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Kung Fu im Wilden Westen: Kritik zu „Kung Fu“ - Staffel 1 - 3

Tiger

Von Tiger in Kung Fu im Wilden Westen: Kritik zu „Kung Fu“ - Staffel 1-3

Kung Fu im Wilden Westen: Kritik zu „Kung Fu“ - Staffel 1 - 3 Bildnachweis: © Pidax | Szene aus "Kung Fu" - Staffel 1

Kung Fu war eine der beliebtesten Serien der 70er Jahre. Mit der Veröffentlichung der Komplettbox bei Pidax feiert die Serie nun offiziell ihr Comeback. Insgesamt enthält die Box 62 lehrreiche und unterhaltsame Folgen, verteilt auf 3 Staffeln.


Inhalt

Ein Shaolin-Mönch namens Kwai Chang Caine wandert durch den Wilden Westen und besteht dank seines Kung Fu-Könnens und seiner buddhistischen Lebensphilosophie jedes Abenteuer.

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Kritik


„Wenn wir die Methode der Natur übernehmen, dann beseitigen wir den Widerstand in uns selbst und entdecken Harmonie von Körper und Geist im Einklang mit dem Fluss des Universums.“

„Versuche, jedem Kampf auszuweichen. Die biegsame Weide kämpft nicht an gegen den Sturm und doch überlebt sie.“

Kung Fu
ist eine sehr kluge Serie, die buddhistische Weisheiten vermittelt und zusammen mit seiner Hauptfigur die Einheit zwischen Körper und Geist lehrt. Keine Kraft der Welt vermag die Leere des Geistes auszufüllen und ohne die innere Kraft ist die äußere Kraft nicht vom Belang. Diese innere Kraft nennt sich Chi und überdauert Hitze, Alter, Kälte und sogar den Tod.

In dieser Serie treffen zwei Welten aufeinander, die nicht unterschiedlicher sein könnten: Der Wilde Westen, in denen Schießereien fast schon zum guten Ton gehören und die fernöstliche Lebensphilosophie, die durch einen Mönch vermittelt wird, der barfuß durch die Wüste läuft und jedem Kampf aus dem Weg geht, weil er fest entschlossen ist, dass jedes Leben schützenswert ist. Während die Amerikaner in der Serie oft als wild, ungehobelt, stolz und rachsüchtig dargestellt werden, ist Caine die Ruhe selbst und strahlt eine solche Gelassenheit aus, dass er nicht von dieser Welt zu sein scheint. Während andere nach Gold graben, Selbstjustiz verüben und Menschen aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit diskriminieren, zeigt Caine für alle Verständnis und Liebe, sogar für diejenigen, die ihn töten wollen, und das passiert so gut wie in jeder Folge. Ständig gerät Caine zwischen die Fronten und immer wieder wird seine Geduld und sein Glaube auf die Probe gestellt. Er besteht aber alle noch so schwierigen Prüfungen, weil er sich an seine Meister aus dem Kloster erinnert und an all die lehrreichen Lektionen, die sie ihm beigebracht haben. Caine hat immer wieder Flashbacks vom Training und den Lehren im Shaolin-Kloster und jede dieser Lehren passt zu dem Geschehen in der jeweiligen Folge, somit hat jede Folge eine Moral.

Abgesehen von den buddhistischen Lehren hat die Serie selbstverständlich auch Kampfszenen zu bieten. Da der Hauptdarsteller David Carradine (Kill Bill: Volume 1) kein überragender Kämpfer ist, wird bei den Kampfszenen gerade in der ersten Staffel viel mit Zeitlupenaufnahmen und Schnitten gearbeitet, um zu kaschieren, dass Carradine eben kein Kung Fu-Kämpfer ist. Tatsächlich hat David Carradine noch nie zuvor Kung Fu ausgeübt und muss bei den Kampfszenen in der ersten Staffel noch gedoubelt werden, während er bei der zweiten Staffel darauf bestand seine Stunts selbst zu machen. Bei der Rollenbesetzung spielten Kung Fu-Fertigkeiten definitiv keine große Rolle, denn es ging vorrangig darum, einen Schauspieler zu finden, der sowohl die Serie tragen kann, als auch glaubhaft verkörpern kann, dass er ein Shaolin-Mönch ist und jede Art von Gewalt ablehnt. Seine ruhige, entspannte Art brachte Carradine die Rolle von Caine ein und diese Entscheidung war trotz aller Kontroversen definitiv goldrichtig. Man braucht nicht um den heißen Brei herumzureden: Carradine ist ein Weißer, der einen Halbchinesen spielt. Nicht alle fanden diese Entscheidung damals richtig und aus heutiger Sicht wäre eine Besetzung eines Halbasiaten mit einem Weißen völlig undenkbar. Kung Fu entstand allerdings in den 70er Jahren und es waren nun mal ganz andere Zeiten und die Serie spiegelt nur den Geist der Zeit wider und zeigt selbst auf, wie die Chinesen in Amerika den rassistischen Anfeindungen ausgesetzt sind, wobei in der Serie diese Übergriffe keinesfalls gutgeheißen, sondern verurteilt werden. Außerdem bekamen durch die Serie viele chinesische Darsteller feste Einstellungen für Nebenrollen und das war für die damalige Zeit überhaupt nicht selbstverständlich.  

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Das Studio wollte zunächst sogar einen asiatischen Darsteller für die Serie finden und castete unter anderem Bruce Lee (Bruce Lee: The Little Dragon) für die Rolle. Man entschied sich letztendlich doch gegen ihn, weil man ihn wegen seines starken Akzents kaum verstand und, weil er aufgrund seiner intensiven Persönlichkeit, nicht geeignet wäre, einen ruhigen, gelassenen Charakter darzustellen. Zum Glück entschieden sie sich für Carradine, denn Bruce Lee wäre für die Serie eine katastrophale Fehlbesetzung. Die Kampfszenen wären natürlich ausgezeichnet gewesen, aber es fällt einem wirklich schwer sich vorzustellen, wie Bruce Lee sich zurücknimmt und wortlos alles erträgt und sich nur im äußersten Fall wehrt. Bruce Lee war ein überragender Kämpfer, aber für die Rolle eines Mönchs war er alles andere als geeignet. Er selbst warf dem Studio vor, die Idee zu der Serie von ihm geklaut zu haben. Das Studio bestritt diese Vorwürfe. Was letztendlich der Wahrheit entspricht, wissen beziehungsweise wussten nur die Beteiligten selbst, aber es steht nun mal fest, dass die Rolle von Caine mit einem Schauspieler mit einer ruhigen und gelassenen Ausstrahlung besetzt werden musste, und das ist dem Studio durchaus gelungen. Man castete übrigens viele asiatische Schauspieler für diese Rolle, aber keiner von ihnen entsprach den Anforderungen, die an die Rolle von Caine gestellt wurden. Dank Carradines Talent entstand eine beliebte und unterhaltsame Serie, die in der westlichen Welt Kung Fu und seine Lehren bekannt machte. Die Serie brachte auch einige Stars hervor, die damals noch unbekannt waren, aber bereits in den Nebenrollen glänzten, wie beispielsweise Jodie Foster (Panic Room), Harrison Ford (Indianer Jones: Jäger des Verlorenen Schazes) oder Don Johnson (Miami Vice).

Jede Folge von Kung Fu beginnt mit einem Intro, in dem die Vorgeschichte von Caine zusammengefasst wird. In der ersten Staffel geht es vorrangig, um die Flucht von Caine vor Kopfgeldjägern und um die Suche nach seinem Halbbruder, während in der zweiten Staffel die Suche nach dem Bruder erst am Ende der Staffel eine Rolle spielt und Caine immer wieder zu falschen Zeit am falschen Ort ist und irgendeines Verbrechens bezichtigt wird, das er nicht begangen hat. Als „Chinese“ ist er nun mal ein perfekter Sündenbock. Kaum eine Folge kommt ohne Darstellung der rassistisch motivierten Gewalt oder Racheakte aus. Der Wilde Westen macht seinem Namen alle Ehre, in dem er den Abschaum der Gesellschaft zeigt: die geldgierigen, rachsüchtigen Rassisten, die keinen Schritt ohne ihre Waffen tun. Trotz all seiner Herausforderungen hält Caine an seinem Glauben fest und findet beinahe in jeder Folge nicht nur Feinde, sondern auch neue Freunde oder Menschen, die seine Hilfe brauchen und sich dank Caine geistig weiterentwickeln. Wer Gewalt sät, wird Gewalt ernten. Wer Liebe gibt, wird Liebe zurückbekommen. „Leben heißt lieben. Wenn du aufhörst zu lieben, stirbst, du!“ Kung Fu ist eine Serie, die sich ganz klar für Liebe und Toleranz gegenüber seinen Mitmenschen ausspricht und das macht diese Serie so wertvoll, weil sie in einer Zeit entstanden ist, als die Werte, die in Kung Fu vermittelt werden, überhaupt nicht selbstverständlich waren.

Technischer Part

Image titlePidax veröffentlichte die Komplettbox der drei Staffeln von Kung Fu auf 11 Discs in guter Bild- und Tonqualität auf Deutsch und Englisch (jeweils in Dolby Digital 2.0) mit deutschen Untertiteln (Erscheinungsdatum: 7. Oktober 2022). Einige Folgen enthalten Szenen in der Originalsprache mit deutschen Untertiteln, weil Pidax die ungekürzte Fassung nutzt und die Szenen nicht nachsynchronisiert wurden. Die Serie enthält zahlreiche liebevoll gestaltete Bonusmaterialien: From Grasshopper to Caine, Tao of Caine, Zen & Now. In diesen Bonusmaterialien sprechen die Beteiligten über die Entwicklung der Serie, über das Casting, die Schauspieler und die Dreharbeiten. Auch die Gastauftritte der Stars werden entsprechend gewürdigt, beispielsweise der Auftritt von Jodie Foster. Außerdem wird die besondere Bedeutung der Serie gerade im zeitlichen Kontext dargestellt.


Fazit

In dieser Serie geht es nicht nur um sinnlose Schießereien oder Schlägereien, sondern darum, aus allem, was geschieht, für sich eine Lehre zu ziehen. Hier trifft der Wilde Westen auf die Harmonie und Gelassenheit des Geistes. „Kung Fu“ bringt der westlichen Welt die buddhistischen Ideale und Vorstellungen nahe, während die Hauptfigur im Einklang mit seinem Geist und Körper lebt und seine körperliche Stärke nur zum Zwecke der Selbstverteidigung ausübt. Durch ihre Weisheit vermag die Serie einiges zu lehren und ihr gelassener Held Caine steht im deutlichen Kontrast zu den primitiven, rachsüchtigen Rassisten, die ihm im Wilden Westen tagtäglich begegnen. In gewisser Weise bilden sie zwei Gegenpole, die zusammentreffen, um aus dieser Erfahrung klüger als zuvor herauszugehen oder daran zu zerbrechen. Durch seine ruhige, gelassene Art beweist David Carradine eindrucksvoll, dass er für die Besetzung dieser Rolle goldrichtig war. Auch wenn die Kampfszenen filmtechnisch in den Kinderschuhen stecken und körperliche Unzulänglichkeiten des Hauptdarstellers mit Slowmotionaufnamen oder Schnitten kaschiert werden, ist er die perfekte Besetzung für einen selbstbeherrschten Mönch und trägt diese beliebte Serie mit Bravour auf seinen Schultern. "Kung Fu" ist nicht nur für Kampfsportfans absolut sehenswert. Diese Serie geht für immer in die Geschichte ein, als eine Serie, die die Kung Fu-Philosophie auf der ganzen Welt bekannt machte und die Menschen dazu inspirierte Kung Fu zu praktizieren.


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