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"Doctor Thorne" - Miniserie - Kritik

OnealRedux

Von OnealRedux in "Doctor Thorne" - Miniserie - Kritik

"Doctor Thorne" - Miniserie - Kritik Bildnachweis: © Capelight Pictures

Doctor Thomas Thorne (Tom Hollander) lebt gemeinsam mit seiner Nichte Mary (Stefanie Martini) in dem kleinen Dorf Greshamsbury. Die junge Frau ist schön, klug und begabt, doch um eine wirklich gute Partie auf dem Heiratsmarkt abzugeben, fehlen ihr die finanziellen Mittel. Als Lady Arabella Gresham (Rebecca Front) erfährt, dass ihr Sohn Frank (Harry Richardson) sich unsterblich in Mary verliebt hat und mit ihr durchbrennen will, setzt sie alles daran, das junge Paar zu entzweien. Die Gattin des örtlichen Gutsherrn hat nämlich andere Pläne für ihren einzigen männlichen Nachkommen: Mit seiner Heirat entscheidet sich die Zukunft der Familie – und so soll Frank die wohlhabende amerikanische Erbin Martha Dunstable (Alison Brie) zum Altar führen.

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Liebe, Eifersucht, Geld, Macht, Intrigen sowie zerrüttete Familien: Wenn es um Werke von Anthony Trollope geht, finden sich schnell all diese Motive in einem leicht zynischen Spiel vermischt mit der Kostümpracht des viktorianischen Englands. Mit insgesamt 47 Romanen ist dabei seine Vita sehr einträglich und vielschichtig, sodass Trollope ganz klar zu den größten Autoren seiner Zeit zählt (zudem gilt Trollope als Mitbegründer der modernen britischen Post). Für Oscar-Gewinner und Autor Julian Fellowes Grund genug sich seiner Erzählung ebenfalls anzunehmen, nachdem Downton Abbey im Jahre 2015 sein Finale bekam. Herausgekommen ist eine regelrecht erquickende Mischung aus strahlendem Humor und leichter Tragikomödie, die am Ende mehr auf ein Happy End aus ist, als eine wirklich intensive Dramaturgie. Doch der Unterhaltung ist dies wenig abträglich, was wohl zum einen an der hervorragenden Regie von Niall MacCormick (Complicit) liegt sowie der ebenfalls sehr erfreulichen Einweisung von Julian Fellowes selbst. Denn vor und nach jeder der insgesamt vier Folgen von Doctor Thorne (im Original sind es insgesamt drei), gibt Fellowes ein wenig seiner eigenen Gedanken preis, rückt Trollope in das rechte Licht und bietet eine ungewöhnliche Perspektive. Wohl so ungewöhnlich wie die Geschichte selbst.

Diese wiederum entspinnt sich rund um den Titelgebenden Doctor Thorne (fantastisch ruhig und eindringlich von Tom Hollander gespielt), der den Zuschauer nicht nur durch die verschiedenen Familienzwiste und Adelsmissstände führt, sondern auch als angenehmer Anker in der sonst doch sehr ausschmückenden Handlung steht. Denn alle anderen Charaktere dürfen als durchaus überzeichnet beschrieben werden. Vor allem wenn Ian McShane als Sir Roger Scatcherd cholerisch mit der Flasche in der Hand gegen Gott und die Welt pöbelt und sich sein Sohn Louis Scatcherd (Edward Franklin, The Brain Hack) lachend mit Hasstiraden in den metaphorischen Abgrund stürzt. Der Rest – inklusive der Familien Gresham, Thorne und Courcy – ist dagegen bodenständiger, vielschichtiger und liefert viel mehr den Kontext für die Rahmenhandlung. Und hier steht vor allem Liebe im Vordergrund. Sei es eine unbeantwortete Hoffnung, ein Verlangen, Eifersucht oder gar die unsterbliche Liebe, die zwischen Klassismus und Geldgier wetteifert. Hier befinden wir uns dann auch in den Hauptmotiven von Doctor Thorne. Denn wenn der Adel seine Sünden mit Reichtum fortwäscht und sich Manieren und Ertragen am Stand messen, wird schnell ein düsteres Bild der Gesellschaft gezeichnet, welches Anthony Trollope fulminant verstanden hat. Gemischt mit einer Schelte gegen die damalige junge parlamentarische Monarchie, gibt es immer wieder tolle Momente zu erleben.

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Dies betrifft auch die starken Frauenfiguren in der Serie, die vor allem von Alison Brie (The Disaster Artist) als Ehemann-Suchende aber vollkommen unabhängigen Miss Dunstable sowie Stefanie Martini (Emerald City - Die dunkle Welt von Oz) als charmanten aber tatkräftigen Mary Thorne repräsentiert wird. Am Ende gibt es so jede Menge Schicksalsschläge zu erleben, Offerten, kleine Machtspiele sowie gar der Tod. Allerdings zeigt sich hier auch schnell ein Problem angesichts der sehr lockeren wie hochglanzpolierten Bilder: Eine richtige Dramatik gibt es in Doctor Thorne nie. Keine der Figuren muss sich die Seele herausschreien oder fluchend das Schicksal verdammen. Niemand vor Verzweiflung flehend vor der Kamera stehen oder wütend seine Botschaft formulieren. Alles bleibt stets adrett, höflich und zuvorkommend. Vielleicht ist dies genau der Stil, den Julian Fellowes sucht und erzählen möchte, am Ende bleibt es aber eine wunderschöne wie humorvolle Leinwand, die dann doch eher aus der Ferne angesehen werden möchte. Und dennoch: Doctor Thorne überzeugt auf vielen Ebenen. Sei es beim gelungenen Schauspiel, den malerischen Kulissen oder ausufernden Kostümen. Der spielfreudigen Geschichte oder eben dem leicht zynischen Humor. Wenn am Ende sich alles in ein recht vorhersehbares Happy End gießt, wünscht sich der Zuschauer dann aber doch etwas mehr Feuer. Fantastisch anzusehen bleibt Doctor Thorne aber dennoch zu jeder Zeit.

Blu-Ray

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Die Blu-Ray von Capelight Pictures (seit dem 16.03.2018 im Handel) kommt nicht nur in einem sehr edlen Design daher – das Cover ist wahrlich gelungen – sondern ist auch technisch hervorragend: Das sanfte wie matte Bild ist hervorragend scharf und kontrastreich und eine wahre Freude. Der Ton – vorliegend in Deutsch (DTS-HD 5.1), Englisch (DTS-HD 5.1) – ist sowohl im O-Ton als auch in der Synchron-Fassung gut und erzeugt einen tollen Raumklang. Die deutsche Tonspur fällt aber etwas leise aus. An Extras gibt es ein Making-Of, verschiedene Hintergründe und kleine Specials.

Fazit

Doctor Thorne ist ein ebenso charmantes wie vergnügliches Kostümdrama, welches gelungen zwischen seinen zynischen Untertönen und einer durchdachten Charakterstudie hin und her wechselt. Am Ende bleibt zwar ein seichtes Happy End zurück, der Weg dahin ist aber ebenso unterhaltsam wie gelungen. Eine Freude für Augen und Ohren und träumerisch hoffnungsvoll auf allen Ebenen. Für Genre-Liebhaber ein absolutes Muss.

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