen, man kann sich in seinem kuriosem Wesen aber auch verlieren.
4. Flops im Heimkino:
Halloween VI - Der Fluch des Michael Myers - Ein Opfer seiner schicksalhaften Umstände. Die erklären das Endergebnis zwar, entschuldigen es aber nicht. HALLOWEEN VI - DER FLUCH DES MICHAEL MYERS ist eine Beleidigung für alle Anhänger der Reihe und ein echter Tiefschlag für den leider während der Dreharbeiten verstorbenen Donald Pleasence, auf dessen Schultern dieses ohne jeden künstlerischen Mehrwert abgelegte Flickenteppich von Franchise-Totgeburt abgelegt wurde. Der Tiefpunkt der Reihe, selbst der katastrophale HALLOWEEN: RESURRECTION ist da besser.
Winchester - Eigentlich eine schaurige Parabel auf das brisante Thema der Waffenkontrolle respektive -Gesetze in den Vereinigten Staaten, mindestens aber eine Manifestation tief eingebrannter Ängste, die das architektonische Kuriosum über seine verwinkelten Räumlichkeiten als klaustrophobisches Seelengebäude begreifen muss. Pustekuchen. Die Dösköppe hinter JIGSAW zeigen sich für einen austauschbaren, anonymen, leeren und tumb-lauten Haunted House-Flic verantwortlich, der seine Möglichkeiten, weder hinsichtlich des Settings noch seiner Motiven, zu keiner Zeit durchdringt.
5. Alles über Serien:
Ich bin mal wieder mit EINE SCHRECKLICHE NETTE FAMILIE angefangen. Natürlich immer noch (fast) die Speerspitze des klassischen Sitcom-Formats.
6. Für den September plane ich:
Mit meinem Hasi Patrick nach Regensburg eiern und das HARD:LINE Film Festival im Namen von Moviebreak besuchen. Und danach Hasi Thomas auf dem Rückweg besuchen. Ach ja, nebenbei drehe ich auch meinen zweiten Film. Leben. <3
7. Filmschaffende(r) des Monats:
Roman Polanski. 85 Jahre geworden. Bester Mann.
8. Mein Monat hat mich irgendwie an diesen Film erinnert:
9. Meine Gedanken zum offenen Bond-Regieposten:
Da kommt die Tage ein Podcast zum Thema. Gerne reinhören, meine Familie dankt.
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