Von OnealRedux in Fantasy Filmfest 2013: Alle Filme auf einem Blick
am Samstag, 10 August 2013, 06:29 Uhr
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Bildnachweis: FFF
Zu seinem schockierenden THE EXORCIST äußerte sich Regisseur William Friedkin seinerzeit, er habe einen guten Grund gehabt, Linda Blair eimerweise Erbsensuppe über Max von Sydow spucken zu lassen: Er wollte schon immer mal einem Priester ins Gesicht kotzen ... Nun, wir wissen nicht, was genau Vincent Lannoo zu seiner pechschwarzen Komödie IN THE NAME OF THE SON (AU NOM DU FILS) veranlasst hat. Aber wie er den Glauben einer zutiefst religiösen Frau – umwerfend dargestellt von Astrid Whettnall – nicht einfach nur auf den Prüfstand stellt, sondern regelrecht pulverisiert, lässt den Schluss zu, dass es sich bei dem Mann um einen Überzeugungstäter handelt. Und um einen großartigen Filmemacher, weil er für jede noch so schreckliche Situation exquisite Breitwandbilder findet
Der in sechs „Bücher“ unterteilte Film führt uns zunächst in Elisabeths heile Welt. Sie hat einen liebenden Mann, zwei vielversprechende Söhne, ein malerisches Haus auf dem Land und obendrein eine Radio-Talkshow namens „Das lebende Wort“, in dem sie ihre Zuhörer mit viel Einfühlungsvermögen in Glaubensfragen berät. Ihr älterer, 13-jähriger Sohn heißt Jean-Charles. Eine wahrhaftige Bilderbuchfamilie! Als nun noch der junge Priester Achille bei der Familie einzieht, sich höchst inspirierend in Elisabeths Sendung einbringt und alsbald das Vertrauen aller Familienmitglieder gewinnt, scheint die Idylle perfekt. Von diesem Punkt an allerdings beginnen die göttlichen Proben im Minutentakt auf die entsetzte Katholikin hinunterzufahren.
Als Erstes stirbt ihr Mann bei einem vermeintlichen Jagdausflug. Dass er sich in Wirklichkeit bei der Ausbildung der gläubig-militanten Wehrsportgruppe „Soldaten von Pius XII“ für den Heiligen Krieg gegen den Islam befand und sich aus Blödheit selbst den Schädel wegblies, weiß Elisabeth natürlich nicht. Auch nicht, dass Bruder Achille den gerade zum Jüngling reifenden Jean-Charles äußerst anschaulich an die Botschaft von Liebe und Frieden heranführt und Elisabeths Spross damit in eine tiefe Existenzkrise stürzt. Doch als die Kirche in Gestalt des intrigierenden Bischofsanwärters (Philippe Nahon – der Metzgermeister aus SEUL CONTRE TOUS, Schlächter aus HIGH TENSION und Garant dafür, dass es ans Eingemachte geht!) auch nach erschöpfender Beweislage partout nichts von Päderastie wissen will und Elisabeth dazu brutal beleidigt, ist das Maß voll! Fortan ist sie auf konsequentem Rachefeldzug gegen all jene, die im Namen des Herrn Schindluder treiben. Wie Regisseur Lannoo in seinem dritten Film mit der Kirche abrechnet und alle erdenklichen Heiligen Kühe buchstäblich schlachten lässt – das ist so wundervoll derb, hart und aberwitzig. Da hilft kein Beten mehr.