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Unzählige Variantes eines Biests: Steve Gaub spricht über die Special Effects von "Die Schöne und das Biest"

Aurea

Von Aurea in "Die Schöne und das Biest" - Interview mit Lead VFX Designer Steve Gaub

Unzählige Variantes eines Biests: Steve Gaub spricht über die Special Effects von "Die Schöne und das Biest" Bildnachweis: © The Walt Disney Company

Zum Heimkinostart von Disneys erfolgreicher Realverfilmung Die Schöne und das Biest dürfen wir euch heute ein Interview mit Steve Gaub präsentieren. Er co-produzierte den Film nicht nur, er war auch Hauptverantwortlicher für die Special Effects. Erfahrung in diesem Bereich sammelte er bereits mit Filmen wie Oblivion und Unbroken. Doch eine ganze Heerschar animierter Haushaltsgegenstände mit einem realen Setting zu verschmelzen, das ist eine ganz andere Herausforderung. Und dann ist da noch das Biest (Dan Stevens) ... Zahlreiche Gründe also, mal genauer nachzufragen.

Steve, wie langen haben du und dein Team an den Special Effects für "Die Schöne und das Biest" gearbeitet?

Also, die tatsächlichen Dreharbeiten haben im Juni 2015 angefangen. Davor erschufen aber bereits zahlreiche Künstler die Charaktere, das Biest, das Schloss und die Umgebungen. Das lief Hand in Hand mit den Kollegen vom Produktionsdepartment, z.B. Sarah Green.

Diese Arbeiten gingen nach Drehbeginn natürlich noch weiter. Aber im Juni begannen wir, ein paar erste Szenen aufzunehmen. Da ging es hauptsächlich darum, ein Gefühl für die generelle Optik zu kriegen. Wie wirken die Charaktere in der Umgebung? Das wollten wir herausfinden. Die eigentlichen Dreharbeiten endeten im August 2016. Im Herbst legten wir so richtig los und arbeiteten bis Anfang 2016 durch. 

©  The Walt Disney Company

Wie habt ihr es geschafft, das Biest so viel größer als Belle wirken zu lassen?

Da gab es einige Tricks. In der Vorbereitungsphase beschäftigten wir uns hauptsächlich mit einer Frage: Wie groß muss der Unterschied zwischen beiden sein, damit es angemessen verzweifelt auf das Publikum wirkt? Wir sind von der Tanzszene aus rückwärtsgegangen und fragten uns, wie groß darf der Unterschied sein, damit Belle noch mit dem Biest tanzen kann? Damit konnten wir arbeiten.

Wir haben verschiedene Arten von Stelzen ausprobiert, Beinverlängerungen, welche Dan tragen konnte. Damit haben wir so lange herumexperimentiert, bis sich die Höhe richtig angefühlt hat. Von da aus legten wir die Größte des Biests fest: Die Breite seiner Schultern, Brustumfang, die generelle Größe. Wir haben Dan das, was wir einen Muskelanzug nennen, gebaut, um ihn größer und breiter wirken zu lassen, in etwa so, wie auch das richtige Biest wäre. Wenn Emma Watson also direkt mit ihm interagiert, dann steht sie immer genau so nah an Dan, wie Belle am Biest stehen könnte.

Die Gesichtsausdrücke des Biests sind faszinierend realistisch. Wie habt ihr das gemacht?

Wir nutzten ein spezielles System, um Gesichter aufzunehmen. Es besteht aus einer ganzen Ansammlung von Kameras. Dan hat am Set nicht besonders auf seine Mimik achten müssen, er war eher da, um die Szenen an sich für die anderen Darsteller greifbarer zu machen. Bill Condon (der Regisseur, Anm. d. Red.) schnitt dann die Szenen zusammen, und etwa alle drei Wochen sind wir mit Dan ins Studio gegangen.

Dort gab es einen Aufbau aus 28 HD Kameras, die alle auf ihn gerichtet waren. Auf seinem Gesicht war fluoreszierendes Make-Up aufgetragen und er hat dann seinen Text nochmals gespielt. Und er hat das wirklich erstaunlich gut gemacht, er war ja ganz allein dort. Das Make-Up hat dann tausende Referenzpunkte kreiert, welche von den Kameras aufgenommen werden. Sie können selbst die kleinste Veränderung in der Mimik noch wahrnehmen. Aus diesen Daten erschaffen die Computer dann das Gesicht des Biests. Sie nehmen die Tiefe der einzelnen Punkte in einem 3D Modell auf und von da aus wird berechnet, wie sie sich zueinander verhalten, wenn Dan z.B. lächelt.  Hinter dem Biest steckt also tatsächlich in erster Linie die Arbeit von Dan Stevens.

Wie viele verschiedene Versionen des Biests habt ihr erschaffen, bevor ihr euch für die Version entschieden habt, die wir im Film sehen?

Da gab es einige. Wir hatten so eine große Palette an Emotionen, welche das Biest zeigen musste. Am Anfang soll er sehr verbittert und abweisend sein. Verbittert wegen des Fluches und unglücklich mit dem Leben, welches er deswegen führt. Natürlich sehen wir ihn auch mit Wölfen kämpfen, er musste also auch wild sein. Und dann ist da noch die romantische Seite, in die Belle sich verliebt. Dafür ist neben dem Gesicht auch das Verhalten der Hände wichtig.

Wir mussten also etwas haben, das einerseits Aggressionen zeigen kann, andererseits aber ganz anders aussieht, wenn er ruhig ist und sich um Belle sorgt. Das war ein ganz schönes Hin und Her. Wir haben zuerst mit Bildern angefangen und den Kurs festgelegt, den wir für das Biest verfolgen wollten. Kann das Biest, wenn es so aussieht, ein Romantic Lead sein? Das war die Frage, die wir uns stellten. Dann begannen die Animationen und von da an haben wir das Biest immer weiter verändert. Es gab keinen „so muss es aussehen“ Moment, es hat sich immer weiterentwickelt. Bis zu einem Punkt, an dem alle Beteiligten ein gutes Gefühl hatten und wir davon ausgingen, dass dieses Biest all unsere Anforderungen erfüllen würde.

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Lumière ist der einzige animierte Charakter im Film, der bewegliche Arme und Beine hat und auch sonst recht menschlich aussieht. Wie habt ihr ihn animiert? Hat Ewan McGregor dafür Motion Capturing gemacht?

Wir haben am Anfang ein wenig mit Motion Capturing gearbeitet um ein Gefühl für Lumière, seine Bewegungen und sein endgültiges Aussehen zu bekommen. Dafür arbeiteten wir vor allem mit Tänzern, die wir mit dem Motion Capture Verfahren aufnahmen. Das haben wir dann auf Lumière übertragen.

Wir haben ziemlich viele verschiedene Möglichkeiten ausgeschöpft um festzulegen, wie menschlich er sich bewegen sollte und wie einzigartig seine Bewegungen sein sollten. Dabei haben wir recht schnell bemerkt, dass wir mit ihm am wenigsten Arbeit haben würden, eben weil er so anthropomorph ist.

Als Abschluss haben wir Ewan aufgenommen, wenn er seinen Text vorsprach. Dabei ging es vor allem um seine Haltung und seine Körperbewegungen, die feinen Nuancen die Ewan zu Lumière machen. Ewan verbrachte dann einige Zeit in einem Motion Capture Anzug und wir haben ein paar der berühmteren Szenen des Kerzenleuchters aufgenommen, wie zum Beispiel die „Sei hier Gast“ Szene. Ewan hat für uns eine richtige Show hingelegt, ganz so, wie Lumière es tun würde, und das hat dann die Animation des Charakters vorangetrieben.

Welche anderen Tricks habt ihr genutzt, um den Haushalt des Biests lebendig werden zu lassen?

Hauptsächlich waren in diesem Prozess zwei verschiedene Aspekte besonders wichtig. Zum einen hatten wir ein großartiges Art und Props Department. Sie haben wirklich wundervolle Repliken der ganzen Schloßeinrichtung nachgebaut. Wir hatten also Referenzobjekte aus Metall und Holz und all den anderen Materialen, aus denen die Kulissen und die Hausangestellten später bestehen würden. Das hat uns allen unglaublich geholfen.

Einen anderen Trick haben wir ganz früh in der Preproduction genutzt. Wir holten alle Darsteller, die im Haushalt spielen, zu uns und ließen sie ihre Rollen sprechen und auch spielen. Das nahmen wir auf und dann konzentrierten wir uns auf die Eigenheiten der Darsteller. Audra McDonald (Madame Garderobe) hat beispielsweise eine sehr ausdrucksstarke Mimik. Emma Thompson (Madame Pottine) hat sehr lebendige Augenbrauen, wir haben dann versucht, diese Besonderheiten auf die Figuren zu übertrage. Jedes einzelne Mitglied des Haushaltes ist so einzigartig, sowohl im Bezug auf das Material, die Figur und auch die Mimik. Für jede Figur mussten wir eine individuelle Lösung finden, verschiedene Tricks und Methoden nutzen um an den Punkt zu kommen, an dem wir die Charaktere haben wollten.

©  The Walt Disney Company

Welche ist deine Lieblingsszene im Film?

Hmm, schwierige Frage. Aus Sicht des Zuschauers ist es bestimmt die „Sei hier Gast“ Sequenz. Wir wollten, dass sie auch aus visueller Sicht ein richtiger Showstopper ist, und viele Künstler haben lang und hart daran gearbeitet. Ich glaube, unser Ziel haben wir auch erreicht.

Meine ganz persönliche Lieblingsszene ist aber eine, die ganz ohne große visuelle Effekte auskommt. Wenn Gaston, Maurice und LeFou versuchen, Belle zu finden, ist Kevin Klines Performance wirklich meisterhaft. Er versucht, sich zu erinnern wo der Baum steht, welcher Baum es genau war, welchen Weg sie gehen müssen. Josh Gad und Luke Evans haben auch wunderbare, witzige Szenen zusammen. Wir mussten da in Bezug auf die Szene gar nicht viel machen, man bemerkt die Effekte fast gar nicht, weil sie alle in der Umgebung der Figuren stattfinden. Aber diese Szene bereitet mir bei jedem neuen Anschauen – und ich kann kaum mitzählen, wie oft ich den Film schon gesehen habe – immer wieder Freude, weil sie so gut gespielt und geschnitten ist.

Ok Steve, letzte Frage: Welcher ist dein liebster Disneyfilm?

Oh Gott! Wahrscheinlich ein Film, an dem ich mitgearbeitet habe. Aber nicht, weil ich daran beteiligt war. Ich war 1982 so fasziniert von der Welt von Tron und alles daran hat das Monumentale erst so richtig in die Welt der Special Effects eingewoben. Star Wars hatte immer viel mit Special Effects zu tun und Tron drehte sich sehr um die computergenerierten Effekte, er hat diese ganze Industrie so richtig in Fahrt gebracht. Die Möglichkeit, an der Fortsetzung zu arbeiten war so einzigartig und besonders für mich, der Film hat noch immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Ich hoffe also, dass wir irgendwann die Chance bekommen, noch einen Teil der Reihe zu machen.

Die Schöne und das Biest ist ab dem 10. August 2017 auf DVD, Blu-ray und Blu-ray 3D
sowie ab dem 28. Juli 2017 digital erhältlich!

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