DIE TOP 10 FILME 2016:

1. Toni Erdmann

Was diesen Film von allen anderen abhebt ist sein unvergleichlicher Sinn für Spontaneität und leise Zwischentöne in der menschlichen Interaktion. Begnadete Darsteller, eine Regisseurin mit handwerklichem Geschick und eine ordentliche Portion Spielfreude machen diesen Film zu einem Triumph des Alltaghumors. Das ist Kino in seiner reinsten und edelsten Form!

2. Raum

Die kindliche Fantasie in Kombination mit einer intuitiv gestalteten, gesunden Beziehung zur Mutter kann auch dem schlimmsten Horrorszenario die Wirkung nehmen. Brie Larson und Jacob Tremblay sind das schauspielerische Traumduo dieses Jahres. Mit den zaghaften Schritten des in die weite Welt entkommenen Jungen und beachtenswertem psychologischem Weitblick erkundet "Raum" die Seele seiner Figuren. Der gefühlvollste Film des Jahres 2016!

3. Arrival

Villeneuve vereinte in seinem bisher stärksten Film seine Fähigkeit für überwältigende Bilderfluten mit einer Geschichte, die einen sowohl politischen wie philosophischen Rundumschlag auf faszinierende Weise präsentiert. Ein intensives, weil erquickend langsames Erzähltempo, das von einem bombastischen Sound untermalt wird, entfaltet seine Science-Fiction so originell und zeitgemäß wie selten zuvor. Mit seiner Liebe fürs Detail, seinen gewagten Visionen und einer unfassbar guten Amy Adams ist "Arrival" ein Geniestreich sondergleichen geworden.  

4. La La Land

Das berauschende Musical von Damien Chazelle besinnt sich köstlich verspielt auf die Vergangenheit zurück und wagt gleichzeitig den Blick nach vorne. Dynamische Kamerafahrten, Songs mit Ohrwurmgarantie und ein selbstironischer Humor machen "La La Land" zu einer herzerwärmenden Filmerfahrung. Die Verbindung von charmantem Liebeslied und tragischem Liebesleid ist hier vollends gelungen!

5. The Revenant

Auch wenn dem Film storytechnisch nicht viel Neues einfällt, ist er auf einigen anderen Ebenen eine Offenbarung. Iñárritu belebt das Genre mit seiner spirituellen, hyperrealistischen Art der Inszenierung und übertrifft dabei die meisten Historienfilme an Ehrlichkeit und Unvoreingenommenheit. Ein visuelles Meisterwerk mit dem gnadenlosen Blick für das Wesentliche.

6. Sing Street

John Carney kehrt in seine Heimat Irland zurück und prompt gelingt es ihm, die Magie seines Films "Once" erneut aufleben zu lassen. "Sing Street" ist stylisch, witzig und dabei wunderbar bescheiden. Wer diese Charaktere nicht ins Herz schließt, gehört nicht zur Spezies Mensch.

7. Vor der Morgenröte

Mit literarischer Atmosphäre und einer besonderen Kameraführung gewährt dieser Film einen differenzierten Einblick in ein Lebenskapitel des Schriftstellers Stefan Zweig. Joseph Hader ehrt mit seiner unaufdringlichen Charakterdarstellung das Angedenken an Zweig. Selten kommen filmische Biografien so stilvoll und dramaturgisch ungekünstelt daher.

8. Zoomania

So ideenreich, energiegeladen und intelligent wie es in letzter Zeit nur die Animationsfilme von Pixar waren. "Zoomania" ist einfach wunderbar witzig und schafft es, eine berechtigte Botschaft märchenhaft verpackt darzubieten. Ein Blockbuster zum Gernhaben.

9. Junges Licht

Diese Buchverfilmung erzeugt erfolgreich die Atmosphäre eines sensiblen Coming-of-Age-Films vor dem Hintergrund der Historie des Ruhrgebiets. Alltagsgeschichten formen sich zu einer Parade der Kindheitserinnerungen zusammen und wirken dabei nie überzogen. Dem Film gelingt die Schilderung eines Lebensgefühls ohne dabei die Geschichte für Dramatik oder Klischees zu missbrauchen.

10. Captain Fantastic

Ein Film, der inhaltlich das Potenzial besitzt, zu polarisieren. Immerhin kratzt er an den Fassaden der gesellschaftlichen Normen und wirft Themen auf, über die es sich nachzudenken lohnt. Hinzu kommt die sympathischste darstellerische Leistung des Jahres  durch den Papabären Viggo Mortensen und ein Soundtrack, der einen bis in die Träume verfolgt. Aufrührerisch, humorvoll und eine emotionale Wucht!

DIE FLOP 5 FILME 2016:

1. Batman v Superman

Eine ähnlich sinnbefreite Special-Effect- und Materialschlacht wie schon der beklagenswerte "Man of Steel". Während zu Beginn noch beachtlich auf die Charaktere eingegangen wird, droht dem aufkeimenden Interesse schon bald der Erstickungstod. In Erinnerung bleiben langatmige Kampfsequenzen, audio-visuelles Getöse und Superhelden ohne Hintergrundgeschichte.

2. Ein Hologramm für den König

Tom Tykwer goes Hollywood und scheitert kläglich. Eine belanglose Wellness-Romanze mit der visuellen Ausgestaltung eines Werbefilms, die auch ein gut aufgelegter Tom Hanks nicht mehr retten kann. Die Zeit kann man sinnvoller fürs Schäfchenzählen nutzen.

3. Free State of Jones

Ein Historiendrama hinter dem der gute Wille sichtbar wird, dem es aber an Dynamik und erzählerischer Struktur an allen Ecken und Enden fehlt. 

4. Deadpool

Der Hype um einen vulgären, gewaltsüchtigen Vollidioten in Superheldenkostüm ist mir schleierhaft geblieben. Zugegebenermaßen nimmt er das Superheldenuniversum gekonnt auf die Schippe und unterhält in gewisser Hinsicht ganz passabel. Aber da die story mehr als abgedroschen ist und die Witze irgendwann ins Bodenlose reichen, konnte ich dem Film nicht viel abgewinnen.

5. The Light Between Oceans

Entweder hat die Buchvorlage einfach nicht mehr zu bieten gehabt oder der gute Derek Cianfrance hat gefallen an Rosamunde Pilcher gewonnen. Die malerisch komponierten Bilder und gewohnt stark aufspielenden Darsteller täuschen nicht über die eindimensionale, altbackene Geschichte hinweg.

GEHEIMTIPP AUS DEM JAHR 2016:

Nebel im August

Dieser deutsche Historienfilme zum Thema Euthanasie ist nicht nur für diejenigen etwas, die David Bennent aus Die Blechtrommel mal wieder zu Gesicht bekommen möchten. Es handelt sich hier um eine sehenswerte filmische Aufbereitung eines Themas, dem bisher weniger Beachtung geschenkt wurde. Respektvoll und unaufgeregt werden hier Einzelschicksale erzählt, die dem Zuschauer durchaus einen Schlag in die Magengrube versetzen und zum Nachdenken anregen können.

10 MOST WANTED FILME 2017:

Manchester by the Sea

Moonlight

Hell or High Water

Jackie

Elle

Silence

Weightless

Dunkirk

Blade Runner 2049

Star Wars - Episode VIII

MEIN SERIENJAHR 2016:

Nach wie vor bevorzuge ich die Welt des Films vor der der Serien. Ein grandioses Highlight konnte ich mir jedoch nicht entgehen lassen: Der Tatortreiniger ist die wohl witzigste und klügste Serie, die man sich nur wünschen kann.

FAZIT:

Mit einem Blick auf meine Top 10 des Jahres 2016 muss ich insbesondere dem deutschen Film ein Lob aussprechen. Während andernorts über die deutsche Filmwelt gewettert und gezetert wird, möchte ich betonen, dass wir uns in einem Jahr, wo Filme wie Toni Erdmann, Vor der Morgenröte und Junges Licht in den Kinosälen zu bestaunen sind, eigentlich nicht beschweren können. Insgesamt war das Kinojahr 2016 bereichernd, erquicklich und vor allem auch vielseitig! Ich bin selbst erstaunt, in welche Genretiefen ich eingetaucht und beseelt wieder aufgetaucht bin (z. B. Musikfilme).

Es bleibt noch zu erwähnen, dass mir einige Filme dieses Jahres entgangen sind, die ich definitiv nachholen werde. Vor allem wären da Son of Saul, Mustang, Der Schamane und die Schlange, Everybody Wants Some!! und Kubo - Der tapfere Samurai zu erwähnen.