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Interview: Isabel Prahl

GoldenEra

Von GoldenEra in Interview- Reihe zu 1000 Arten Regen zu beschreiben (2/2) Regisseurin Isa Prahl im Gespräch

Interview: Isabel Prahl Bildnachweis: 1000arten.de

Maximilian: Woher kam die Inspiration zu 1000 Arten Regen zu beschreiben?

Isabel Prahl: Es ist tatsächlich so, dass der Film eher mich gefunden hat. Meine Produzentin und Drehbuchautorin hatten bereits an einer ersten Fassung geschrieben und mir diese dann zum Lesen gegeben. Ich war von der Geschichte sofort begeistert und wollte das unbedingt machen. Und dann haben wir uns gemeinsam zusammengesetzt und die Geschichte weiter ausgearbeitet.

Maximilian: Was hat Dich an diesem ersten Entwurf so begeistert?

Isabel Prahl: Das Bild der verschlossenen Tür hat mich von Anfang an überzeugt. Es ist ein Bild der Isolation, des Zurückziehens – ein Zustand, den viele Menschen kennen. Ich glaube, es gibt viel mehr Familien mit verschlossenen Türen als wir denken.

Maximilian: Der Regen nimmt nicht nur im Titel ein besonderes Motiv ein. Wofür steht der Regen, der immer wieder nebenbei erwähnt wird oder zu hören ist?

Isabel Prahl: Auch wenn wir den Jungen hinter der Tür nie sehen, wollten wir ihm einen Charakter geben. Das Naheliegenste wären natürlich Killerspiele und Aggromusik gewesen, aber wir haben gedacht, warum beschäftig er sich nicht einfach mit dem Klima. Letztendlich wurde es der Regen. Es ist ja so, dass man die Unterschiedlichkeit des Regens im Alltag gar nicht mehr wahrnimmt. Er ist immer ätzend und unangenehm, dabei gibt es so viele unterschiedliche Arten des Regens. Der Junge beobachtet und notiert diese Unterschiede – doch er tut das aus einer Distanz heraus. Auch die anderen Figuren im Film haben den Bezug zum Regen als Momentum verloren. Am Ende lernen sie, den Regen in seiner Unterschiedlichkeit und damit auch das Leben neu zu betrachten

Maximilian: Es geht in dem Film um einen Jugendlichen, der sich in sein Zimmer sperrt und beschließt, es nicht mehr zu verlassen. Demzufolge bekommen wir weniger den Jugendlichen und seine Gedankenwelt, sondern eher die seines Umfeldes zu sehen. Würdest Du dennoch sagen, dass es sich um einen Coming of Age Film handelt?

Isabel Prahl: Das ist eine gute Frage. Also erstmal geht es vor allem um die Familie vor der Tür, diese Perspektive haben wir ganz klar eingenommen. Ich glaube nicht, dass es grundsätzlich ein Coming of Age –Film ist, jedoch gibt es einen Handlungsstrang im Film der auf jeden Fall Merkmale des Coming of Age Genres hat. Das ist die Geschichte von Mikes Schwester. Sie kämpft damit ihren Platz in der Welt zu finden und durch ihre Erlebnisse kann man erahnen, dass ihr Bruder diesen Platz eben nicht gefunden hat.

Maximilian: Wie lässt sich der Film deuten? Siehst Du ihn als Film über die Pubertät, über die Isolation von Jugendlichen oder als Analogie für das, was täglich in jeder normalen Familie geschieht?

Isabel Prahl: Es ist ein Film, der den Zerfall einer Familie erzählt. Hier gibt es einen Teil der Familie, der eben aufhört zu funktionieren und dadurch bricht alles auseinander. Das Gefühl nicht mehr funktionieren zu können, den Ansprüchen nicht gerecht zu werden, ist ein Gefühl, das wir alle kennen.

Maximilian: Man hat das Gefühl, dass der Film sehr viel feinfühliges Verständnis und Respekt für jeden seiner Charaktere aufbringt. War Dir das besonders wichtig?

Isabel Prahl: Ja, das war mir sehr wichtig. Ich wollte, dass jede Figur nachvollziehbar ist und jeder eine andere Art hat mit der verschlossenen Tür umzugehen.  Mir war es wichtig eine ganz normale, auf den ersten Blick, intakte Familie zu zeigen, so dass man nicht einfach den Finger auf einen richten und für schuldig sprechen kann. Es ist viel komplizierter, auch wenn man sich immer eine einfache Lösung wünscht.

Maximilian: Welchem besonderen Druck sind Jugendliche in unserer Gesellschaft ausgesetzt?

Isabel Prahl: Ich glaube, dass der Druck durch die digitalisierte Welt gestiegen ist. Die ständige Präsenz, die ständige Erreichbarkeit, stellt schon eine ungemeine Belastung dar. Zumindest ist das bei mir der Fall und darum kann ich  jeden verstehen, der den Impuls verspürt, sich eine Weile aus dem Geschehen auszuklinken zu wollen. Ich selber kenne das Gefühl, immer erreichbar sein zu müssen und auch sich einer Wertung aussetzen zu müssen. Durch Facebook, WhatsApp und anderen social media tools wird diese Dauererreichbarkeit noch mehr verstärkt. Und auch die Kehrseite – Ausgrenzungen und Mobbing nehmen ganz andere Züge an, als es noch in meiner Schulzeit der Fall war.

Maximilian: Kurz und knapp: Warum sollte man sich 1000 Arten Regen zu beschreiben im Kino ansehen?

Isabel Prahl: Weil das ein Film ist, der eine sehr universelle Geschichte erzählt. Es geht um das Gefühl der Überforderung, das wir alle kennen. Und natürlich habe ich tolle Schauspieler gewinnen können – es lohnt sich also hineinzugehen.

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