Erwähnungen
Teil 3: Das Ende vom Anfang
Von Felidae in Buchclub #2: The Dark Tower
am Dienstag, 26 April 2016, 15:18 Uhr
- 5
- 3
The Dark Tower – Ein persönliches Resümee
Müsste man Stefan King einen Makel attestieren, so wäre die Auswahl sicherlich mannigfaltig, doch als ungeschlagene Nummer 1 ist in diesem Fall wohl seine Schwäche für gute Enden zu nennen. Nun steht sich King bei diesem Vorhaben leider viel so oft selbst im Wege, sei es durch einen endlos langen Aufbau, der dann im Finale recht belanglos aufgelöst wird, seine obsessiv eingesetzte Art des Foreshadowings, oder schlicht die Tatsache, dass die letzten Zeilen für einen Autor wie King selten mehr bedeuten, als endlich den nötigen Raum für das nächste Werk zu schaffen.
„The Dark Tower“ war eine dieser Serien, die man im Grunde endlos lang hätte strecken können, sei es durch Flashbacks zu Rolands Jugend, wie etwa in „The Wind through the Keyhole“, oder einfach durch noch mehr Begebenheiten auf dem Weg zum Dark Tower. Dennoch hat mich der Auftakt zum Finale, den ich an den Start von „Songs of Susannah“ legen würde, sofort abgeholt.
Nach dem endlos langem Palaver in „The Wolves of the Calla“, nahm das Buch endlich mal wieder Fahrt auf, schließlich ging es hier sprichwörtlich um ein Rennen gegen die Zeit, welches sich in der Erzählstruktur gut widerspiegelt. Als es dann endgültig in das Finale Buch ging war meine Erwartungshaltung natürlich enorm, nur um mir mit Mordred die erste Enttäuschung vor die Füße zu werfen. Das Spinnenbaby von Roland, dem Crimson King und Susannah wollte für mich so gar nicht in die Handlung passen und der Gesamte Arc um seine Jagt nach Roland hat mich zu keinem Zeitpunkt abgeholt, vom unrühmlichen Ende Walters mal ganz abgesehen.
Die Episode rund um die Breaker und das Wiedersehen mit Sheemie fand ich indes wieder ganz angenehm, vor allem da der Tod von Eddie endlich mal ein bisschen Dynamik in die Gruppe brachte.
Das Abenteuer in unserer Welt war wieder einmal großartig, weil es die Geschichte von Jake mit einer gekonnten Schleife geschlossen hat und einige lose Enden endlich verknüpfte, vor allem die Beziehung zwischen Roland und King, sowie dessen Rolle als Autor. Überhaupt war diese Metaebene für mich eine der spannendsten in der gesamten Reihe.
Wir spulen mal vor bis zum Ende, Susannah hat Roland verlassen, Oy hat Jakes letzten Wunsch erfüllt und Roland steht vor dem Crimson King mit seinem neuen Kameraden Patrick.
Ich will mir nicht anmaßen ein Ende für diesen Konflikt zu finden, der jeden Leser glücklich werden lässt, aber die Figur von Patrick und dessen Fähigkeiten haben dem epischen Finale dann doch irgendwie die Spannung genommen, da man den Ausgang schon Meilenweit im Vorfeld erkannt hat. Deus ex machina.
Nun gut, Patrick wird nach Hause geschickt, Roland steht vor dem Tower und der Vorhang fällt. Als Zugabe gibt es einen Blick auf das Happy End für Susannah und der Leser kann mit einem guten Gefühl nach Hause gehen. King bedankt sich beim Publikum und will sich bereits auf den Heimweg machen, doch keine Seele im Saal rührt sich, denn Jeden plagt nur eine Frage: Was befindet sich auf der letzten Eben des dunklen Turms ?
„Wollt ihr es wirklich wissen ?“, fragt King mit einem nicht zu überhörenden Seufzer in der Stimme. „Die Reise ist vorbei. Ihr habt mit den Figuren gelacht und geweint, habt zusammen zahlreiche Abenteuer überstanden und Roland bis zum bitteren Ende begleitet, doch nun ist es Zeit ein neues Kapitel aufzuschlagen.“
Er hat ja recht. Nach all der Zeit, wie könnte das letzte Geheimnis da etwas Anderes sein als eine Enttäuschung. Manche Dinge müssen ungelöst bleiben, so gebietet es die Natur. Für einen kurzen Moment hab ich an dieser Stelle tatsächlich überlegt die letzten Zeilen nicht zu begutachtet, bis mir die Bardame aus „The Gunslinger“ eingefallen ist.
Erinnert ihr euch ? Walter erweckte vor ihren Augen einen Toten und gab ihr ein teuflisches Geschenk: ein simples Wort, welches dem Wiedergeborenen alle Fragen über das Jenseits entlocken würde. Es zu wissen würde Sie wahnsinnig machen, die Neugierde im Zaum zu halten ebenfalls, ein sadistisches Dilemma ohne Ausweg.
Die Tore öffnen sich und wir treten den letzten Weg an der Seite von Roland an. Seine Kindheit in Gilead, die Abentuer in Mejis, die Jagt nach Walter, der Aufstieg und Fall seines letzten Ka-tet, die finale Konfrontation und schließlich der höchste Punkt des Turmes.
Ka is a wheel
So viel Leid, so viel Schmerz und so viel Tod. Immer und immer wieder. Es war für mich zunächst schwer das Ende zu akzeptieren, weil es für mich der sprichwörtliche Schlag in die Magengrube war. Doch mit der Zeit bin ich zu der Einsicht gekommen, dass dies das einzig passende Ende für die Figur von Roland ist. Seine Reise war weder geprägt von Erlösung, noch von Erleuchtung, sondern viel eher durch seinen unbändigen Willen und die magische Anziehungskraft des Turmes.
Wie so viele vor ihm ist Roland nur ein Sandkorn im Wind der Zeit, auf Ewig verdammt einer Illusion hinterher zu jagen.
The man in black fled across the dessert, and the gunslinger followed...
Wird geladen...