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Flimmerkiste: Science Fiction

von Sascha Wuttke

Natürlich sollte man, wenn man ein Mittdreißiger ist und das entsprechend zurückrechnet, mit "Star Wars" in Kontakt getreten sein und damit in eine völlig neue Welt, oder gleich mehrere neue Welten. Nachdem man den "Alarm im Weltall" schon längst nicht mehr hört oder eher die Extraterrestrischen zu uns auf die Erde gekommen waren, beschritt George Lucas´ Saga vollkommen neue Wege. Von da an schleppte man sich cineastisch nicht nur träge von der Erde zu einem unbekanntem Planeten, sondern erlebte im Film eine Wanderschaft durch ganze Galaxien - ach was, Wanderschaft, turbomäßig!

Das klingt oder klang jetzt nicht unbedingt neu, nachdem sich das "Raumschiff Enterprise" so lange so Warp-flink durch das Universum bewegte und etlichen machthungrigen Herrschern und seltsamen Entdeckungen erwehren musste, aber "Star Wars" drückte hierbei nochmal ordentlich aufs Gaspedal. Als Captain Kirk seine Plautze einzog, war ich noch gar nicht geboren, und "Star Wars" erblickte im selben Jahr wie ich das Licht der Welt. Ein Omen?

Es scheint, dass es so kommen musste, denn meine Kindheitserinnerungen erfuhr ich nie wieder so intensiv und einprägsam wie im SciFi-Genre. Natürlich passierte das mit etlicher Verspätung. Denn erst, als die ersten Videotheken in meiner Heimatstadt eröffnet wurden, konnte meine Film- und Genreaffinität erweckt werden. Ich erinnere mich noch recht gut daran, wie wir in der Videothek standen, und gefühlt einen Meter über meinem Kopf meine Eltern in das Regal griffen und sagten: "Ach, guck mal! Den haben wir ja im Kino nicht gesehen." Ja, das Cover war sehr ansprechend. Für Kinder ist Buntes immer schön anzusehen. Darauf abgebildet: Die Menschenpyramide, bestehend aus Zeichnungen von Luke Skywalker, Prinzessin Leia und Han Solo, wie erster sein Lichtschwert in den Himmel reckt. Dahinter viel Schwarz mit weißen Punkten und kleine Details, die man später im Film zu sehen bekam.

Nach guten zwei Stunden Familientreffen im Wohnzimmer, einer zerknitterten VHS-Kassette ("Egal, man erkennt ja alles trotz des zeitweisen Flimmerns.") und dem Schließen meiner Kinnlade war es um mich geschehen. Der erste ausgeliehene VHS-Film, und dann gleich so ein Brett! Es war tatsächlich unser erster Film, den wir uns völlig frei betrachten konnten, und so ging es auch munter weiter. Jede Woche wurde dann die komplette Videothek durchforstet, das neueste vom Neuen angeschaut und damit die Kinokosten gespart, bis wir auch jeden noch so neu ins Regal geschobenen Film durch hatten. In dieser Entwicklung war auch klar geworden, dass sich hier eine neue Marktlücke eröffnete - die Auswirkungen haben Fans und Verleiher ja mittlerweile für sich entdeckt. Wer braucht da schon Einspielergebnisse im Kino, wenn man zu Hause mit Chips die Beine lang machen kann?

Eher unregelmäßig verlief dann auch meine "Karriere" als SciFi-Filmegucker im Laufe der Jahre. Ich suchte ja wirklich nach allem, was irgendwie nach Weltall und fantastischen Dingen aussah - mehr oder weniger zufrieden gestellt. Unter "mehr" gehörte natürlich der "Terminator", der mir im zarten Alter von 12 Jahren zu brutal war (zumindest beim ersten Gucken), und zwei Jahre später schiss ich mir fast in die Hosen, als ich mir unerlaubterweise in unbeaufsichtigten Stunden die "Alien"-Kassette einschob. Ansonsten dürfte noch SciFi-Kult hervorzuheben sein, bevorzugt von Glen A. Larson, der mit "Kampfstern Galactica" und "Buck Rogers" zwei Vertreter geschaffen hatte, die ich in meiner Nebentätigkeit als Film-Couch-Potatoe nie missen möchte.

Nun gehört Science Fiction nicht nur außerhalb unserer Hemisphäre, auch bei uns hier unten gibt es so etliche Movies, die es wert sind, angesehen zu werden. Sei es brachiale Action á la "Robocop", düstere Zukunftsvisionen wie in "Blade Runner" (den ich nach dem ersten Durchgang nicht verstanden hatte) oder Tiefsinniges im Stile von "Inception". Für mich gibt es diesbezüglich kaum Einschränkungen. Ob in eigenen Gefilden oder weit, weit weg - SciFi hat etwas Jungfräuliches an sich, man entdeckt geradezu sich selbst und seine Umgebung von ganz anderen Blickwinkeln. Man ist den teils haarsträubenden Ideen der Autoren ausgesetzt, und wenn das noch in tollen Bildern umgesetzt wurde, fühlt man sich wie "Alice im Wunderland".

Ich bin auch heute noch ein großer Fan des Genres geblieben, und wenn es was zu berichten gibt, versuche ich natürlich am Ball zu bleiben. Da kann man sich so gerne darüber auslassen, was mal in Filmen thematisiert wurde und heute teilweise Wirklichkeit geworden ist - ob direkt und real oder nur am Rande umgesetzt. Egal, erstaunlich ist das allemal. Man erinnere sich mal an den ersten Science-Fiction-Film überhaupt: "Die Reise zum Mond", gedreht 1902 (!) und thematisch seiner Zeit um genau 67 Jahre voraus. Wer weiß, ob das akribische "Minority Report" oder Horrorszenarien wie in "Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All" mal real werden sollten (oder schon sind?). Man muss jetzt nicht nur die Realitäten abwägen, denn auch das Fanastische zieht den geneigten Genrefan in seinen Bann.

Man darf ja noch träumen dürfen...

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