Bildnachweis: © Campo Santo | Szene aus "Firewatch"

"Firewatch" - Videospiel - Kritik

von Cook

Inhalt

Nachdem seine Frau schwer erkrankt, nimmt Henry einen Job als Feuerwächter des Shoshone National Forest an. Die Isolation des Waldes birgt jedoch nicht nur einsame Ruhe, sondern auch ein dunkles Geheimnis.

Kritik

Vier Menschen begegnet man in den knapp viereinhalb Stunden, die Firewatch seinen Protagonisten Henry durch den sonnengefluteten Shoshone National Forest treiben lässt. Die Beziehung zu seiner Frau, ihre Zukunftsplanung und den krankheitsbedingten Einschnitt in ihr gemeinsames Leben erzählt der Prolog nur in Texttafeln. Gequält von der Realität begibt sich der bärtige Melancholiker ins selbstgewählte Exil als Feuerwächter, wo er in seinem hölzernen Aussichtsturm den Gedankensturm zur Ruhe kommen lassen will. Sein einziger Kontakt ist Delilah, eine ebenso Lebensflüchtige, die in einem weiteren Ausguck am Horizont sitzt. Nach einem Zwischenfall, werden die beiden endgültig von der Außenwelt abgeschnitten und der brennend orangene Wald unvermeidlich zum Mikrokosmos und psychologischen Projektionsfläche seiner Organismen.

Zwei dunkle Gestalten am See verraten nur noch durch ihre abgestreifte Kleidung ihr menschliches Wesen, ein einsames Schattenwesen leuchtet bedrohlich suchend mit einer Taschenlampe durch die Bäume wie ein Tripod-Arm aus Krieg der Welten. Der seichte Sommerwind erbricht sich in beunruhigendem Geraschel der Blätter, während sich das Mysterium langsam entfaltet und Firewatch schafft es, diese wenigen Begegnungen zu Beginn des Spiels in eine zunehmend paranoide Atmosphäre zu projizieren. Plötzlich sind die Fenster des Wachturm eingeschlagen, die stählerne Tür fällt hinter einem ins Schloss und das unter Steinen begrabene Geheimnis bricht einem schließlich ohne große Worte das Herz.

Denn an erster Stelle ist Firewatch immer noch das erwartbar ruhige Spiel Indiespiel, das zu sanften Klavierklängen in seinem Setting schwelgt und sich in den Annäherungsversuchen der beiden Feuerwächter verliert. Spielerisch fehlt etwas die Abwechslung, erzählerisch entfaltet das erste Videospiel des kleinen Entwicklerstudios Campo Santo seine Wirkung aber über das zentrale Mysterium hinaus. Wenn das Geheimnis gelüftet ist und der Wald langsam von Flammen verschlungen wird, bleibt nur noch der Weg zurück. Das rettende Gesicht bleibt hinter einem Helm verborgen und reicht still die Hand. Es ist nicht die erhoffte Rettung, aber eine Chance, um es selbst zu richten.

Fazit

"Firewatch" ist das, was oft abschätzig als Walking Simulator beschrieben wird und ein weiterer Beweis für die stärken eben dieses Genres. Auch wenn die Abwechslung im Gameplay fehlt, ist das Erstlingswerk des Campo Santo-Teams definitiv kein Spiel, dem es an Innovation fehlt. Mit wenigen Handgriffen wird das melancholische Setting in eine spannende Mystery-Geschichte eingebunden und von den einfühlsamen Stimmen der Synchronsprecher geerdet.

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