Vom 6.-8. November öffnet sich wieder die Tore zur Hölle auf dem „Weekend of Hell“. „Wieder“ stimmt genau genommen nicht, eigentlich fand die Veranstaltung unter diesem Namen das aller erste Mal statt. Eine lange Geschichte, auf die an der Stelle nur kurz eingegangen werden soll: Seit Jahren veranstalteten Andrea Krüger und ihr Lebensgefährte Thomas Hartz das „Weekend of Horros“, welches sich von einer kleinen Convention zu Deutschlands größten und beliebtesten Fantreffen für Freunde des Horrorfilms mauserte. Das Event wurde so groß, dass man es im letzten Jahr sogar aus dem Saalbau in Bottrop in die wesentlich geräumigere Turbinenhalle in Oberhausen umzog, um dem Ansturm und immer größeren Händleraufkommen gerecht zu werden. Anfang dieses Jahres wurde bekannt, dass das Paar ab sofort getrennte Wege geht. Was folgte war eine (unglücklich auch über Facebook ausgetragene) Schlammschlacht um die Zukunft der Convention.
Krüger ist die rechtliche Inhaberin des „Weekend of Horros“, Hartz war mehr oder weniger die treibende Kraft, so was wie das Gesicht des WoH. Das Ende vom Lied: In diesem Jahr wurden zeitgleich zwei konkurrierende Veranstaltungen ausgetragen. Das „Weekend of Horrors“ von Krüger und das neu ins Leben gerufene „Weekend of Hell“ von Hartz. Da Letzterer die Turbinenhalle bereits auf seinen Namen gebucht hatte, musste Krüger wieder nach Bottrop zurück. Wir entschieden uns nach kurzem Überlegen – wie scheinbar auch die meisten Fans – für das „Weekend of Hell“ aufgrund der beeindruckend großen Stardichte, die zumindest angekündigt wurde (erfahrungsgemäß springt von den prominentesten Namen kurz vorher der Großteil ab, irgendwo in Kanada oder Bulgarien wird immer gedreht, aber dieses Jahr war das anders…). Angesicht einer brechend vollen Turbinenhalle am Samstag und dem bisherigen (desaströsen) Feedback aus Bottrop, dürfte der Gewinner des Rosenkrieges eindeutig sein.
Mein persönlicher Eindruck vom Samstag: Bisher die beste Ausgabe, die ich vor Ort miterleben durfte. Organisatorisch blieb vieles beim Alten, sinnvoll nachgebessert. 2014 wurde der Raum der Halle noch nicht optimal genutzt, gerade im Filmverkaufsbereich ging es zu Stoßzeiten zu wie im Bierzelt auf dem Oktoberfest. Menschenmassen quetschten sich durch die schmalen Gänge, um einen halbwegs vernünftigen Eindruck über das Angebot zu bekommen, musste man etliche Runden drehen. Diesmal wurden zusätzliche Hallenteile geöffnet, was das Ganze deutlich entzerrte. Ganz entspanntes Stöbern sieht immer noch anders aus, im Vergleich zum Vorjahr aber deutlich angenehmer. Nicht nur der Filmverkauf profitierte von den zusätzlichen Räumlichkeiten, insgesamt gestaltete sich das Event wesentlich entspannter, trotz eines mindestens gleich hohen Besucherandrang (wenn nicht sogar größer) wie in den letzten Jahren.
Zurück zum eigentlichen Grund, warum es uns diesmal wieder in die Turbinenhalle zog und wir somit dem Original die kalte Schulter zeigten: Was hier im Vorfeld an Stars und Sternchen angekündigt wurde, war in Masse und Klasse (für die Verhältnisse) fast erschlagend. Knapp 30 mehr oder weniger bekannte Gesichter sollten kommen, vor Beginn sagten lediglich zwei ab. Am krankheitsbedingten Fehlen von Brooke McCarter (einer der Vampire aus „The Lost Boys“) störte sich wohl kaum jemand, mich selbst turnte es extrem ab, das ausgerechnet mein Most-Wanted – der legendäre Effekt-Guru und Teilzeitdarsteller Tom „Sex-Machine“ Savini („From Dusk till Dawn“) – gecancelt wurde. Die große Überraschung: Sonst waren sie alle da…gut, bis auf (mal wieder) Eric Roberts („Express in die Hölle“), der gefühlt jedes Jahr angekündigt wurde und nie auftauchte, aber wer in einem Jahr über 100 Cameos abliefert hat für so was keine Zeit.
Anwesend waren u.a. Tobin Bell („Saw“), Costas Mandylor („Saw IV“), Michael Madsen („Reservoir Dogs“), Brad Dourif („Chucky – Die Mörderpuppe“), dessen Töchterlein Fiona Dourif („Curse of Chucky“), William Baldwin („Backdraft – Männer, die durchs Feuer gehen“), Irone Singleton („The Walking Dead“), Corey Feldman („The Lost Boys“), Mark Boone Junior („Sons of Anarchy“), David Labrava („Sons of Anarchy“), Tony Todd („Candymans Fluch“), Dieter Laser („The Human Centipede – Der menschliche Tausendfüßler“), Lisa & Luise Burns (die Zwillinge aus „The Shining“), Ex-Wrestler Robert Maillet („The Strain“), Jose Pablo Cantillo („Sons of Anarchy“), Ken Foree („Zombie – Dawn of the Dead“), Amanda Bearse (Marcy aus „Eine schrecklich nette Familie“), Asami („Machine Girl“), Travis Love („The Walking Dead“) oder Sarah Butler („I Spit on your Grave“), um nur die interessantesten Namen zu nennen.
Für 25-35 Euro gaben sie „großzügig“ Autogramme, standen (für einen deutlichen Aufschlag) zu Fotoshoots zur Verfügung oder stellten sich im Q&A (das wenigstens gratis) den Fragen des Publikums. Der Großteil machte einen erstaunlich vernünftigen Eindruck, auch wenn besonders Madsen, Brad Dourif und William Baldwin nicht (mehr?) ganz taufrisch wirkten. Tobin „Jigsaw“ Bell schien so was wie der angebliche Superpromi zu sein, saß er doch etwas versetzt zum restlichen „Pöbel“ und hatte durchgehen eine Schlange vor seinem Tisch, obwohl er (mit Baldwin als einziger) satte 35 Euro für eine Unterschrift verlangte (und weigerte sich angeblich sogar, auf Wünsche bei den Widmungen einzugehen, sehr sympathisch…). Dass solche Notgroschen-Aktionen nicht unbedingt zu den liebsten Aufgaben von Schauspielern gehören, verständlich, aber seine Lustlosigkeit und Desinteresse am zahlenden Gast derart raushängen zu lassen ist eine Frage des Anstandes. Die positiven Gegenbeispiele ließen sich besonders an Amanda Bearse und Tony Todd festmachen. Einer meiner Begleitungen ließ sich von Bearse ihre frisch erstandene „Fright Night“-Blu-ray signieren. Sie zeigte sich freundlich, aufgeschlossen und schlug sogar von sich aus vor, sich mit dem Film in der Hand noch ablichten zu lassen. Generell hinterließ sie einen erfreulichen Eindruck: Kein abgestürzter Ex-Star von Vorgestern, ohne Liftings und sichtbare Folgeschäden in Würde gealtert.
Und dann eben Tony Todd, die Lässigkeit in Person. Während andere Herrschaften leicht lethargisch die Sache über sich ergehen ließen (Madsen), hatte Todd offenbar richtig Spaß. Selbst nach Stunden hatte er immer ein Lächeln auf den Lippen, begrüßte jeden Fan mit Handschlag und schnackte einfach so drauf los. Selbst ich, im Normalfall kein Autogrammjäger, konnte da nicht nein sagen. Ehrlich gesagt erschien er am späten Nachmittag schon leicht angetüdelt und vergaß vor lauter Gequatschte (von dem ich aufgrund seines „Zustandes“ nur die Hälfte verstand) fast das Signieren. Zitat: „Your Name is really Jacko?“ I love your Name!“ Was ein geiler Typ, was eine imposante Erscheinung. Hände wie Schaufeln. Ab jetzt mag ich ihn noch mehr als eh schon (auch wenn seine Filme ja nicht immer das Gelbe vom Ei sind) und ein schönes Bild vom Candyman samt Widmung wird einen Ehrenplatz in meinem bescheidenen Heim finden.
Nach gut 5 ½ Stunden mussten wir wieder Richtung Heimat aufbrechen, völlig platt vom langen Tag und der Reizüberflutung, aber rundum zufrieden. Dieses „Weekend of Hell“ hat sich gelohnt, auch wenn wir nur einen Bruchteil des gesamten Drei-Tages-Programm erlebt haben. Nächstes Jahr natürlich wieder. Ob es dann noch das „Weekend of Horrors“ gibt, steht momentan wohl in den Sternen…