{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

House of Cards - Kritik zur kompletten britischen Miniserie

Aurea

Von Aurea in House of Cards - Kritik zur kompletten britischen Miniserie

House of Cards - Kritik zur kompletten britischen Miniserie Bildnachweis: © BBC

Dass man sich im Hause Pandastorm Mühe gibt ist bekannt. Zuletzt begeisterte unter anderem die deutsche Erstveröffentlichung des klassischen „Doctor Who“ Specials „Die Fünf Doktoren“. Jetzt brachte man die britische Miniserie „House of Cards“ in einer Komplettbox heraus.

Aber Moment, „House of Cards“? Das ist doch die Netflix-Serie mit Kevin Spacey in der Hauptrolle? Was haben denn jetzt die Briten damit zu tun? Ein Blick auf die Inhaltsangabe hilft nur bedingt weiter:

Image title

"Im Zentrum von House of Cards steht der Aufstieg des skrupellosen und machtgierigen Konservativen Francis Urquhart. Keiner kennt die Regeln des dreckigen Polit-Geschäfts besser als er und keiner weiß mehr Geheimnisse über Freund und Feind als der stets so verschmitzt schauende Francis. Eine bitterböse Satire über Macht, Sex, Korruption und Verrat."

Bis auf den Nachnamen des Protagonisten klingt das exakt nach der amerikanischen Version. Doch dass es sich dabei um ein Remake handelt, das wissen nur wenige. Bereits 1990 brachte die BBC die erste von insgesamt drei Miniserien mit je vier Stunden Laufzeit auf den Markt. Da scheint es nur angebracht im Zuge der steigenden Popularität des US-Remakes den Fokus auch auf bereits bestehendes zu legen. Mit der Komplettbox erscheinen nun auf „To play the King“ von 1994 und „The Final Cut“ von 1995, die durchaus als weitere Staffeln durchgehen können. Insgesamt warten also rund 640 Minuten Politdrama auf den willigen Zuschauer.

Mit britischer Effizient ist die hier erzählte Geschichte deutlich knackiger, das Tempo ist von der ersten Minute an straff. Ian Richardson spielt Francis Urquhart. In seiner Rolle als Chief Whip und Fraktionschef der konservativen Tories im britischen Parlament hält er die Abgeordneten auf Trab, verhindert das brisante und pikante Privatdetails an die Öffentlichkeit gelangen und bringt die Leute auf eine gemeinsame Linie, notfalls auch mit Hilfe von Gefallen und Erpressungen. Als er den fest eingeplanten Ministerposten bei der Neubesetzung des Kabinetts nicht bekommt ist hintergründig aber Schluss mit freundlich, Urquhart sinnt auf Rache. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Auch hier wird die so genannte vierte Wand durchbrochen, auch hier macht Francis den Zuschauer zum Mitwissenden und gewisser Weise auch zum Mittäter. Dem Zuschauer gefällt das allgemein, man fühlt sich einbezogen und fiebert gerne mit. Wer sich einmal durch die erste Folge der zweiten Staffel der US-Version gequält hat, in der Kevin Spacey den Zuschauer sträflich ignoriert, der weiß wie sehr man leiden kann, wenn die Aufmerksamkeit entzogen wird. Wie sehr man sich als Zuschauer allein gelassen fühlt, wenn der Komplize einen auf einmal ignoriert. Der Weg bis ganz nach oben an die Spitze, der wird hier miterlebt. Man wird einbezogen in ein Spiel um Macht und Einfluss, man ist an vorderster Front dabei wenn Intrigen geschmiedet werden. Man kann herabblicken auf die Politiker, die einen Deal mit Urquhart eingehen, sich an ihrer Korrumpierbarkeit ergötzen. Man will ganz nach oben, im Fahrwasser dieses faszinierenden Menschen. Dem entziehen kann man sich sowieso nicht, denn die Chance auf Distanz zu gehen wird einem in den ersten Minuten bereits genommen.

Abgerundet wird dies durch interessante, vielseitige und vor allem gut gespielte Nebenrollen. Susannah Harker begeistert als junge Journalistin Mattie, die von Urquhart in mehrerer Hinsicht ausgenutzt wird. Diane Fletcher als Elizabeth Urquhart gibt mehr als nur die stille Ehefrau. Die ganze Geschichte beruht auf dem Roman von Michael Dobbs. Der kann auf eine ganz eigene Karriere zurückblicken. Er gehörte der Konservativen Partei an, beriet drei Jahre lang Margaret Thatcher und war für ein Jahr Stabschef. Wenn man so will also ein richtiger Insider. „You might very well think that. I couldn't possibly comment" ist folgerichtig als geläufiges Zitat in die britische Politik eingegangen.

„House of Cards“ ist aber bei weitem nicht nur eine gute Wahl für Fans und Anhänger politischer Intrigen und Vorgänge. An der cleveren, knackigen Erzählweise dürfte eigentlich jeder seine Freude haben, und auch der tiefe Einblick in die teilweise irrsinnigen Vorgänge im Parlament ist einen Blick wert. Hier nicht mitgerissen zu werden ist eigentlich unmöglich.Auf der neu erschienenen DVD Box befinden sich als Extras leider nur Audiokommentare, die aber einen guten Einblick in die Entstehung der Serie bieten.

Wird geladen...