Am 26. September erscheint Boy Kills World auf DVD, Blu-Ray und auf Prime. Boy Kills World ist dystopischer Fieber-Traum-Actionfilm über Boy, einen Taubstummen mit einer lebhaften Fantasie. Als seine Familie ermordet wird, wird er von einem mysteriösen Schamanen darin trainiert, seine kindliche Fantasie zu unterdrücken und zum Instrument des Todes zu werden. Wir hatten das Glück, Moritz Mohr, den Regisseur von Boy Kills World zu interviewen.
© Katinka Bester | Porträt von Moritz Mohr
Erst mal, Glückwunsch zum gelungenem Spielfilmdebüt!
Vielen Dank!
„Boy Kills World“ ist brutal und lustig zugleich und wirkt wie eine Hommage an viele Filme und Videospiele. Welche Filme und Videospiele dienten als Inspiration für Boy Kills World?
Die Geschichte von Boy Kills World ist eine Hommage an unzählige Kung-Fu Filme der 70er und 80er. Inspiriert wurden wir durch alles, was wir in den letzten Jahren cool fanden. Es ist fast zu viel, um es hier aufzuzählen, aber ich zähle einfach mal ein paar Filme/Serien/Spiele auf, die mir gerade einfallen: Old Boy, Drunken Master, Police Story, The Raid, Kick Ass, Deadpool, Hotline Miami, Mortal Kombat, Attack on Titan, Archer!
Was natürlich sofort auffällt, sind die genialen Kampfszenen, für die sicherlich viel Trainings- und Drehzeit benötigt wurde. Wie lange hat es gedauert, bis die Kämpfe im Kasten waren und wie lange hat sich Bill Skarsgård darauf vorbereitet? Kamen bei manchen Szenen Stuntdouble zum Einsatz?
Bill hat direkt, nachdem er dem Projekt beigetreten war, mit dem Training begonnen. Das war so 5 Monate vor Drehbeginn. Die Kampfchoreographien werden erst grob mit Stuntleuten vorgedreht (in einer sog. Previz; Anm. d. Red.: Prävisualisierung) und dann noch mal mit den Schauspieler*innen verfeinert. Dadurch weiß man am eigentlichen Drehtag genau, was und wie etwas gedreht werden muss. Das spart sehr viel Zeit. Der eigentliche Dreh der Actionsequenzen hat ungefähr 2 Wochen gedauert.
Der Film enthält sehr viele Kampfszenen und Stunts, die von Dawid Szatarski choreografiert wurden. Wenn ein professioneller Stuntkoordinator vor Ort ist, überlässt man als Regisseur bei diesen Szenen vollständig das Ruder dem Stuntkoordinator oder nimmt man wirklich jede Kampfszene noch selbst ab?
Die meiste Arbeit habe ich Dawe überlassen, der oft in der 2nd Unit vollkommen autark gedreht hat. Das setzt allerdings voraus, dass man vorher alles genau besprochen hat und dass man seinem Stuntkoordinator blind vertraut. Durch die vorher erwähnte Previz Phase, konnten wir im Vorfeld schon etwaige Probleme besprechen und lösen.
Gibt es lustige oder interessante Geschichten zu den Dreharbeiten?
Sehr viele. :)
Was war für Sie die anspruchsvollste Szene des Films? Haben Sie vielleicht sogar eine Lieblingsszene?
Einer meiner Lieblingssequenzen, das Hauptquartier des Widerstandes: Boy wie er versucht Bennys Lippen zu lesen und Basho, der den Plan erklärt. Der Schnitt der Benny Szene war sehr anspruchsvoll und es gab sehr viele verschiedene Schnittversionen, bevor das erste Mal jemand darüber gelacht hat. Aber die Arbeit hat sich gelohnt.
Wie lange hat es gedauert, bis Sie das Projekt realisieren konnten, angefangen mit der Idee bis zum Drehbuch und der Umsetzung? Wer hat das Projekt letztendlich ins Rollen gebracht? Hatten Sie die Idee zum Film und sind dann auf die Drehbuchautoren zugekommen oder gab es zuvor ein Drehbuch?
Das Projekt startete 2016 mit Arend Remmers, Dawid Szatarski und Reza Brojerdi, als wir einen sog. Proof of Concept Trailer gedreht haben. Ich habe dann 2017 den Trailer nach Los Angeles gebracht und dort mit Roy Lee und Sam Raimi zwei Partner gefunden, die ich zutiefst bewundere. Aber auch danach hat es noch bis 2022 gedauert, bis der Film fertig finanziert war und wir drehen konnten.
Warum entschieden Sie sich für Bill Skarsgård als Hauptdarsteller?
Bill ist ein fantastischer Schauspieler und sein Commitment (in Form kommen, Zeit für Training und Proben bereitstellen) hat ihn zum perfekten Partner gemacht. Ich glaube jemanden zu besetzen, der vorher nicht als Actiondarsteller bekannt war, hat sehr gut zur Rolle gepasst.
Gab es einen besonderen Grund dafür, dass die Hauptfigur taubstumm ist? Sollte es als Metapher für die Gesellschaft dienen, die kein Mitspracherecht hat oder entschied man sich dafür, weil es originell ist?
Ja, es war eher letzteres. Wir haben etwas gesucht, das den Film besonders macht und ihn von den zahlreichen Rachefilmen etwas abhebt.
Der Film hat in Deutschland keine Jugendfreigabe bekommen. Finden Sie das zu übertrieben? Wenn Sie den Film noch mal drehen könnten, würden Sie ihn gewalttechnisch entschärfen, um den Film dem breiten Publikum zugänglich machen zu können oder würden Sie nach wie vor lieber ihrem Herzen folgen?
Sehr schön formuliert: Ich würde wieder meinem Herzen folgen :)
Ohne Sie persönlich zu kennen, glaube ich, dass die Antwort auf die letzte Frage lauten wird, dass Sie lieber einen genialen Film drehen, als die Jugendfreigabe zu erhalten. Es ist aber auch wirklich ein echt cooler Film geworden und es war mir eine große Freude ihn zu sehen. Vielen Dank!
Exakt! Ich glaube, auch ohne Gewalt wäre es eher ein Film für Erwachsene. Vielen Dank!! Auch für die interessanten und schönen Fragen!