Erwähnungen
First Look: "12 Monkeys" - Serienkritik
Von Souli in First Look: "12 Monkeys" - Glückt auch der dritte Anlauf?
am Montag, 26 Januar 2015, 17:57 Uhr
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„Where are you right now somewhere warm, safe next to someone you love? Now, what if all that was gone and the only thing you could do is survive? You would, right? You'd try. You'd do things, horrible things until you lose that last thing you have left yourself. But what if you could take it back all of it? A reset switch. You'd hit it, right? You'd have to. See you soon.“
Dieser innere Monolog, gehalten von James Cole (Aaron Stanford) macht deutlich, dass das Syfy-Format „12 Monkeys“ weniger daran interessiert, mit Tunnelblick platt totgetrampelte Pfaden nachzueifern, sondern durchaus den Dialog zum Zuschauer anstrebt, die Perzeption in Aktion versetzen, um es im besten Fall zu erreichen, dass dieser sich tatsächlich Gedanken über das Dargebotene macht. Zu erst einmal aber ist es wohl die Sinnfrage, der sich „12 Monkeys“ stellen muss: Ist es wirklich vonnöten gewesen, den gleichnamigen Kinofilm von Terry Gilliam in serieller Struktur aufzubereiten? Wahrscheinlich nicht, basierte Gilliams poetisches Mysterium doch auch schon auf dem „La Jetée – Am Ende des Rollfelds“ von Chris Marker: Die erweiterten Neuauflage einer ebenfalls ausgedehnten Neuauflage, wenn man so will. Und nun folgt das große Aber: Die futuristische Thematik um Zeitreisen, die in ihrer Essenz einer ungemein humanistischen Parabel gleichkam, hat in ihrer Komplexität durchaus das Zeug dazu, eine Serienform zu rechtfertigen.
Das hat ja bekanntlich auch schon bei „Fargo“ und (der zweiten Staffel) „Hannibal“ ziemlich gut geklappt. In „12 Monkeys“ jedenfalls steht die Erdbevölkerung an einem ähnlichen Abgrund, wie wir ihn in Gilliams-Interpretation sahen: 93,6% der Menschheit wurden von einem Virus ausgelatscht, alles liegt in Schutt und Asche, Grau frisst Grau und die ehemals pulsierenden urbanen Kulisse versinken im nebelumflorter Dunst. Die Hoffnung jedenfalls scheint brach zu legen, doch einige Wissenschaftler haben mittels Zeitreise einen Weg gefunden, der die Menschheit vor ihrem Untergang bewahren könnte. Dazu wird James Cole erkoren, vom Jahre 2043 in das Jahr 2013 geschleust, um die attraktive Virologin Cassandra (Amanda Schull) darüber in Kenntnis zu setzen, dass sie in der Zukunft eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den destruktiven Virus spielen wird. Die macht infolge dieser doch sehr erschlagenden Informationen große Augen und meint, direkt ins Netz eines Geisteskranken gelangt zu sein – bis Cole ein Treffen mit ihr im Jahre 2015 datiert und von Jetzt auf Gleich in Luft auflöst.
„12 Monkeys“ hat selbstverständlich mit den üblichen Problemen eines jeden Piloten zu ringen: Das Szenario muss etabliert, die Beziehungen innerhalb der verschiedenen Charaktere auf ein plastisches Fundament gebettet und alle (vorerst) handlungsrelevanten Auskünfte geklärt werden, damit sich die Geschichte sukzessive entfesseln kann. Dass das alles noch ein wenig wie ein Aneinanderreihen entwirrender Expositionen wirkt, muss hingenommen werden, überraschend aber ist, wie – beinahe - problemlos „12 Monkeys“ es ob dieser narrativen Zwänge darüber hinaus durchaus versteht, ein flottes Tempo an den Tag zu legen und durchaus Interesse am gesamten Konstrukt, sowie wie den natürlich reichlich ausbaufähigen Verbindungen der Figuren zueinander zu schüren. Cassandra, die (wie ihr Vorbild) nicht mehr Psychiaterin ist, sondern als Virologin eher darauf bedacht ist, den Dingen auf den Grund zu gehen, anstatt dem Menschen Gehör zu verleihen, fungiert als vermittelnder Kitt zwischen dem gehetzten Cole und dem Rest der ungläubigen Welt.
Enormes Potenzial hat das Ganze, dranbleiben – so der Eindruck nach der ersten 45-minütigen Folge – dürfte sich lohnen. Bleibt nur zu hoffen, dass diese „12 Monkeys“-Variation ebenfalls eine ähnliche musische Tiefe wie Terry Gilliam finden wird, ohne sich an dessen bildgewaltigen Poem zu orientieren.
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