Auf dem Weg zur Arbeit hat Ania eine seltsame Begegnung. Mitten im Park steht sie einem Wolf gegenüber. Sie sehen sich direkt in die Augen - und es kommt ihr so vor, als wäre ihr bisheriges Leben ein Witz. Der Moment lässt sie nicht mehr los, genau wie der Gedanke den Wolf wieder zu finden und nie mehr gehen zu lassen. Ania wird zur Jägerin, legt Fährten und schafft es das wilde Tier zu fangen. Sie sperrt es in ihrer Hochhauswohnung ein - und sprengt sämtliche Fesseln ihres bisherigen bürgerlichen Lebens. Erstaunlicherweise finden die Menschen um sie herum daran Gefallen, besonders ihr Chef Boris, der ihre Nähe sucht wie nie zuvor. Fast scheint es, als teilten sie alle eine ähnliche, geheime wilde Sehnsucht.
Unser Fazit
Nicolette Krebitz’ neuer Film „Wild“ ist ein Werk, mit dem der Zuschauer es nicht leicht haben wird. Die Reise von Ania wird ruhig aber explizit gezeigt, entfaltet sich langsam aber sicher und mündet schließlich dort, wo kein Raum für Zweifel ist, kein Raum für die erdrückende Hand der gesellschaftlichen Normen und Zwänge. Ania befreit sich dank des Wolfs, dem loyalen, von Instinken getriebenen Tier. Und dennoch war es selten, dass das Verfassen eines Fazits schwieriger ist, als der eigentliche Text. Bei „Wild“ ist das der Fall. Denn die Voraussetzung eines Fazits ist, dass man eine abschließende Meinung mit Bestimmtheit preisgeben kann. Bei aller Zufriedenheit kommt da dieses bestimmte Maß an Unsicherheit ins Spiel.