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"Hanna Svensson - Blutsbande" - Kritik
Von OnealRedux in "Hanna Svensson - Blutsbande" - Kritik
am Sonntag, 24 März 2019, 19:59 Uhr
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Wer bislang glaubte im Bereich der Krimi-Serien alles entdeckt zu haben – gerade angesichts fantastischer Produktionen wie Die Brücke – Transit in den Tod, Trapped - Gefangen in Island, The Missing oder auch Happy Valley - In einer kleinen Stadt – wird nun bei Hanna Svensson – Blutsbande erneut eines Besseren belehrt. Die Skandinavische Serie – als ZDF-Koproduktion - zeichnet neben seinem ungeheuren Tempo vor allem die emotionale Dramatik aus. Die Figuren sind so stark miteinander verbunden, dass es vor Spannung kaum auszuhalten ist. Und gerade dies, als regelrechter Kontrast zu bisherigen Produktionen, bietet atemberaubende Unterhaltung, die bis zur letzten Minute zu fesseln weiß. Hier gibt es alles, was das Genre-Herz begehrt: Einen dramatischen Fall in der Unterwelt, eine Entführung, Spitzel, Wendungen sowie Charaktere, die an ihre eigenen Grenzen geführt werden. Hier natürlich allen voran Hanna Svensson selbst (fantastisch von Marie Richardson gespielt), die ihre Harte Schale immer wieder aufrechterhalten muss, während ihr Inneres aufgrund ihrer Entscheidungen zerbricht. Bereits die Ausgangslage von Hanna Svensson – Blutsbande (OT: Innan vi dör) offenbart: Hier wird aufs Tempo gedrückt. Seit dem 22.03.2019 ist nun die erste Staffel dank Edel Germany GmbH im Handel erhältlich. Wir haben einen Blick riskiert.
Story
Hanna Svensson ist Polizistin mit hohen moralischen Grundsätzen und starken Prinzipien. Zwei Jahre ist es her, dass sie ihren eigenen Sohn Christian wegen Drogenhandels ins Gefängnis brachte. Nach seiner Entlassung möchte er zu Hannas Leidwesen nichts mehr von ihr wissen. Als ihr Kollege und Liebhaber Sven spurlos verschwindet, nimmt Hanna die Spur auf. Dabei findet sie etwas heraus, was sonst keiner weiß: Sven hat bei seinen Ermittlungen gegen eine kriminelle Biker-Bande mit einem verdeckten Informanten gearbeitet, der sich Inez nennt. Was Hanna jedoch nicht ahnt: Inez ist niemand anderer als ihr Sohn! Während Hannas und Christians private Beziehung unter schwierigen Bedingungen steht, wird ihre berufliche Verbindung immer enger. In der kriminellen Unterwelt zeichnet sich ein brutaler Machtwechsel ab. Um diesen zu verhindern und um ihren Sohn zu retten, ist Hanna gezwungen, eine andere Familie zu zerstören.
Kritik
Was Hanna Svensson – Blutsbande wohl in erster Linie auszeichnet, ist seine bereits sehr prekäre Ausgangslage der Figuren: Während Hanna Svensson eisern ihren Moralkodex verteidigt, hat sie ihren eigenen Sohn ins Gefängnis gebracht, der – und dies dürfte kaum verwundern – nach der Entlassung wenig mit seiner Mutter zu tun haben möchte. Doch die Serie ist weit mehr als Familiendrama. Denn während der Entführungsfall schnell in das Milieu der Biker-Gangs zielt, gibt es mehr als eine Überraschung zu sehen. Wendungsreich, spannend, mit einem hohen Tempo ausgestattet und vor allem rau sowie realistisch, gibt es fortan einen Fall, der alle Figuren in das Extreme zieht. So muss beispielsweise Hanna fortan beruflich mit ihrem Sohn Christian (gespielt von Adam Pålsson) zusammenarbeiten, um den eigentlichen Fall zu lösen. Dieser ist allerdings wenig erpicht darauf privat wieder eine Beziehung zu seiner Mutter aufzubauen. Währenddessen rutschen jedoch beide immer weiter in die Finsternis ab, die auch vor Gewalt nicht zurückschreckt. Doch auch alle anderen Charaktere haben Ecken und Kanten und bekommen immer wieder moralische Zwickmühlen offenbart, die nach und nach in den Abgrund führen.
Gerade erzählerisch wirkt dies wie aus einem Guss: Mit wenigen dramatischen Schockeffekten ausgestattet, wirkt die komplette Serie wie ein einziger Film. Mehr noch: Es gibt kaum Leerlauf und typische Klischees, während sich die Figuren nach und nach Richtung Eruption bewegen. Zwar kann das Finale letztlich dann nicht ganz überzeugen, bringt aber einen guten Abschluss für die erste Staffel (die zweite ist für dieses Jahr bereits bestätigt). Die Inszenierung selbst ist indes über jeden Zweifel erhaben: Immer dicht an den Figuren, wechseln sich ruhige Momente mit dramatischen und gar actionreichen ab. Letztere sind zudem reichlich gelungen: Egal ob emotionale Augenblicke oder gar Kämpfe sowie Verfolgungsjagden. Langweilig wird es hier auf jeden Fall nie. Das moralische Dilemma ist aber dennoch das größte Highlight der Serie: Auch der Zuschauer wird in den einzelnen Folgen immer wieder vor Fragen und Kompromisse gestellt, sodass jeder auch für sich selbst entscheiden kann. Beziehung, Verrat, Angst, Hass und Gewalt: All dies vermischt sich schließlich zu einem einmaligen Serienerlebnis, welches eine tolle Erfahrung bietet.
Blu-Ray
Technisch gesehen ist die Veröffentlichung von Edel Germany GmbH - seit dem 22.02.2019 auf DVD/BD im Handel erhältlich - wirklich gelungen: Das Bild ist kräftig, scharf und kontrastreich und auch der Ton – vorliegend in Schwedisch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (Dolby Digital 5.1) – ist gut abgemischt und erzeugt einen tollen Raumklang.
Fazit
Hanna Svensson bietet eine unglaublich intensive, wendungsreiche wie emotionale Story, die nicht nur die Charaktere immer wieder an ihre Grenzen führt, sondern auch den Zuschauer regelrecht fortreißt. Während die Inszenierung einen immer weiter in den Abgrund treibt, bietet die Serie selbst spannende Unterhaltung und eine der realistischsten Krimi-Storys der letzten Jahre. Fans sollten hier unbedingt zugreifen.
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