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"Modern Family" - Staffel 4 - Kritik

Stu

Von Stu in "Modern Family" - Staffel 4 - Kritik

"Modern Family" - Staffel 4 - Kritik Bildnachweis: © Fox

Familien in US-Serien. Lange Zeit gab es dort entweder intrigante Snobs oder eben die reinste Idylle, die immer nur kurz erschüttert werden konnte, aber dann recht rasch wieder mit einem klärenden Gespräch gekittet wurde. Erst 1987 traute man den Zuschauern eine Familie zu, die anders war. Gemeint sind die Bundys, die zehn Jahre lang kitschige Heile-Welt-Serien wie etwa „Unsere kleine Farm“ oder „The Cosby Show“ (der Arbeitsteil der Bundy-Serie lautet übrigens „Not the Cosbys“) erfolgreich den Stinkefinger, oder sollte man besser Stinkefuß sagen?, entgegenstreckte. Es lag auch am Cast von „Eine schreckliche nette Familie“, dass die Serie solch ein großer Erfolg war. Unvergessen bis heute: Ed O’Neill als Vater Al Bundy. 2009, 22 Jahre nach der letzten Folge von „Eine schrecklich nette Familie“, kehrte O’Neill auf die Mattscheibe zurück. Erneut als Familienvater und erneut in einer Serie, die im Mainstream-TV das Bild der Familie gehörig auf den Kopf stellte, wenn auch ohne die bissige Boshaftigkeit der Bundys. Gemeint ist „Modern Family“, die hierzulande auf RTL Nitro ausgestrahlt wird und deren vierte Staffel nun auf DVD erhältlich ist, während in den USA demnächst Staffel 6 ausgestrahlt wird.

Wer die Serie nicht kennt, hier ein paar Eckdaten: Es handelt sich um eine Serie im Mockumentary-Stil, d.h. die Familienmitglieder werden so von der Kamera begleitet, als wäre es eine Dokumentation (vergleich etwa mit „Stromberg“). Im Zentrum der Serie stehen drei Familien, die allesamt miteinander verwandtschaftlich verbunden sind. Da wäre der 65jährige Jay Pritchett (Ed O’Neill) mit seiner 30 Jahre jüngeren Frau, der rassigen Kolumbianerin Gloria (Sofia Vergara), die ihren Sohn aus erster Ehe, dem hochbegabten Manny (Rico Rodriguez), mit in die Beziehung gebracht hat. Jay hat bereits zwei erwachsene Kinder: Claire (Julie Bowen) und Mitchell (Jesse Tyler Ferguson). Claire ist verheiratet mit Makler Phil Dunphy (Ty Burrell) und hat mit ihm drei Kinder: Hayley (Sarah Hyland), Alex (Ariel Winter) und Luke (Nolan Gould). Mitchell hingegen lebt mit seinem Freund Cameron (Eric Stonestreet) zusammen. Gemeinsam haben sie eine adoptierte Tochter, die kleine Lily (Aubrey Andersons-Emmons). Es handelt sich also, wie der Titel der Serie schon sagt, um eine moderne Familie.

Bei solch einem umfangreichen Stammbaum voller verschiedener Charaktere und Lebensstile ist großes Chaos natürlich garantiert und den Autoren der Serie gelingt es oft wirklich erstklassig, die verschiedenen Weltsichten und Probleme aufeinanderprallen zu lassen. Dabei bleibt „Modern Family“ aber stets oberhalb der Gürtellinie, klärt jedweden Konflikt zwischen den Figuren innerhalb einer Episode und erschafft somit zwar ein turbulentes, aber dennoch auf Harmonie versessenes Familienbild. Im Grunde läuft jede Folge ungefähr so ab: Es gibt einen größeren Haupthandlungsstrang, daneben ein bis zwei Nebenstränge, die parallel dazu verlaufen. Am Ende gibt es dann großes Buhei, gefolgt von einer Aussprache und einem Voice-Over-Kommentar eines Charakters, der darlegt was man alles aus dem eben Geschehen mitnehmen kann, denn am Ende hat jeder etwas gelernt. Das ist das größte Problem der Serie, denn trotz gutem, pfiffigem Witz wirken die Folgen einfach viel zu statisch und teils zu konservativ. Ja, trotz Homosexualität (die hier so brav daher kommt, dass wohl selbst der Papst damit umgehen könnte), Ehen mit großem Altersunterschied und gemischtrassigen Beziehungen wirkt „Modern Family“ nie so frei und ungelöst, wie es eigentlich sein könnte. Sehr bedauerlich.

Ist die Serie, bzw. die vierte Staffel also misslungen? Ganz und gar nicht, denn die Macher verstehen dennoch ihr Handwerk und schießen in dieser Staffel erneut eine kurzweilige, amüsante Episode nach der nächsten aus dem Ärmel. Neben den wirklich pfiffigen Scripts sind es vor allem die Darsteller, die „Modern Family“ so unglaublich unterhaltsam machen. War es zu Beginn vor allem Ed O’Neill, der die Zuschauer vor die Flimmerkiste lockte, so muss man nun klar sagen, dass die eigentlichen Stars der Serie zum einen Eric Stonestreet und Ty Burrell sind. Während Stonestreet als Cameron sämtliche homosexuelle Diven-Klischees erfüllt und dabei eine kraftvolle Verve an den Tag legt, erweist sich Burrell als nuancierter Komödiant. Die Rolle des oft trotteligen aber herzlichen Phils, katapultierte Burrell zu Recht in die Herzen vieler Fans. Seine komödiantische Dynamik ist wirklich erstklassig, da sie verschiedenen Facetten besitzt, die man oft erst beim zweiten oder dritten hinschauen bemerkt. Erstklassig Leistung. Da vergisst man auch gerne die Schwächen der Serie.

© Fox

Die DVD: Die Heimkino-Veröffentlichung der vierten Staffel von 20th Century Fox Home (im Handel erhältlich) bietet ein gutes, scharfes Bild wie tadellosen Ton. Auf den drei Disc gibt es neben einigen Audiokommentaren der Produzenten noch Outtakes, mehrere interessante Featurettes, gelöschte wie alternative Szene sowie eine Folge im längeren Director’s Cut. Eine durch und durch überzeugende DVD-Veröffentlichung, an der sich so manche andere Serie ein Beispiel nehmen sollte.

Fazit:Modern Family“ bleibt auch in Staffel 4 eine arg konservative Angelegenheit, die hinter ihrer vitalen Fassade arg statisch daherkommt. In Sachen Witz punktet die Serie aber immer noch wie am ersten Tag, was an den guten Scripts und noch besseren Darstellern liegt. Somit bleibt „Modern Family“ die aktuell wohl beste Family-Sitcom. Sehr schön, dass Ed O’Neill so lange nach dem Bundy-Erfolg wieder eine erfolgreiche Serie für sich gefunden hat, auch wenn seine Rolle letztlich doch die uninteressantes bleibt.

Bewertung: 7 von 10

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