Vier Tage Berlinale. Vier gesehene Filme. Vier deutsche Produktionen. Vier Beiträge zu LOLA at Berlinale. Vier anschließende Fragerunden mit den Verantwortlichen, Schuldigen und inspirierenden Filmschaffenden.
„4 Könige“ hatte bereits einen bundesdeutschen Kinostart und lief auf der Berlinale in der Sektion LOLA at Berlinale, der die Gewinner und Nominierten der letzten Preisverleihung zeigten. An den Kinokassen ist der Film mit Jella Haase („Fack Ju Göhte“) damals brutal geflopt. Mit dieser Information und den paar veröffentlichten Fetzen Marketingmaterial im Kopf trat ich diesen Film mit durchaus gemischten Gefühlen an und wurde überaus positiv überrascht - und Zeuge eines grotesk verunstalteten Marketings. Während nämlich die Werbung für diesen Film damals hauptsächlich aus Bildern von Haases Oberweite bestehen zu schien, die klar die „Fack Ju Göhte“-Zielgruppe anzusprechen versuchte, entpuppte sich „4 Könige“ als emotional berührende Studie von sozial auffälligen Jugendlichen in einer Besserungseinrichtung. Gewohnt überzeugend von den Jungdarstellern gemimt, anfangs noch recht verspielt inszeniert, besinnt sich die Arbeit der Regisseurin Theresa von Eltz alsbald auf ihre größte Stärke und wird unheimlich ehrlich. So funktioniert figurenorientiertes Kino am besten; wenn Herz und Kopf gleichermaßen berücksichtigt und vor allem nicht zum Nachteil des jeweils anderen behandelt werden. So bleibt es keine selbstverständliche Errungenschaft, dass die Figuren nicht einmal plakativ und effektorientiert ausgebeutet werden. Stattdessen bleiben sie stets verständlich und, wie erwähnt, ehrlich. Ein schöner Film, der ein größeres Publikum verdient gehabt hätte.
„Coconut Hero“ ist eine deutsch-kanadische Postproduktion, wurde von deutschen geschrieben und auf englisch inszeniert. Der Regisseur Florian Cossen sagte als Einführung, seine Frau (die Drehbuchautorin des Films) und er hätten unbedingt einen amerikanischen Coming of Age-Indiefilm machen wollen und sind, weil ein derartiges Unterfangen in Deutschland bloß mit müden Lächeln quittiert wird, nach Kanada gegangen, um ihren Traum zu verwirklichen. Und auch wenn der Film wie die bekannten Indie-Filme aus den USA aussieht, klingt und sich auch so anfühlt, sind die deutschen Wurzeln stets erkennbar. Etwas geerdeter geht es zu, etwas mehr zurückgeschraubt ist der schrullige Humor, dafür kommt die dramatische Seite der Gaudi weiter hervor. Überaus deutlich ist die Anlehnung an den hierzulande unbekannten Indiefilm „Norman“ aus dem Jahr 2011 mit Dan Byrd und Emily VanCamp. Die Qualitäten von diesem Vorbild erreicht der Film zwar nicht, aber gelingt es „Coconut Hero“ durchaus starke Momente zu generieren, die genau in die Sparte schlagen, die Cossen angepeilt hat. Leider ist der Film wenig zielstrebig geworden, fesselt letzten Endes nicht genug, um das unzweifelhafte Wohlwollen des Zuschauers zu sichern und könnte so hin und wieder vor den Kopf stoßen. Die Darsteller aber sind große Klasse (so sieht man auch „Victoria“-Regisseur Sebastian Schipper) und es gibt so Gesichter, die jeden Film bereichern, indem sie auftauchen. Udo Kier zum Beispiel, der hat so ein Gesicht.