Erwähnungen
"His Dark Materials" - Staffel 1 - Kritik
Von siBBe in "His Dark Materials" - Staffel 1 - Kritik
am Montag, 14 September 2020, 14:00 Uhr
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Story
Lyra (Dafne Keen) lebt bei ihrem Onkel Lord Asriel (James McAvoy) im Jordan College in Oxford. Ihre Eltern sind vor einer Weile bei einem Unfall gestorben und Asriel nahm seine Nichte auf – andere Familienmitglieder hat das Mädchen nicht. Eigentlich geht es Lyra bei ihrem Onkel gut, trotzdem würde sie gern mehr von der außergewöhnlichen Welt sehen, in der sie lebt. Als Marisa Coulter (Ruth Wilson) bei Asriel auftaucht, ist Lyra begeistert von ihr. Sie folgt ihr nach London und bekommt bald zu spüren, dass Marisa nicht nur wunderschön, sondern auch ziemlich gefährlich ist. Scheinbar ist Lyra nicht das erste Kind, welches Oxford verlassen hat, um nach London zu kommen. Um hinter Marisas Geheimnis zu kommen und zu erforschen, was es mit der rätselhaften Substanz Staub auf sich hat, macht sich Lyra auf den Weg nach Norden. Bald lastet eine große Verantwortung auf ihren Schultern.
Kritik
Von Harry Potter, Die Chroniken von Narnia bis hin zu Die Tribute von Panem gab es in den letzten Jahren so manch erfolgreiche filmische Umsetzung aus dem Bereich der Jugend-Fantasy-Literatur. Trotz einer treuen Fangemeinde wollte den His Dark Materials-Büchern (Der Goldene Kompass, Das Magische Messer & Das Bernstein-Teleskop), die von Autor Philip Pullman 1995-2000 veröffentlicht wurden, dieser Sprung aufs andere Medium nicht gelingen. Mit Der Goldene Kompass wurde 2007 zwar ein solcher Versuch unternommen, doch der 180 Millionen Dollar teuere und auch namhaft besetzte Fantasyfilm spielte weder genug Geld in die Kassen, noch kam er bei Publikum und Kritikern besonders gut an. Daher war es wenig verwunderlich, dass keine Nachfolger mehr gedreht wurden und es um die Reihe in den darauffolgenden Jahren still wurde.
In Form einer Serie, als Kooperation zwischen der britischen Rundfunkanstalt BBC und dem US-amerikanischen Kabelsender HBO, kam es schließlich doch noch mal zu einem Neuversuch, den Stoff zu adaptieren, diesmal aber fürs Fernsehen. Kosten wurden auch hierbei nicht gescheut, auch der Cast kann sich wieder sehen lassen. Das Experiment ist geglückt, die erste Staffel, die 2019 erstmals ausgestrahlt wurde, kam beim Publikum gut an, sodass im November 2020 auch schon die zweite Staffel folgen wird. Wer die Serie hierzulande nicht auf dem Bezahlsender Sky verfolgen möchte, kann die erste Staffel seit August 2020 auch endlich käuflich erwerben.
Ein Problem des Films war, dass zu viel Stoff in zwei Stunden Laufzeit gequetscht wurden. Damit hat die Serie nun nicht mehr zu kämpfen, über acht Folgen hinweg hat man reichlich Zeit, sich der Geschichte und den Charakteren gebührend zu widmen. Dennoch fällt der Einstieg für Nicht-Leser erst einmal etwas konfus aus, da all die Besonderheiten dieser fremden Welt auf einen einprasseln, aber nur am Rande oder erst später erklärt werden. Um zu verstehen, was es mit Daemonen, dem Magisterium, den Gobblern, dem kosmischen Staub oder den Gyptern auf sich hat, ist also ein wenig Geduld nötig. Hat man erst einmal hineingefunden, entfaltet die Serie ihren ganzen Reiz.
In His Dark Materials haben wir es mit zwei parallel existierenden Welten zu tun, wovon eine der unseren sehr ähnlich ist, die andere vor einer Steampunk ähnelnden viktorianischen Kulisse voller Magie spielt. Größte Besonderheit sind hier zweifellos die Daemonen, Manifestationen der Seele des Menschen außerhalb seines Körpers in Form eines sprechenden Tieres. Das zu visualisieren dürfte eine der größten Schwierigkeiten gewesen sein, da man schnell in Richtung peinlichen Kitsches oder billigen Trashes abdriften kann. Doch nicht nur sind die Tiere fantastisch animiert, sie verkommen glücklicherweise nicht zu reinem Gimmick, um auf Komik oder Niedlichkeit zu setzen, sondern haben eine ganz eigene Persönlichkeit, die glaubhaft rübergebracht wird.
Die Geschichte der ersten Staffel befasst sich in erster Linie mit dem Verschwinden zahlreicher Kinder und nimmt nach und nach immer größere, epischere Ausmaße an, da noch andere Ereignisse und Plots damit verknüpft sind, die auch später in der Fortsetzung noch wichtig sein werden. Sobald die Serie an Fahrt aufnimmt, wird sie auf spannendem Niveau durcherzählt, jede der acht Folgen widmet sich dabei einem anderen interessanten Teil des Abenteuers. Im späteren Verlauf rutscht jedoch noch ein Subplot um den Jungen Will Parry hinein, dessen Rolle eigentlich erst im zweiten Buch (und somit in der zweiten Staffel) entscheidend sein wird. Ob die nun etwas verfrühte Einführung wirklich nötig war ist fraglich, da seine Geschichte noch völlig lose im Raum schwebt und hier noch unbedeutend ist. Nicht sonderlich tragisch, aber es reißt ein wenig aus dem Geschehen heraus.
Dafne Keen (Logan) mag nicht die beste Jungdarstellerin sein, schlägt sich in ihrer Rolle als aufgeweckte Lyra aber dennoch ordentlich. Eindrucksvoller fallen die Nebenrollen aus: James McAvoy (Split) tritt zwar nur gelegentlich auf, stiehlt den anderen als exzentrischer Forscher aber jederzeit die Show. Ebenso Ruth Wilson (Jane Eyre), deren Rolle nicht nur die vielleicht spannendste aus der Runde ist, sondern auch glücklicherweise umfassender ausfällt und durch eine durchgehend starke Performance ausgefüllt wird. Lin-Manuel Miranda (Hamilton) weiß als sympathischer Sprücheklopfer, der für Lockerheit sorgt, zu gefallen.
Heimkinoauswertung
Warner Home Video veröffentlicht His Dark Materials - 1. Staffel am 6. August 2020 auf dem deutschen Heimkinomarkt. Die uns vorliegende Blu-Ray weiß technisch zu gefallen, sowohl Bild (1.78:1) als auch Ton (Deutsch DD 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1) sind überaus gelungen. Freuen darf man sich zudem über reichlich Bonusmaterial, darunter einem Making Of (33 Min.) sowie Featurettes zur Adaption (4 Min.), Set Design und Requisite (6 Min.), Kostümdesign (3 Min.), Die Daemonen (4 Min.) und zum Cast und ihren dargestellten Figuren (14 Min.).
Fazit
Fans der Bücher bekommen endlich eine angemessene, langersehnte Verfilmung, alle anderen, die einfach Lust auf eine schön umgesetzte Fantasygeschichte haben, erhalten einen guten Grund, in die faszinierende Welt von "His Dark Materials" einzutauchen. Auch wer mit dem damaligen Film nichts anfangen konnte, sollte der Serie auf jeden Fall eine Chance geben, denn sie macht vieles besser.
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