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Interview mit Ruben Östlund - Seite 3

Smooli

Von Smooli in Interview mit "The Square"-Regisseur Ruben Östlund

Interview mit Ruben Östlund - Seite 3

Der Weg ist nicht das Ziel. Der Weg existiert nur, weil es ein Ziel gibt. Und das Ziel wurde erreicht. Mit dem Sieg der Goldenen Palme und der damit einhergehenden Aufmerksamkeit der ganzen Welt und auch der Reputation, die The Square nun vor sich herschiebt, muss man nun fragen, ob Preise wichtiger sind als die Filme selbst und jene, die sie realisiert haben. Macht der Sieg der Goldenen Palme den Film nun zu Kunst? Nein, natürlich nicht, winkt Ruben Östlund ab. Gestattet ist es trotzdem, ein wenig über den Wert des Filmwerks und dem Medium selbst nachzudenken. Was zum Beispiel kann The Square besser als jeder andere Film? Östlund lächelt leicht bescheiden, denkt nach. Die Bescheidenheit schwindet, ein Gedanke ist fest verankert. Er glaubt, man müsste lange in der Filmgeschichte suchen, um eine ähnlich spannende und starke Gorilla-Szene zu finden. Akzeptiert. Spinnt man den Gedanken etwas weiter, was kann dann das Medium Film besser als jede andere Kunstform? Ruben Östlund möchte die Definition nicht auf den Film beschränken, sondern schlicht auf das Bewegtbild ausweiten. Das Bewegtbild kann Momente festhalten wie kein anderes Medium. Er zieht viel Inspiration aus Youtube-Clips und spricht beispielhaft von diesem hier: https://www.youtube.com/watch?v=e6Y2uQn_wvc Der Moment, in dem der Taxifahrer die Verwechslung erkennt, aber sein Gesicht nicht verlieren will; das könne nur das Bewegtbild.

Klassikradio: Kunst spielt so eine gewichtige Rolle…

Ruben Östlund: Ich finde moderne Kunst oft faul. Meine Erfahrungen [mit Museen für zeitgenössische Kunst] sind weiße Wände, Neonröhren an der Wand und ein paar Objekte auf dem Boden. Das provoziert mich nicht. Es stellt keine Fragen. Wie macht man solche Kunstwerke heutzutage wichtig? Wie bringt man sie dazu, etwas auch außerhalb der Museumswände zu auszusagen. Dieses ökonomische Element an der Basis der Kunstwelt macht diese für mich weniger interessant. Gleichzeitig kann man wahrscheinlich die Kamera auf jeden Beruf der Welt richten, zum Beispiel auf das Kino, und man findet bestimmt die gleichen Beispiele dort. Aber ich glaube, es ist meine Aufgabe, kritisch mit meiner eigenen „Spezies“ umzugehen. Ich hinterfrage immer die Filme, die es gibt und die Filme, die ich selber mache. Und ich denke die Kunstwelt sollte auch hinterfragen, was sie tut. Als Marcel Duchamp das Pissoir in das Museum getan hat, war das eine Provokation für den Raum. Es hat Fragen über diesen Raum gestellt. Heutzutage machen sie einfach immer nur das gleiche. Und das stellt keine neuen Fragen.

Klassikradio: Sie verbinden also die „verschlossene“ Kunstwelt mit der Filmwelt und zeigen sie im Kino, wo sie wieder für jedermann frei zugänglich ist…

Ruben Östlund: Ich wollte meine Erfahrungen nehmen, und die sind wohl alltäglich. Aber wenn man diese in einen anderen Kontext bringt, wie im Kino, dann sieht man das alles auf eine andere Art und Weise. Man nimmt also das Alltägliche und zeigt es unter einem neuen Licht. Und auf einmal wird das Absurde deutlich.

NDR: Es gibt da diese sehr starke Szene, wenn der Mann einen Affen spielt.

Ruben Östlund: Das war inspiriert von einer Performance eines Künstlers in Schweden. Der Künstler hatte dort einen Hund gespielt.

NDR: Ach, das war ein Künstler?

Ruben Östlund: Nein, der Schauspieler war ein Schauspieler. Aber er spielte einen Künstler, einen russischen Performance-Artisten. Der hat damals tatsächlich das Bein des Kindes des Chef-Kurators des Museums gebissen, sodass sie die Polizei rufen mussten. (lacht) Aber ich glaube, dass diese Performance von Terry Notary [der Schauspieler, Anm. d. Autors]… Was er normalerweise tut, ist: Er trägt einen Motion-Capture-Anzug und spielt Affen für King Kong oder Planet der Affen. Er ist sehr fantastisch was das Imitieren von Affen angeht. Sein Spiel wird sofort deutlich. Es ist ein sehr direktes Schauspiel, das interessiert mich sehr.

NDR: Wie kamen Sie auf die Idee der Affen-Performance? Sie ist seltsam oder fast schon surreal.

Ruben Östlund: Ja, ich war immer sehr am Zuschauer-Effekt interessiert. Je größer die Gruppe ist, in der wir uns befinden, desto langsamer reagieren wir. Wir neigen dazu, dann Schuld auf das Individuum zu packen. Heißt: „Wenn du nichts machst, bist du zu feige, um ein Held zu sein.“ Und wenn man sich diese Situationen von einem verhaltenspsychologischen Standpunkt aus anschaut, dann ist der Mensch quasi gelähmt, weil er wie ein verletztes Tier ist und fliehen will. „Nimm nicht mich, nimm jemand anderes.“ Also wollte ich das deutlich machen mit einem Performance-Künstler. Das Setup ist sehr einfach. Seine Aufgabe war: In den Raum gehen. Das Asphamännchen verjagen. Und dann ist Zeit für Reproduktion. (lacht) Deshalb geht er dann zur Frau und alle sitzen rum und fragen sich, wann der Moment kommt, an dem alles kippt.

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