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Charme-Offensive: die erste Folge "Supergirl"

Aurea

Von Aurea in First Look: Supergirl

Charme-Offensive: die erste Folge "Supergirl" Bildnachweis: © CBS

Superheldinnen haben es schwer, zumindest in Film und Serie. Wenn selbst Joss Whedon sich in „Avengers: Age of Ultron“ mit der Kamera auf Höhe von Scarlett Johanssons Hintern bewegt, wir vergeblich nach Merchandise von Black Widow oder Gamora suchen, wir im Voraus schon auf die neue Wonder Woman Darstellerin losgehen (pff, wie kann sie es auch wagen ohne XXL-Oberweite aufzutauchen!) und gleichzeitig die Ankunft von „Jessica Jones“ erwarten wie die Wüste den Regen, dann läuft irgendwas schief. Wie gut das seit Montag auf dem US-Sender CBS Supergirl“ angeflogen kommt, um die einseitige Heldenlandschaft ein wenig aufzumischen.

Die Pilotfolge stellt sich dann auch schnell als sehr angenehm heraus. Klar, sie arbeitet im Endeffekt die Dinge ab, die eine Pilotfolge so erledigen muss. Wir erfahren wo Kara Zor-El herkommt und was ihre eigentliche Aufgabe war. Sie sollte nämlich auf ihren kleinen Cousin, den wir als Superman kennen, aufpassen. Allerdings verschwindet sie für eine ganze Weile in der Phantom-Zone. Von dort bringt sie dann ein Anhängsel mit, das ihr später in der Folge noch zusetzen wird. Superman hat sich in der Zeit auf der Erde schon eingefunden und ist ziemlich gut darin, ein Held zu sein.

Kara (Melissa Benoist) landet bei einer Adoptivfamilie (sehr cool: das ehemalige Supergirl Helen Slater und der ehemalige Superman Dean Caine!) und bekommt auch eine Adoptivschwester, gespielt von Chyler Leigh („Grey's Anatomy“). Sie arbeitet als Assistentin für Cat Grant (Calista Flockhart), die ein eigenes Medienimperium leitet. Eigentlich führt Kara also ein ganz normales Leben. Zeitgleich hat sie eigentlich auch keine Lust, ihre Superkräfte zu verstecken. Da kommt ein drohender Flugzeugabsturz ganz gelegen. Dank ihrer findigen Chefin, die nur auf eine Story gewartet hat, ist der Name „Supergirl“ auch schnell festgelegt. Nun interessiert sich aber auch das Department of Extra-Normal Operations für Kara, und dann ist da noch ihr Anhängsel aus der Phantom-Zone.

Was in den Händen von weniger motivierten Leuten ein kitschiges Desaster hätte werden können erblüht hier zu einem richtigen kleinen Juwel. Allen voran hat Melissa Benoist so dermaßen offensichtlich viel Freude an der Rolle dass man als Zuschauer unweigerlich mitgerissen wird. Statt sich in der ewig langweiligen, düsteren „Held muss Menschen retten um sich selbst zu retten“ Routine zu ergehen zeigt „Supergirl“ uns eine Heldin, die Menschen rettet weil es verdammt nochmal das Richtige ist. Kara weiß, dass sie gut in ihrem Job ist, sie weiß dass sie Superman in Nichts nachsteht. Sie rettet Menschen, auch weil sie Freude daran hat. Und das überträgt sich auf den Zuschauer, denn bei aller Ernsthaftigkeit ist es dieses leichtfüßige, was doch an vielen anderen Stellen im Genre fehlt.

„Supergirl“ bringt uns also eine Protagonistin die mit Spaß bei der Sache ist. Melissa Benoist bringt aber auch eine wirklich vielseitige Mimik mit, und so wirkt sie in manchen Szenen wie eine lebendig gewordene Comicfigur. In anderen Momenten ist sie wieder ernst und zeigt, dass wir es hier mit einer jungen Frau zu tun haben, die sich selbst erst finden muss. Sie wäre lieber „Superwoman“ statt „Supergirl“, sie muss sich dauernd anhören was sie alles nicht kann, weil sie „nur“ eine Frau ist. Da kommt stellenweise schon der Feminismus mit dem Holzhammer daher. Hier wäre eine Zielgruppendefinition schön gewesen, denn kleine Mädchen wissen für gewöhnlich, wie cool sie sind. Dass sie minderwertig sind wird den meisten ja erst später eingeredet. Erwachsene lernen hier vermutlich nichts Neues. Und doch spricht die Serie hier ja ein bestehendes Ungleichgewicht an, und das ist, selbst in all dieser wenig subtilen Deutlichkeit, eine gute Sache. Zumal es durchaus auch ins Schwarze trifft wie unterschwellig Karas Umgebung sie runterzieht. Dass Sexismus hier auch von anderen Frauen ausgeht spiegelt eine weitere Tatsache, die uns allen täglich begegnet.

So wirkt es dann auch fast schon tragisch wenn Kara in einem Raum voller scheinbarer Idioten die Oberidiotin spielen muss, für die sie jeder hält, obwohl sie den ganzen Raum in 2 Sekunden auseinandernehmen könnte. Kara steht eigentlich in jedem Moment im Schatten einer anderen Person. Als normale Angestellte kämpft sie um die Anerkennung ihrer Chefin, als Supergirl kämpft sie darum nicht als Superman unterlegenes, kleines Mädchen angesehen zu werden. Gleichzeitig ist sie nicht allein, denn bereits in der ersten Folge findet sie Verbündete, mit denen sie auch über ihr Superheldendasein reden kann. So mischen sich durchaus ernste Untertöne in die überraschend spaßige und leichte Inszenierung. Und wenn man genau hinsieht und die Hauptdarsteller der Serie drei Frauen und zwei Farbige sind, dann ist das schon recht untypisch für die Serienlandschaft (und die Kinolandschaft, wenn wir schon dabei sind) als solche.

Die deutlichste Schwachstelle dürften die Gegner von Supergirl sein. Die erste Folge macht es sich leicht und etabliert ein nahezu unerschöpfliches Repertoire an Bösewichten, die die Erde heimsuchen können. Das schreit geradezu nach „Villain of the Week“ Prinzip. Leider sind diese auch irgendwie relativ uninteressant, kommen mit generischen Dialogen daher und sind auch darstellerisch eher grenzwertig und kitschig. Auch den ewig in der aus so vielen Gründen einfach nur falschen „friend zone“ verbleibenden Typen hätte man sich schenken können, zumal naheliegt dass er irgendwann wegen dieser Form der Ablehnung zum Bösen mutieren wird. Das ist lahm, das ist aus dem vorletzten Jahrhundert und ehrlich gesagt reicht es langsam auch mit dem ganzen Konzept dieses „der nette Typ hatte ja keine Wahl und hätte die doofe Alte ihn mal geliebt, dann wär das nicht passiert“. Bleibt zu hoffen das „Supergirl“ diese hässlichen Gewässer umschiffen kann.

Die Pilotfolge macht, auch wenn sie stellenweise überladen ist, auf jeden Fall Lust auf mehr, zumal sie auch optisch durchaus hochwertig daherkommt. Melissa Benoist kann man gar nicht oft genug loben, und selbst wenn alles andere an dieser Serie schlecht wäre würde man vermutlich dranbleiben, einfach weil sie so sympathisch spielt. Worin „Supergirl“, ganz getreu der Comicvorlage, wirklich brilliert ist die Idee, dass es möglich ist, aus einer Hoffnung etwas Reales werden zu lassen. Diese Superheldin ist gekommen um die Welt besser zu machen, und sie hat verdammt viel Spaß dabei.

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