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Legends of Horror - Box-Kritik

JackoXL

Von JackoXL in Legends of Horror - Box - Kritik

Legends of Horror - Box-Kritik Bildnachweis: ||| © Alive ||| Szene aus "Daughter of Darkness"

Am 24.6. veröffentlichte MARITIM PICTURES (im Vertrieb von AL!VE) vier Horrorfilme in einer Box, die mit großen Namen wirbt. Das liest sich anständig. James Whale, Boris Karloff, Charles Laughton, Christopher Lee, Vincent Price, Stuart Gordon und Anthony Perkins. Nicht schlecht, Herr Specht. Was sich hinter der Ansage Legends of Horror wirklich verbirgt, gilt es hier im Einzelnen zu überprüfen.

Kritik

Das alte, finstere Haus (The Old Dark House, 1932)

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Ein Trio – durch Nachzügler zum Quintett komplettiert – strandet Dank eines Unwetters in einem nur notgedrungen-gastfreundlichen Familiensitz mitten im walisischen Niemandsland. Bewohnt von der halbtauben, gestrengen und miesmutigen Hausherrin, ihrem nervös-ängstlichen Bruder, dem stummen, schlecht rasierten und gruseligen Butler (Boris Karloff, Die Hexe des Grafen Dracula), dem dahinsiechenden Methusalem-Vater im Dachgeschoss und so manch anderen, totgeschwiegenen Schandflecken im Stammbaum. Mal tot, mal lebendig. UNIVERSAL-Altmeister James Whale (Der Unsichtbare) beherrscht sein Handwerk, baut mit simplen Studiokulissen und flackernder, Kerzenschein-ähnlichen Beleuchtung flott eine schön schummerige, zwielichtige Atmosphäre auf. Sein kreierter Star Karloff aus den unsterblichen Frankenstein-Verfilmungen torkelt als versoffener Wüterich behäbig durch die Gegend, da hat er als zusammengeschraubtes Ungeheuer deutlich mehr zeigen dürfen. Der große Zampano Charles Laughton (Zeugin der Anklage) reißt ab seinem Auftreten jede Szene in gewohnter Rampensau-Manier an sich, obwohl der Cast generell gar nicht schlecht ist. Die interessante Vorarbeit reibt sich leider im dünnen Mittelteil (bei gerade mal 69 Minuten) sichtlich auf und mündet in einem unabsichtlich albernen Finale. Der zuvor bewusst eingestreute Humor ist nett, der später sicher nicht so gewollte unglücklich. Stilistisch für seine Zeit sehr gehoben, in suboptimaler Wirkung und verschenktem Potenzial heute umso auffälliger. Nostalgisch-putzig. 

5 von 10 schweren Lampen

Stadt der Toten (The City of the Dead, 1960)

Um füImage titler ihre Abschlussarbeit zu recherchieren, begibt sich eine junge Geschichtsstudentin in das entlegene Dorf Whitewood, in dem im 17. Jahrhundert eine vermeidliche Hexe verbrannt wurde und seitdem angeblich verflucht ist. Nachdem sie spurlos verschwindet, begeben sich ihr Bruder und ihr Verlobter auf die Suche nach ihr. Regisseur John Llewellyn Moxey (hauptsächlich im TV beschäftigt, u.a. Mord ist ihr Hobby) zeigt in dem ersten seiner wenigen Kinofilme, dass er durchaus ein Händchen für Atmosphäre hat. Die Kunstnebelkanonen läuft übertrieben auf Hochtouren, alle „Außenaufnahmen“ sind sichtlich im Studio entstanden, nur wenige verwendete Kulissen, B-Movie-Business as usual zu dieser Zeit. Doch das hat was, wenn man es vernünftig einzusetzen vermag. Zum Teil geschickt schattiert und spärlich-ausreichend ausgeleuchtet entsteht eine komprimierende Enge, die der Stimmung und dem altbacken-sympathischen Charme fraglos zu Gute kommt. Mit ähnlichen Mittel haben auch die HAMMER-Studios seinerzeit erfolgreich gearbeitet. Für die schmale Laufzeit von 75 Minuten fehlt es leider deutlich an Dringlichkeit und wirklich auffallenden Momenten, die bemühte Inszenierung kann die zweckdienlich-mittelmäßige Basis nur geringfügig aufwerten. Ebenso wie Christopher Lee (Blut für Dracula), der zwar nur als Nebendarsteller auftritt und trotzdem – wie gewohnt – alles haushoch überragt. In dem beschränkten Zeitrahmen ein logischerweise recht kurzweiliges Midnight-Movie vom Dachboden mit dicker Staubschicht, für Liebhaber mal machbar. 

5,5 von 10 toten Vögeln

Bekenntnisse eines Opiumsüchtigen (Confessions of an Opium Eater, 1962)

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Psychedelisch-vernebelter Abenteuer-Thriller, der sich kaum einem festen Genre zuordnen lässt. Als Regisseur genoss Albert Zugsmith (u.a. verantwortlich für großartige Titel wie Sex Kittens Goes to College) keine große Reputation, produzierte allerdings auch Orson Welles‘ Meisterwerk Im Zeichen des Bösen. In Bekenntnisse eines Opiumsüchtigen schickt er Vincent Price (Die Fliege) Anfang des 20. Jahrhunderts als drogensüchtigen, unfreiwilligen Anti-Held durch das von unzähligen Geheimgängen und Falltüren durchzogene Mystery-Labyrinth Chinatown, in dem zwangs-importierte Mädchen aus der alten Heimat auf menschenverachtenden Auktionen gegen das schmutzige Pfeifengold eingetauscht werden. Thematisch recht heftiger (und nicht unwichtiger) Stoff, dessen drastischer Inhalt deutlich unter Wert verkauft wird, nur mal am Rande ein wenig zur Geltung kommt. Der Ansatz und die Ambition von Zugsmith sind alles andere als uninteressant, der unkonventionelle Inhalt und die experimentelle Herangehensweise mutig. Seine überschaubaren Fähigkeiten in der praktischen Umsetzung stehen ihm gleichzeitig massiv im Weg. Ein offenbar sich selbst überlassener Vincent Price agiert mit seinem typisch-theatralischen, leicht affektierten Spiel wie ein Fremdkörper in einer dafür nicht passenden Geschichte, die akustische Dauerbeschallung im Hintergrund hat mehr was von pseudo-mystischer Fahrstuhlmusik im chinesischen Coffee-Shop und so manche Szene wird tollpatschig, bäuerlich gegen die Wand gefahren. Der Spannungsbogen glimmt langsam vor sich hin, der surreale Touch hat seinen Reiz und sogar einige gute Momente, die Dialoge hingegen sind oft auf dem Niveau schwülstiger Glückskeks-Philosophie. Obwohl Bekenntnisse eines Opiumsüchtigen eigentlich verdammt viel falsch macht oder zumindest wenig glücklich gestaltet, dieser dröge Pfeifenkopf von einem Film hat eine ganz merkwürdige, verspielte Aura, die ihn zumindest am Leben erhält. Auch weil er für seine Zeit echt gewagt ist, was ihn nicht zwingend gut macht. 

5 von 10 Kilo Opium als Startgebot.

Daughter of Darkness (1990)

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Eine Highschool-Lehrerin reist nach dem Tod der Mutter von Chicago in das Ceauşescu-Rumänien Ende der 80er, um dort ihren Erzeuger aufzuspüren. Obwohl dieser schon vor 20 Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen sein soll forscht sie weiter nach, stößt dabei auf die traurigen Überreste von Anthony Perkins (Der Prozess) und den blutgeilen Fluch ihrer Ahnen. Stuart Gordon (Castle Freak) war natürlich nie ein großer Regisseur, aber durch kultige, fantasievolle B-Movies wie Der Re-Animator oder From Beyond – Aliens des Grauens einer mit berechtigter Fanbase. Selbst die dürfte bei dieser unattraktiven, lieblosen TV-Produktion vor Scham schneller zu Staub zerfallen als mit Karnevals-Schminke beworfene Vampir-Zungenlutscher aus Bukarest. Mit sehr, sehr viel (sicher zufälligem und unberechtigtem) guten Willen ist man anfangs geneigt, klitzekleine Parallelen zu Der dritte Mann zu erkennen (die Hoffnung stirbt zuletzt), bevor der Hauch von politischem Hintergrund endgültig scheißegal ist und der eh schon erschreckend schwach gedrehte Mist eine einzige Geisterbahnfahrt durch am Boden liegende Karrieren wird. Gordon konnte sich danach zumindest leicht wieder aufrappeln, für den bedauernswerten und hier mehr als lächerlich auftretenden Perkins war es kurz danach leider zu spät für Wiedergutmachung. Solche Filme dreht heute Uwe Boll (BloodRayne), wenn er mal wieder Geld für seine „politisch und gesellschaftlich wichtigen, aufrüttelnden“ Meisterwerke zusammenbetteln muss. Ganz schauderhaft, bitter, ein Armutszeugnis. 

2 von 10 Blutsauger ohne Eckzähne.

Technische Fakten:

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Die vier Filme werden auf zwei DVDs präsentiert, gänzlich ohne Extras. Die Qualität von Bild und Ton ist unterschiedlich, bezeichnenderweise ist der mit Abstand jüngste (und mit noch weiterem Abstand schwächste) Film Daughter of Darkness das Schlusslicht. Das Bild ist verwaschen, unscharf, eine Katastrophe, der Ton dumpf. Das alte, finstere Haus ist natürlich schon gewaltig betagt, dafür ist besonders der Ton schwer in Ordnung, das Bild in Bezug auf das Alter (ohne HD-Restaurierung) völlig in Ordnung. Stadt der Toten und Bekenntnisse eines Opiumsüchtigen sind in beiden Kategorien solide.

Fazit:

Ein zwingendes Kaufargument liefert für den neutralen Zuschauer keiner der hier enthaltenen Filme. Aber: Die Box wird zum Freundschaftspreis von knapp 12 Euro angeboten. Jeder Titel ist auch als Einzel-DVD erhältlich, für etwa 8 Euro. So gesehen: Für 4 Euro mehr bekommt man zu seinem Wunschfilm drei oben drauf. Und bis auf die armen Teufel die für Daughter of Darkness Geld zum Fenster rauswerfen würden, wird es sicher Abnehmer geben. Denn seine individuellen Reizpunkte hat das verbliebene Trio schon. Eher ein Objekt zum Komplettieren denn zum stolz präsentieren. Dafür aber günstig und grob vertretbar.

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