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Türchen 21 - Geheimtipps 2016

Zustel

Von Zustel in Der Moviebreak-Adventskalender 2016

Türchen 21 - Geheimtipps 2016

Auch dieses Jahr gab es wieder Werke, die vollkommen unter dem Radar laufen, sehr unbekannt sind, dafür aber richtige Perlen der Filmkunst. Geheimtipps also, die überraschen, fesseln, den Zuschauer regelrecht mitreißen und faszinieren. Für solche Filme sollte es mehr Aufmerksamkeit geben? Dann seid ihr hier genau richtig: Denn welche Filme des Jahres sollte man sich als Film-Fan eigentlich auf jeden Fall ansehen? Wir haben uns einmal die Mühe gemacht, und euch unsere Geheimtipps des Jahres 2016 zusammengesucht. Wir wünschen viel Spaß beim entdecken.

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Tangerine: Weihnachten auf dem Straßenstrich in Los Angeles. Die stürmische Transe Sin-Dee Rella kommt gerade aus dem Knast, da steckt ihr Alexandra, dass ihr Freund und Zuhälter Chester sie mit einer echten Frau betrogen haben soll. Sin-Dee tickt aus und will Chester zur Rede stellen - mit Beweisstück im Schlepptau! Zusammen mit ihrer besten Freundin jagt sie durch die Straßen von Hollywood, um die beiden Missetäter in der abenteuerlichen Transgender-Szene zu finden...

Fazit: Vergessen sollte man die Tatsache, dass Tangerine mit einem Iphone gedreht wurde. Denn dieses Gimmick verliert in den tollen Bildern des Films ohnehin jede Bedeutung. Viel mehr sollte man seinem Inhalt Beachtung schenken. Sean S. Baker gelingt es das von Vorurteilen behaftete Bild der prostituierten Szene von LA zu durchbrechen und eine im Kern menschliche und allgegenwärtige Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte von Freundschaft und Zusammenhalt, bei der Herkunft, Hautfarbe und auch sexuelle Orientierung keine Rolle spielen. Einer der sehenswertesten und besten Filme des laufenden Kinojahres.

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Under the Shadow: Shideh ist eine Mutter in Teheran Mitte der 80er Jahre. Ihre Zukunft als Medizinstudentin wurde vom System verbaut und allabendlich muss sie mit ihrer Tochter in einen Bunker fliehen. Es herrscht Krieg zwischen Irak und Iran. Eines Nachts durchschlägt sogar eine Rakete Shidehs Hausdach. In diese widrigen Umstände kracht nun auch noch ein Dämon. Und als Shideh und ihre Tochter von ihm heimgesucht werden, ist die Bedrohung auch deshalb so greifbar, weil der Dämon Ausdruck ihrer Lebenssituation ist.

Fazit: Viel Stoff, den Regisseur Babak Anvari in knapp 84 Minuten in sein Horror-Drama "Under The Shadow" einfließen lässt. Das tut er jedoch so gekonnt und clever, dass "Under The Shadow" nie daran erstickt. Ein unglaublich düsterer, beklemmender Horrortrip, der fasziniert, schockiert und unter die Haut geht. Der nächste Volltreffer aus dem Iran!

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The Wailing: Eine seltsame Krankheit macht sich breit in dem kleinen Dorf in Südkorea. Menschen zerfleischen sich gegenseitig, haben seltsame Blasen auf der Haut und verfallen dem Wahn. Der etwas trottelige Polizist Jong-Goo soll Gerüchten auf den Grund gehen und stößt an seine Grenzen, als seine eigene Tochter ebenfalls betroffen ist. Alsbald deckt sich mehr auf, als irgendein Mensch je wissen wollte.

Fazit: Ganze sechs Jahre hat es gedauert, bis der Film fertig war. Jetzt ist er da. Und er ist fantastisch, das Warten und die harte Arbeit haben sich gelohnt. "The Wailing" ist ein Film, der größer ist als die Summe seiner Teile. Mit einer Menge bildlichem Gespür und gewohnter Genialität gibt Na sich nicht zufrieden, bis seine Figuren gebrochen sind, bis die Hölle auf Erden angekommen ist und der Mensch sich in einem Triptychon aus Wahn, Blutdurst und Schmerz wiederfindet. Bis zur Unkenntlichkeit zerfressen. Szene um Szene dreht die Daumenschrauben enger zu, entfacht das Chaos intensiver, drückt die Schlinge enger um die Hälse der Charaktere und entlarvt die Menschheit mal um mal als äußerst primitive Spezies. Ein Mystery-Thriller der hilft, die Welt zu verstehen. Do you see? Schlicht und ergreifend ein Meisterwerk, ein Highlight des Kinojahres.

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Wiener Dog: Der Film ist ein abgedrehter und bitterböser „Lassie“, auf den Spuren eines Dackels und seiner sonderbaren Besitzer: So versucht Dina, die schlechteste Mutter der Welt, ihren Sohn Remi auf das Leben vorzubereiten, während sich Mauerblümchen Dawn Wiener auf ein Abenteuer mit Bad Boy Brandon einlässt. Der erfolglose Drehbuchautor Dave Schmerz hofft verzweifelt auf den ganz großen Durchbruch, und dann wäre da noch die in die Jahre gekommene Nana, die nur dann von ihrer Enkelin Zoe hört, wenn diese Geld braucht. Trost in ihrem täglichen Kampf gegen die Windmühlen des Alltags finden diese traurigen Helden allesamt in demselben kleinen Dackel.

Fazit: Wahrscheinlich der böseste Film des Jahres. Regisseur Solondz behandelt erneut unsere sozialen und gesellschaftlichen Systeme und Mechanismen und findet zwischen den Zahnrädern erneut vieles, was uns nicht gefällt, was aber zu uns gehört - ob wir wollen oder nicht. Das macht aus „Wiener Dog“ nicht nur einen waschechten Solondz, sondern einen wirklich amüsanten Film, mit doppeltem Boden.

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Entertainment: Unterwegs, um seine schwächelnde Karriere wiederzubeleben und vielleicht auch seine Tochter wiederzusehen, tourt ein kaputter, ausgebrannter Komiker durch einen Haufen heruntergekommener Spelunken in der Mojave-Wüste.

Fazit: Als würden sich Roy Andersson und Quentin Dupieux die Hand reichen. Liebhaber von surrealem, andersartigem und befremdlichem Kino sollten die schlechten Wertungen im Netz getrost ignorieren und dürfen dann einen der Höhepunkte des bisherigen Filmjahrs genießen. Wer klare, dramaturgische Linien braucht, der bleibt „Entertainment“ besser fern, alle anderen folgen Rick Alverson in den bisher groteskesten Selbstfindungstrip des Jahres.

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Psycho Raman: Der Serienkiller Ramanna ist fasziniert von einem einst berüchtigten Psychopathen, der in den 60er Jahren zahlreiche Menschen ermordet hat. Raghavan, ein junger und wild entschlossener Polizist, ist ihm auf den Fersen. Aber wer genau ist nun der Jäger und wer die Beute? Je länger sich die beiden bekämpfen, desto mehr verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse…

Fazit: "Psycho Raman" ist ein düsterer Blick in tiefste Abgründe, bei dem Regisseur Anurag Kashyap zwei ebenso faszinierende wie verachtenswerte Figuren in den Fokus rückt. Inszenatorisch sowie atmosphärisch nimmt der Film keine Gefangenen und stößt den Betrachter in einen Strudel aus Mord, Korruption, moralischer Verwesung und völliger Dunkelheit. Keine einfache Reise, aber ist man einmal gefangen, kann und will man nicht mehr wegsehen.

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Captain Fantastic: Der hochgebildete Ben lebt aus Überzeugung mit seinen sechs Kindern in der Einsamkeit der Berge im Nordwesten Amerikas. Er unterrichtet sie selbst und bringt ihnen nicht nur ein überdurchschnittliches Wissen bei, sondern auch wie man jagt und in der Wildnis überlebt. Als seine Frau stirbt, ist er gezwungen mitsamt der Sprösslinge seine selbst geschaffene Aussteigeridylle zu verlassen und der realen Welt entgegenzutreten. In ihrem alten, klapprigen Bus macht sich die Familie auf den Weg quer durch die USA zur Beerdigung, die bei den Großeltern stattfinden soll. Ihre Reise ist voller komischer wie berührender Momente, die Bens Freiheitsideale und seine Vorstellungen von Erziehung nachhaltig infrage stellen...

Fazit: "Captain Fantastic" ist ein erstaunlich gefühlvoller Film über Angst und Einsicht, über Ignoranz und Kompromiss, der seine schrulligen Figuren mit viel Respekt und Ernsthaftigkeit behandelt und daher, trotz einiger narrativer Ungereimtheiten, leichter Überdramatisierung und fehlender Konsequenz, mit einem äußerst runden Gefühl der Befriedigung entlässt. Großartig gespielt und schön in Szene gesetzt, überzeugt "Captain Fantastic" zudem durch eine angenehme Subtilität und Ruhe. Hier wird Exposition über weite Strecken logisch und nachvollziehbar vorangetrieben, was bei der Fülle von Figuren und Konflikten kein Selbstläufer ist. Matt Ross hat hier einen wirklich erwachsenen Film abgeliefert, der seinem eigenen Anspruch zwar nicht immer gerecht wird, in dramatischer Hinsicht aber um einiges weitsichtiger vorangeht als viele vergleichbare Genrebeiträge.

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Bone Tomahawk: Vier Männer begeben sich auf die Suche nach der Frau von Arthur O'Dwyer, die entführt wurde. Noch wissen sie nicht wirklich, was in der weiten Wüstenlandschaft auf sie wartet, doch sie werden die Gefahren schon bald am eigenen Leibe zu spüren bekommen.

Fazit: S. Craig Zahlers Debütwerk „Bone Tomahawk“ ist ein Film geworden, der eigentlich nicht funktionieren sollte und es dennoch tut. Der Film nimmt sich enorm viel Zeit und wird damit dem ein oder anderen Zuschauer vor den Kopf stoßen. Aber selbst in den Minuten, in denen relativ wenig passiert, vergeht die Zeit unheimlich angenehm. Zumindest so lange, wie die letzte halbe Stunde nicht angebrochen ist, denn dann, nachdem die Männer auf ihrer Reise mit der Natur, dem Zufall, Hass und Furcht konfrontiert wurden, nachdem sie sich einmal mehr daran erinnern, dass sie nur jemanden retten und kein Massaker anrichten wollen, dann explodiert die Gewalt immer wieder und lässt das Wort „Geschmacksgrenze“ ein wenig einsam am Wegesrand stehen. Ein seltsamer Mix, der nicht leicht zu beschreiben ist. Aber er macht ordentlich was her!

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Swiss Army Man: Schon viel zu lange sitzt Hank (Paul Dano, »12 Years a Slave«) auf einer einsamen Insel fest. Doch just, als er sich aus Verzweiflung über seine ausweglose Lage das Leben nehmen will, wird eine Leiche angeschwemmt – Manny (Daniel Radcliffe). Dass Manny auch nach seinem Tod chronisch furzt, macht Hank sich kurzerhand zunutze, um die Insel zu verlassen. Und auch sonst wird Manny auf dem Weg zurück in die Zivilisation rasch zu einem unverzichtbaren Gefährten mit so vielen Fähigkeiten wie ein Schweizer Taschenmesser. Im Gegenzug erzählt Hank seinem toten Freund alles Wesentliche über das Leben – allerdings nicht nur Wahres …

Fazit: Vieles an »Swiss Army Man« ist abgedreht, einiges herausragend. Doch weder starke noch schwache Elemente vermögen es, sich wirklich als roter Faden durch den gesamten Film zu ziehen und ihn durchgängig zu tragen. Obwohl das Survival-Abenteuer der anderen Art vor verrückten Ideen nur so sprüht und Radcliffe und Dano bei weitgehendem Kammerspielcharakter wirklich Beeindruckendes aufbieten, schwächt der Film sich gleichzeitig selbst durch unnötige Längen, eine gewisse Unentschlossenheit und den Charakter eines atmosphärischen Flickenteppichs. Weniger, vor allem kürzer, wäre hier möglicherweise mehr gewesen. Zu unterhalten weiß »Swiss Army Man« unterm Strich durchaus, allein die Grundidee ist einen Blick wert – das streckenweise verschenkte Potenzial tut da umso mehr weh.

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Der Schamane und die Schlange: Eine doppelte Reise ins Herz der Finsternis. Theo, ein deutscher Entdecker, fährt zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit einem kleinen Ruderboot den Amazonas hinauf. Er sucht nach „Yakuna“, einer extrem raren Pflanze, die ihn von einer mysteriösen Krankheit befreien soll. Eher widerwillig hilft ihm dabei der Indianer Karamakate. Auf der Reise begegnen sie diebischen Ureinwohnern, Opfern der Kautschukindustrie und einem Priester, der im Dschungel sein eigenes Terrorregime errichtet hat. Vierzig Jahre später folgt ein Amerikaner den Spuren der früheren Expedition – und wieder weist Karamakate den Weg.

Fazit: Selten erlebt man eine solch perfekte Symbiose aus Bild, Schauspiel und Sound, wie in „Embrace of the Serpent“. Unglaubliche schwarz-weiß Bilder an einem der interessantesten Settings der Welt, mit Darstellern die alles geben und einem Sound, der uns sofort in den Dschungel holt. And the Oscar goes to...

Die heutige Gewinnspielaufgabe: Habt ihr eventuell auch einen Geheimtipp aus dem vergangenen Jahr? Oder habt ihr einen der hier genannten Filme ebenfalls gesehen und möchtet ihn empfehlen? Wenn nicht, haben wir zumindest euer Interesse geweckt? (Kategorie: Kommentar)

Anleitung und Informationen zum Gewinnspiel

Autor: Thomas Repenning

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