"Sherlock" beginnt schon sogleich mit einem Lacher par excellence. Denn auf die Art und Weise, wie der neue Dr. John Watson an seinen kongenialen Partner gelangt, hat etwas völlig Unsubtiles an sich, was ich persönlich sehr schätze. Kurze Einführung von Sherlock Holmes, der mal schnell seinen potenziellen Mitbewohner einschätzt - ZACK! - Problem erledigt. Ja, und man nimmt der Figur sein schnelles Entscheidungsvermögen auch ab. Ebenfalls von Belang ist Holmes´ Denkstruktur, die nach wirklichen Herausforderungen lechzt. Man darf den Mann als im höchsten Maße arrogant und weltfremd ansehen, jedoch versteht man schnell, warum das so ist. Holmes analysiert wirklich alles - und das in Windeseile und so richtig wie nur möglich. Dargestellt wird das durch die cool geschnittenen Sequenzen, mit Beschreibung seiner Beobachtungen sowie Stichwörtern im Bild. Und selbst Fehler dürfen ihm passieren, da selbst ein Sherlock Holmes letztlich noch ein Mensch ist (und nicht maschinenhaft, wie in den Romanen beschrieben). Und mal ehrlich: Mit diesem Wischmob auf dem Kopf wirkt Sherlock doch viel chaotischer und persönlicher als der akkurat gekleidete Lebemann aus dem 19. Jahrhundert, der bedächtig seine Erkenntnisse in den Pfeifenbiss murmelte. Dagegen wirkt Watson wie weit entfernt, geradezu lethargisch, natürlich auch motiviert durch sein post-traumatisches Gebrechen. Aber auch hier wird schnell und unkompliziert Hilfestellung geleistet, indem man seine "Verletzung" als psychosomatisch entlarvt und Holmes sich dieser Diagnose als Eisbrecher und Miniaufgabe annimmt. Nun würde der ein oder andere Zuschauer meinen, dass man sich nicht so plötzlich davon lösen könnte, aber wie oft reichen einfache Feststellungen, vermeindliche Gebrechen als unnötig zu erkennen? Das ist dann letztlich der Verdienst eines anderen Holmes, der schnell in Persona von Sherlocks Bruder Mycroft in die Geschichte einsteigt. Dass die beiden Geschwister ein schwieriges Verhältnis zueinander pflegen, gibt dem Serienformat die gewisse Würze mit. Dazwischen dürfen dann, wenn auch nicht unwesentlich, die Sidekicks fehlen, die ebenfalls an bekannten Namen/Figuren angelehnt sind. Lestrade, Mycroft - da klingelt es bestimmt in den Ohren langjähriger Romanfreaks, die auch hier zu ihrer Screentime kommen und in neuer Montur für die erzählerische Würze sorgen. Die werden um so manche Schlüsselrolle noch aufgewertet, also kann die Serie auch unter der Oberfläche für Überraschungen sorgen. Bleibt noch der Antagonist zu erwähnen, der in den Episoden erst nur in Form des geheimen Drahtziehers und später als (w)irrer Unruhestifter ein ständiger Aufhänger bleibt. Es ist recht bald zu erahnen, dass hier ein Duell der besonderen Sorte stattfindet, und so schichtet sich dieser Zweikampf kaum merklich in verschiedene Fälle mit einem gemeinsamen Nenner auf. Jim Moriarty ist also immer präsent - sei es als gesichtsloser Storytwist zu Beginn oder später als Ideengeber für den nächsten haarsträubenden Fall. Eine - wie ich finde - gute Ausgangslage, der Serie treu bleiben zu wollen.