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Erwähnungen
Ein Tag in Hamburg: Zwischen Glühwein und Rocky Balboa
Von Souli in Ein Tag in Hamburg: Zwischen Glühwein und Rocky Balboa
am Montag, 01 Dezember 2014, 21:07 Uhr
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Gar schlaftrunken und benommen blickt es heute drein, das norddeutsche Metropolis; das Tor zur Welt, mit Nebelschwaden wie Schlafkörnchen in den Augen und pfeifenden Windzügen als klirrenden Aperitif, die sich trotz Fünf-Schichten-Dicker-Garderobe bis ins Mark bohren. Die Sonne wird heute nicht mitreisen, und doch, gerade in dieser ungeschönten Wintertristesse macht die Hansestadt nicht nur den Touristen aus aller Welt, sondern auch den Einheimischen wieder einmal in seiner ganzen Natürlichkeit deutlich, dass Hamburg das Herz doch am rechten Fleck trägt, was es einem irgendwie unmöglich macht, sich von der heutigen urbanen Mattigkeit abzuwenden – Vielleicht auch deswegen, weil man sich damit nicht gerade selten ein Stück weit identifizieren kann. Die schmalen Blicke aber werden spätestens dann aufgebrochen, wenn der Hamburger Dom auf dem Heiligengeistfeld passiert wird.
Diverse Attraktionen und Karussells (darunter selbstredend auf das 55 Meter hohe Riesenrad und Wahrzeichen des Marktes) und kunterbunte Farbspiele locken bereits aus der Ferne, kreischende Kinder hier, vermummte Budenwärter dort, während im Hintergrund das Fußballstadion von St. Pauli den Kiez unter brodelnden Fangesang zum Beben bringt: Flutlicht, 90 Minuten, echte Liebe. Vielleicht nicht für Jedermann dem rollenden Leder zugewiesen, dem nass-kalten Hamburg mit unverstellter Kodderschnute aber in jedem Fall – Selbst als inbrünstiger Anhänger des SV Werder Bremen. Doch die Fahrt endet weder beim alljährlichen Volksfest, noch im Stadion, diese bleiben quasi nur funkelnd-grölende Fragmente im Seitenfenster. Stattdessen geht es am Hafen vorbei, wo die letzten Versprengten am Fischmarkt herumlungern und die Giganten der Meere für ihre nächste Tour gewappnet werden, hin zur berühmt-berüchtigten Reeperbahn und dem Spielbudenplatz.
Das flackernde Licht der Kasinos, Erotikshops, Cabarets und sonstigen Etablissements ringt mit der besonnen-schimmernden Weihnachtsbeleuchtung des Marktes gegenüber. Zäune und Bretter bahnen den Weg, Girlanden und Festtagesschmuck sollen die angemessene Stimmung suggerieren, jedoch betreten wir an dieser Stelle noch nicht den mit Rindenmulch ausgelegten Gang entlang von Buden und Ständen, sondern halten uns an dem von Kaugummis gepflasterten Fußgängerweg, entlang an Olivia-Jones-Reklamen, einladenden Düften jeder Couleur und schließlich auch dem Wachsfigurenkabinett Panoptikum. Das Ziel nämlich darf endlich ins Auge gefasst werden. Begrüßt von einem überdimensionalen Plakat, welches über die gesamte Wand des Operettenhauses gespannt wurde und uns in roten Lettern auf schwarzem Untergrund regelrecht entgegen brüllt: ROCKY. Es ist also Zeit für ein Musical!
Jetzt sollte alles ganz schnell gehen: Die Eintrittskarten vorgezeigt, das Foyer durchquert, die Jacken abgegeben und rein in den Vorführsaal. Wieder prangt es dort in riesigen Buchstaben von der Bühne auf uns herab: ROCKY. Rot gepolsterte Klappstühle unter einer mit Scheinwerfern behangenen Tribüne bilden die Kulisse, bevor der Vorhang fällt. Nicht kolossal, das Ganze, oder?, bis ein kurzer, aber zauberhafter Einwand von der linken Seite jene Vermutungen bestätigt: „Im Gegensatz zum 'König der Löwen' ist das hier aber echt klein, eigentlich sogar winzig!“ Gut, dann wird es heute wohl familiär vonstatten gehen, aber Qualität hat ja bekanntlich vor der Quantität immer Vorrang. Nur wenige Augenblicke später wird das Event mit einigen Fanfaren eingeleitet, Ruhe kehrt ein, die Vorfreude wächst merklich und Drew Sarich betritt die Bildfläche, um sich als Straßenboxer Rocky Balboa mal wieder für 140 Minuten in die Herzen des Publikums zu schlagen.
Nachdem der tosende Applaus zum Ende wieder verstummt ist, die guten Schauspieler sich zum dritten Mal im Jubel der Menge gesonnt und verbeugt haben, kehrt eine leichte Ernüchterung ein, die in den letzten wirklich einnehmenden 20 Minuten der Show wie weggeblasen schien. Wie schon vielerorts beschrieben, benötigt das Rocky Musical tatsächliche einige Minuten, um in Gang zu kommen, lässt seine Schauspieler oftmals mit den deutschen Texten hapern und bietet kaum eine Gesangseinlage, die irgendwie memorabel erscheint, sprich, sich ins Gedächtnis brennt. Es ist der finale Akt, der berauscht und paralysiert: Die ersten sieben Reihen müssen ihre Sitze räumen, um dem ins Publikum fahrenden Ring Platz zu machen, das Grabenorchester poltert in einer Lautstärke, die den Boden vibrieren wahrhaft lässt und das hypertrophe Lichtermeer saust von links nach rechts, von oben nach hinten.
Der eigentliche Star der Show bleibt immer noch die famose Bühnentechnik, die sich durchweg flexibel zeigt und jedes Set-Plateau in allerlei Himmelsrichtung austauscht: Rechts die Spinde, links die Wohnung, mittig der Tierladen und dann schweben auch noch die ikonischen Rinderhälften herab. Einen Besuch aber ist Rocky durchaus wert, dafür ist das Gesamtpaket immer noch zu überzeugend, wenn auch nicht überwältigend. Ein dampfender Glühwein im Anschluss aber wird die gute Laune mit Sicherheit nochmal eine Stufe höher hieven. So ein bitterkalter Tag hat eben auch sein Gutes, vor allem in der Weihnachtszeit.
Diverse Attraktionen und Karussells (darunter selbstredend auf das 55 Meter hohe Riesenrad und Wahrzeichen des Marktes) und kunterbunte Farbspiele locken bereits aus der Ferne, kreischende Kinder hier, vermummte Budenwärter dort, während im Hintergrund das Fußballstadion von St. Pauli den Kiez unter brodelnden Fangesang zum Beben bringt: Flutlicht, 90 Minuten, echte Liebe. Vielleicht nicht für Jedermann dem rollenden Leder zugewiesen, dem nass-kalten Hamburg mit unverstellter Kodderschnute aber in jedem Fall – Selbst als inbrünstiger Anhänger des SV Werder Bremen. Doch die Fahrt endet weder beim alljährlichen Volksfest, noch im Stadion, diese bleiben quasi nur funkelnd-grölende Fragmente im Seitenfenster. Stattdessen geht es am Hafen vorbei, wo die letzten Versprengten am Fischmarkt herumlungern und die Giganten der Meere für ihre nächste Tour gewappnet werden, hin zur berühmt-berüchtigten Reeperbahn und dem Spielbudenplatz.
Das flackernde Licht der Kasinos, Erotikshops, Cabarets und sonstigen Etablissements ringt mit der besonnen-schimmernden Weihnachtsbeleuchtung des Marktes gegenüber. Zäune und Bretter bahnen den Weg, Girlanden und Festtagesschmuck sollen die angemessene Stimmung suggerieren, jedoch betreten wir an dieser Stelle noch nicht den mit Rindenmulch ausgelegten Gang entlang von Buden und Ständen, sondern halten uns an dem von Kaugummis gepflasterten Fußgängerweg, entlang an Olivia-Jones-Reklamen, einladenden Düften jeder Couleur und schließlich auch dem Wachsfigurenkabinett Panoptikum. Das Ziel nämlich darf endlich ins Auge gefasst werden. Begrüßt von einem überdimensionalen Plakat, welches über die gesamte Wand des Operettenhauses gespannt wurde und uns in roten Lettern auf schwarzem Untergrund regelrecht entgegen brüllt: ROCKY. Es ist also Zeit für ein Musical!
Jetzt sollte alles ganz schnell gehen: Die Eintrittskarten vorgezeigt, das Foyer durchquert, die Jacken abgegeben und rein in den Vorführsaal. Wieder prangt es dort in riesigen Buchstaben von der Bühne auf uns herab: ROCKY. Rot gepolsterte Klappstühle unter einer mit Scheinwerfern behangenen Tribüne bilden die Kulisse, bevor der Vorhang fällt. Nicht kolossal, das Ganze, oder?, bis ein kurzer, aber zauberhafter Einwand von der linken Seite jene Vermutungen bestätigt: „Im Gegensatz zum 'König der Löwen' ist das hier aber echt klein, eigentlich sogar winzig!“ Gut, dann wird es heute wohl familiär vonstatten gehen, aber Qualität hat ja bekanntlich vor der Quantität immer Vorrang. Nur wenige Augenblicke später wird das Event mit einigen Fanfaren eingeleitet, Ruhe kehrt ein, die Vorfreude wächst merklich und Drew Sarich betritt die Bildfläche, um sich als Straßenboxer Rocky Balboa mal wieder für 140 Minuten in die Herzen des Publikums zu schlagen.
Nachdem der tosende Applaus zum Ende wieder verstummt ist, die guten Schauspieler sich zum dritten Mal im Jubel der Menge gesonnt und verbeugt haben, kehrt eine leichte Ernüchterung ein, die in den letzten wirklich einnehmenden 20 Minuten der Show wie weggeblasen schien. Wie schon vielerorts beschrieben, benötigt das Rocky Musical tatsächliche einige Minuten, um in Gang zu kommen, lässt seine Schauspieler oftmals mit den deutschen Texten hapern und bietet kaum eine Gesangseinlage, die irgendwie memorabel erscheint, sprich, sich ins Gedächtnis brennt. Es ist der finale Akt, der berauscht und paralysiert: Die ersten sieben Reihen müssen ihre Sitze räumen, um dem ins Publikum fahrenden Ring Platz zu machen, das Grabenorchester poltert in einer Lautstärke, die den Boden vibrieren wahrhaft lässt und das hypertrophe Lichtermeer saust von links nach rechts, von oben nach hinten.
Der eigentliche Star der Show bleibt immer noch die famose Bühnentechnik, die sich durchweg flexibel zeigt und jedes Set-Plateau in allerlei Himmelsrichtung austauscht: Rechts die Spinde, links die Wohnung, mittig der Tierladen und dann schweben auch noch die ikonischen Rinderhälften herab. Einen Besuch aber ist Rocky durchaus wert, dafür ist das Gesamtpaket immer noch zu überzeugend, wenn auch nicht überwältigend. Ein dampfender Glühwein im Anschluss aber wird die gute Laune mit Sicherheit nochmal eine Stufe höher hieven. So ein bitterkalter Tag hat eben auch sein Gutes, vor allem in der Weihnachtszeit.
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