Erwähnungen
First Look: Die Pilotfolge von "Fear the Walking Dead"
Von Aurea in First Look: Fear the Walking Dead
am Montag, 24 August 2015, 10:56 Uhr
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Während "The Walking Dead" sich schon auf die sechste Staffel vorbereitet dachte man sich bei AMC wohl, es wäre Zeit für noch eine Zombie-Serie. Fix war "Fear the Walking Dead" geboren. Noch bevor die Serie an den Start ging sahen sich die Verantwortlichen allerdings gezwungen, einiges zu relativieren. So würde es vorerst nicht zu einem Crossover mit der Mutterserie kommen, und es würde sich auch vielmehr um ein Familiendrama als um Zombieaction handeln. Dann erinnerte man sich wohl daran dass das letzte Staffelfinale immerhin 16 Millionen Zuschauer hatte, und verlängerte das Spin-off um eine weitere Staffel ohne dass jemand auch nur eine Folge gesehen hatte. Doch nun ist es endlich so weit. Sonntag Abend laufen die insgesamt sechs Episoden der ersten Staffel auf AMC, 24 Stunden später sind sie in Deutschland über Amazon Prime erhältlich. Wir haben die Pilotfolge schonmal angeschaut und sagen euch, was ihr zu erwarten habt.
Maddie (Kim Dickens) und Travis (Cliff Curtis) haben es nicht leicht. Das Lehrerpaar arbeitet daran die eigene Patchworkfamilie am Laufen zu halten. Doch Travis' Sohn aus erster Ehe hat kein Interesse an seinem Vater, Maddies Tochter Alicia (Alycia Debnam-Carey) hat sowieso keine Lust auf niemanden und Sohn Nick (Frank Dillane, aka. discount Johnny Depp aka Sohn von Stannis Baratheon) liegt lieber in verlassenen Gebäuden und pumpt sich mit Drogen voll. Dort findet er dann auch eines Morgens alle ziemlich tot auf. Bis auf eine junge Frau, die genüsslich am Gesicht einer Leiche knabbert. Flucht ist angesagt, und ab da entwickelt sich die Geschichte.
Vor allem visuell weiß die Pilotfolge zu begeistern. Los Angeles wirkt, als wäre es zu lange in der Waschmaschine geblieben, und so richtig kann der Dunst vom Tageslicht nicht durchbrochen werden. So wirken einige Farben deutlich blasser als es normal wäre. Da hier digital gedreht wird legt sich ein gewisser künstlicher Look über alle Bilder, was durchaus zur Thematik passt. Wer Horden an Zombies erwartet dürfte enttäuscht sein, doch die zwei, drei Kollegen die auftauchen sind schick in Szene gesetzt. Ansonsten ist das Erzähltempo ruhig gehalten, man lernt die Familie kennen und kann sich weitestgehend auf die Figuren konzentrieren.
Denn der Ausbruch der Epidemie wird konkret erstmal nicht angesprochen. Man erfährt aus Gesprächen, dass in fünf andere Staaten eine aggressive Form der Grippe unterwegs ist, und auch der Schule an der Maddie und Travis unterrichten fehlen nach und nach immer mehr Schüler. Nick geht zunächst davon aus dass sein Heroin unrein war und er halluziniert hat, und als ein Video auftaucht in dem die Polizei einen Zombie auf dem Highway nur schwer zur Strecke bringt glauben die meisten erstmal an einen Fake. Hier liegt dann auch das wohlmöglich größte Potential der Serie: wie gehen normale Menschen in einer recht gut bevölkerten Stadt mit dem Ausbruch einer Zombie-Epidemie aus? Wie wird überhaupt auf Zombies reagiert? Sollte sich die Serie entschließen den Zerfall der Zivilisation anhand einer Familie zu portraitieren wäre ich damit durchaus zufrieden. Auch eine genauere Erklärung, wie die Infektion funktioniert und wie sie angefangen hat wäre erfreulich. Auch die Familie ist sympathisch, vor allem weil auf die gängigsten Klischees verzichtet wurde. Statt die hunderste Patchworkfamilie, in der sich alle hassen und mit "du bist nicht mein Vater/meine Mutter" um sich zu werfen gehen hier alle halbwegs vernünftig miteinander um.
Ein paar Kinderkrankheiten bringt die Pilotfolge trotzdem mit. Während zu begrüßen ist das wir als Zuschauer die Figuren kennenlernen hätten es zwei, drei Minuten weniger auch getan. Und wenn der schlecht angezogene Junkie sich als der klügste der Gruppe entpuppt oder zumindest derjenige mit dem größten Überlebensinstinkt ist, dann sollten die restliche Figuren mal nachdenken. Viele Szenen sind gängiges Material in jedem Zombiefilm, aber inwieweit man diesem Genre anlasten kann dass es sich wiederholen würde ist fraglich. Und auch das Tempo darf in den kommenden Folgen gerne ein bisschen angezogen werden. Denn wer sieht nicht gerne, wie eine Gesellschaft so richtig anständig vor die Hunde geht?
Fazit: Alles in allem macht die Pilotfolge, auch wenn sie sich streckenweise durchaus zieht, Appetit auf mehr. Sechs Episoden sind eine übersichtliche Anzahl, bleibt zu hoffen dass man die Zeit optimal ausnutzt. Die Darsteller wissen zu begeistern und kommen sympathisch rüber. Größter Pluspunkt dürfte allerdings die bedrohliche Atmosphäre sein, die nahezu automatisch entsteht wenn eine Epidemie um sich greift und die Bevölkerung nicht genau weiß, was eigentlich los ist.
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