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Better call Saul - Kritik zur ersten Staffel

Aurea

Von Aurea in Better call Saul - Kritik zur ersten Staffel

Better call Saul - Kritik zur ersten Staffel Bildnachweis: © AMC

"Better call Saul" feierte im Januar seine Premiere beim amerikanischen Sender AMC und war kurze Zeit später hierzulande via Netflix erhältlich. Zeit also, einen Blick auf die erste Staffel zum sehnlichst erwarteten Breaking Bad Spin-off zu werfen.

Breaking Bad“ wird gerne nachgesagt, das Thema Serie im Alleingang revolutioniert zu haben. Eine packende, von Anfang an als abgeschlossen geplante Geschichte mit zahlreichen, detailliert beschriebenen Figuren und nur allzu menschlichen Motiven, das war recht neu für die damalige Serienlandschaft. Und so unterscheiden nicht wenige heute schon das Angebot an Serien in ein „vor“ und ein „nach Breaking Bad“. Als Vince Gilliganankündige, es werde ein Spin-off geben, waren nicht wenige zunächst verwirrt. Diese Verwirrung stieg, als bekannt wurde das kein geringerer als der kriminelle Anwalt Saul Goodman, gespielt von Bob Odenkirk, die Hauptrolle übernehmen würde. Sofort stellte sich die Frage nach der Form. Komödie, oder doch eher ein Drama? Die Antwort nach der ersten Staffel wäre dann wohl: Sowohl als auch. „Better call Saul“ ist eine lupenreine Tragödie geworden. Ob das überzeugt und den Zuschauer mitreißen kann, und ob Bob Odenkirk es schafft, eine ganze Serie zu schultern? Saul Goodman agierte eher im Hintergrund und wurde von vielen als so genanntes Comic Relief verlacht. Und dem wird jetzt eine ganze Serie gewidmet?

Positiv zu vermerken ist auf jeden Fall zunächst die Leistung der Schauspieler. Bob Odenkirk, hier noch als Jimmy McGill und nicht Saul Goodman zu sehen, meistert die Wechsel von Komik zu Drama grandios und unfassbar nuanciert. Ihm steht Jonathan Banks zur Seite, den die meisten schon aus Breaking Bad kennen. Wie gewohnt macht er seinen Job als Mike souverän. Aufblühen kann er vor allem in seiner Einzelepisode, in der man endlich seine Hintergrundgeschichte erfährt. Auch Michael McKean als Chuck, Jimmys Bruder, liefert ein faszinierendes Portrait ab. Die weibliche Front ist leider nicht sonderlich zahlreich vertreten, hat aber mit Rhea Seehorn wenigstens eine mehr als würdige Vertreterin.

Auch das Wiedersehen einiger vertrauter Figuren neben Saul selbst erweist sich als richtiger Schachzug. Diese bekommen durch die Bank weg mehr Tiefe und Hintergrund verpasst. Es ist anzunehmen, dass ein erneutes Sichten von „Breaking Bad“ nach Abschluss dieser Serie sich als recht spannend entpuppen dürfte. Doch beide Serien teilen sich nicht nur einige Figuren. Es gibt zahlreiche Verweise und Parallelen zu bewundern. Die sind allerdings niemals so dominant, dass neue Zuschauer das Gefühl haben müssen, ausgeschlossen zu werden. Und nicht zuletzt kehren auch viele Regisseure wieder nach Albuquerque zurück. Das visuelle war bei „Breaking Bad“ immer etwas Besonderes, und auch hier kommt man in den Genuss einer experimentellen Kamera. Und spätestens wenn deutlich wird, wie durchdacht die Bilder sind, kommt Freude auf. So wird Jimmy scheinbar stets von Gebäuden bedroht, die hoch über ihm aufragen und ihre Schatten werfen. Dem steht die karge, weitläufige Landschaft außerhalb der Stadt gegenüber. Diese dichte Verwebung von Erzählung und Optik, die weit über das hier genannte Beispiel hinausgeht, sticht positiv hervor. Hier fühlt sich das eine mit dem anderen wohl, und beides existiert nur zusammen. Gesagtes und Gezeigtes werden zu einer Einheit, ergänzen sich, komplettieren sich.

Auch ein oder zwei negative Punkte müssen angemerkt werden. Zwar vermeidet die Serie das „Case of the Week“ Gefühl recht gekonnt, bisweilen hat „Better call Saul“ aber einige Längen. Wer darauf steht, Charaktere bis in alle Untiefen kennenzulernen, der wird seine Freude haben. Freunde des schnelles Genusses für Zwischendurch dürften eher abgeschreckt werden. Und während davon auszugehen ist, dass auch Neulinge, die bisher „Breaking Bad“ nicht gesehen haben, ihre Freude an dieser Serie haben könnten, muss ebenfalls davon ausgegangen werden dass ihnen vieles entgehen wird. So ist die Folge, in der es um Mikes Vergangenheit geht, für sich allein betrachtet, höchstens durchschnittliche Ware. Erst im Kontext zu „Breaking Bad“ entwickelt sie sich zur Hintergrundgeschichte für eine der beliebtesten Figuren und kann richtig überzeugen. Aber dies sind kleine Unstimmigkeiten, und es ist davon auszugehen dass die zweite Staffel diese ausmerzen wird.

Fazit: Better call Saul reiht sich ein in die Tradition von „Breaking Bad“: was passiert mit einem Mann, der gute Absichten hat, aber das Falsche unternimmt um diese zu verfolgen? Der Unterschied ist allerdings gravierend. Während wir alle bei “Breaking Bad“ eine Idee eine Idee hatten, wie die Geschichte endet, ist das Ende, oder zumindest ein wesentlicher Zwischenschritt dorthin, schon vorgegeben. Walter White war von Umständen angetrieben, auf die er nicht immer Einfluss hatte. Jimmy McGill steuert unweigerlich auf etwas zu, dem er nicht entgehen wird. Hier ist der Weg das Ziel, die Reise dorthin der Dreh- und Angelpunkt. Und wie es sich in einer anständigen, formal korrekten Tragödie eben gehört, wird gescheitert, wird sich gegen das Unvermeidbare aufgelehnt, mit allen Mitteln. Und während Walter irgendwann an dem Punkt angekommen war, an dem er keine Wahl mehr hatte, hat Jimmy immer die Wahl. Sicher, sein Verhalten ist nachvollziehbar, doch niemand zwingt ihn zu etwas.

Hier liegt auch die größte Stärke von „Better call Saul“. Es mag zunächst wie ein Sequel oder Spinoff wirken. Doch im großen Gesamtbild ermöglicht es, die Mutterserie zu hinterfragen, sie neu zu lesen, zu interpretieren. Über die Wertigkeit von Spin-offs wird immer diskutiert, ihre Notwendigkeit wird oft zu Recht in Frage gestellt. „Better call Saul“ muss sich nicht verstecken, die Serie nutzt ihre Möglichkeiten, ermöglicht aber zeitgleich einen neuen Blick auf die Mutterserie. Die Nähe ist deutlich, aber die Abgrenzung, das Eigenständige, schimmert ebenso deutlich durch. So sieht das ideale Spin-off aus, und man darf auf weitere Staffeln gespannt sein.

AMC/Sony

Die Blu-ray: Die von Sony veröffentliche Blu-ray (ab dem 12.11. im Handel) kann sich sehen lassen. An Tonspuren findet man Englisch DTS-HD MA 5.1, Deutsch DD 5.1 sowie Spanisch DD 5.1, passende Untertitel gibt es in rund 10 verschiedenen Sprachen. Der Ton ist klangstark und klar, das Bild ist scharf und lässt die Farben gut zur Geltung kommen. Auch die Extras sind gelungen: Neben ein paar entfallenen Szenen gibt es Gespräche mit den Darstellern, den Produzenten und Regisseurin Michelle MacLaren. Auch ein paar Studioaufnahmen sind zu finden, insgesamt ergibt sich ein rundes Bild und man bekommt einen guten Einblick hinter die Kulissen. .


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