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The Avengers (2012, Joss Whedon)

Noergolas

Von Noergolas in Ein Rückblick auf das Marvel Cinematic Universe #3: Captain America: The First Avenger & The Avengers

The Avengers (2012, Joss Whedon) Bildnachweis: © Marvel Films / Walt Disney / Paramount Pictures

Vier Jahre und fünf Filme hat es gebraucht, bis "The Avengers" das Licht der Kinoleinwände erblickte. Die Idee, ein paar Superhelden aus dem Marvel-Universum in einem Kinofilm zusammenzubringen, begann für viele Fans als Wunschtraum und ist nun als dritterfolgreichster Film in der Geschichte des Kinos geendet. Eine reife Leistung von allen Beteiligten, zumal mit "The Avengers" nicht nur seelenloses Effekte-Gewitter vorliegt. "Firefly"-Regisseur und Geek-Ikone Joss Whedon wurde auserkoren, das Superhelden-Stelldichein für die große Leinwand zu adaptieren. Jon Favreau ("Iron Man") und Kenneth Branagh("Thor") haben mit ihren Einsätzen vorgemacht, wie man Blockbuster dieses Formats stemmt – und doch waren ihre Werke nur die Ouvertüre, Whedon muss die ungleichen Helden nun alle unter ein Dach bekommen und gleichzeitig die Erwartungen von Millionen Comic-Fans erfüllen. Das Resultat: "The Avengers" ist ein Fun-Blockbuster erster Güte, der abseits von seinem monumentalen Spaßpotential aber auch mit anderen Stärken aufwartet - was aber nicht bedeutet, dass er frei von Schwächen ist.

Anders als vielleicht erwartet, läuft das erste Zusammentreffen der Avengers ganz und gar unkonventionell ab – Thor, Cap und Iron Man fetzen sich bei ihrer ersten Begegnung sogar ganz gewaltig. Anstatt sich gleich von Beginn an nur von einer Actionszene zur nächsten zu hangeln, nimmt sich Whedon im Mittelteil genug Zeit, Konflikte offen zu legen und die Charaktere aneinander geraten zu lassen. Cap kämpft immer noch mit den Dämonen vergangener Zeiten, Black Widow will nicht gegen den von Loki manipulierten Hawkeye antreten, da sie bei ihm noch in der Kreide steht, Banner kann sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, nach einem Jahr ohne "Zwischenfälle" wieder rückfällig zu werden und Thor lässt kein böses Wort über seinen intriganten Halbbruder kommen, obwohl der gerade plant, die Menschheit auszulöschen. So kommt es, dass in "The Avengers" auch abseits von jeglichem Spektakel Spannung aufkommt. Und zusätzlich ist es auch ziemlich witzig.

In diesem von zwischenmenschlichen Konflikten dominiertem Mittelteil quillt der Film fast über vor typischem Whedon-Talk: Alle Figuren, vor allem aber Tony Stark, werden unglaublich gewitzte und geistreiche Dialoge in den Mund gelegt. Was für viele der besten Gags des Films sorgt, entwickelt bei mehreren Sichtungen aber auch schnell Nervpotential - eben weil alle Figuren immer einen Tick zu "witty" sind. Sowieso ist "The Avengers" einer jener Filme, die von Sichtung zu Sichtung ein Stück ihrer Qualität einbüßen müssen. Zugegeben, ein ziemlich unfairer Kritikpunkt, ist es doch nicht die Aufgabe eines Films ewig "rewatchable" zu sein. Aber kennt man die Gags und kennt man die Actionszenen (und das sind wohl die beiden größten Stärken des Films), verliert "The Avengers" zunehmend von seinem Glanz. Abgesehen von der wunderschönen Superhelden-Plansequenz, in der wir die Avengers als Team kämpfen sehen, wird so auch die New York-Action schnell zum ermüdenden CGI-Overkill.

Machen wir uns nichts vor: "The Avengers" ist ein Party-Film. Ein Film, den man in einem großen Kino mit einem großen Publikum sehen muss. Ein Publikum, das an den richtigen Stellen lacht und hier und da sogar mal Szenenapplaus gibt (eine Sitte, die in deutschen Kinos eher ungebräuchlich ist, zumindest im Vergleich zu amerikanischen, wo tosender Jubel zur Tagesordnung gehört). Das Schöne an dem Film ist aber auch, dass er nicht nur ein spaßiges "guilty pleasure" ist, sondern vor allem mit seiner überaus sorgfältigen Erzählstruktur punkten kann. Drei Jahre und eine Handvoll Marvel-Filme später, muss aber auch "The Avengers" ein klein wenig zurückstecken. Denn was ihn abgesehen von seinem für Marvel-Verhältnisse überdurchschnittlich starken Drehbuch von keinem anderen (guten) MCU-Film unterscheidet: Er ist ein großer, aber eben auch kurzlebiger Spaß.

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