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Game of Thrones - Staffel 4

von Kadir Güngör

Ach, „Game of Thrones“. Von vielen als gute Serie, von vielen TV-Enthusiasten als die aktuell beste Serie und von genauso vielen als die beste Serie aller Zeiten bezeichnet, wagt es fast niemand, der dieser Serie eine faire Chance gegeben hat, sie schlecht zu reden. Es ist die erfolgreichste HBO-Serie aller Zeiten, bricht Rekorde links und rechts und alle springen auf den Hypetrain auf, dessen nächste Station „Season 5“ lautet. Die vierte Staffel „Game of Thrones“ markiert indes einen besonderen Moment in seiner vierten Episode „Oathkeeper“, indem zum ersten Mal eine Szene gezeigt wird, die wohl erst im kommenden sechsten Band „The Winds of Winter“ behandelt werden wird. Der Schock in den Gesichtern meiner hochnäsigen Mitbuchkennern war köstlich, als ihnen ein Schluck ihrer eigenen Spoiler-Medizin verabreicht wurde. Und da George R.R. Martin, Autor der Vorlage „A Song of Ice And Fire“, ein notorisch langsamer Schreiber ist, ist ihm die Serie schon mächtig auf die Pelle gerückt. Er versucht quasi einige Kilometer vor der andonnernden Lokomotive die Schienen rechtzeitig zu legen, damit er nicht überfahren wird. Wie in dutzenden Interviews jedoch schon erwähnt, versucht Martin gar nicht mehr seine Poleposition zu wahren und hat die Buchreihe von der Serie inhaltlich abgekoppelt: „The books are the books and the show is the show.“, wiederholt der 66-jährige immer wieder.

Die Showrunner David Benioff und D.B. Weiss haben die komplette Kontrolle über „Game of Thrones“ und scheuen sich auch nicht davor radikale Änderungen vorzunehmen. Änderungen, die meiner Meinung nach, bei dem Übergang von Literatur zu TV-Serie schlicht und einfach unvermeidbar sind. Andererseits bedeutet dies nicht, dass Buchkenner nicht ihren Kummer in dornischem Wein ertränken, wenn ihre Lieblingsfiguren, deren Onscreendebut sie seit der ersten Staffel sehnlichst erwarten, dann einfach aus der Story gestrichen werden. Stichwort: Lady Stoneheart, Coldhands und Strong Belwas (googlen auf eigene Gefahr). Benioff und Weiss kennen jedoch das Ende des „Eis & Feuer“-Epos' und streichen ganze Storylines, fusionieren mehrere Charaktere zu einer Figur oder schreiben ganze Arcs bestimmter Charaktere vollends neu, um dennoch am Schluss der Serie das gleiche Ende der Bücher zu teilen. Dass die kommende 5. Staffel endgültig Material aus „The Winds of Winter“ verwenden und damit unweigerlich Buchleser spoilern wird, wurde bereits bestätigt. Ich als Buchliebhaber trete diesem Fakt jedoch mit Begeisterung entgegen, im Gegensatz zu anderen Buchpuristen, die zu Fackel und Heugabel greifen. Ich bin begeistert und freue mich Teile der Serie genauso unbefleckt genießen zu können, wie unseren lieben Lesemuffel.

Wie sehr und ob die Showrunner sich sklavisch an die Vorlage halten, sollte jedoch kaum von Belang sein, denn Fakt ist: „Game of Thrones“ ist nach wie vor die wohl (mitunter) beste TV-Serie, die aktuell läuft. Definitiv ist es die mit der lautstärksten Fanbase, mit den dicksten Zahlen und dem größten Hypetrain, der sogar den Medienrummel um die finale Staffel von „Breaking Bad“ in den Schatten stellt.

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