Erwähnungen
Banshee - Staffel 3 - Kritik
Von Stu in Banshee - Staffel 3 - Kritik
am Sonntag, 12 Juni 2016, 19:19 Uhr
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Story
Jonathan Tropper und David Schickler konzipierten diese dramatische Cinemax-Action-Serie, in der es weiterhin um die überraschenden Wendung im Leben von Lucas Hood (Anthony Starr, Als das Meer verschwand) geht: Der Ex-Häftling hat ausgerechnet die Stellung des Sheriffs in der ländlichen Kleinstadt Banshee angenommen, die in der von den Amish bewohnten Region liegt. Dort hat sich auch Lucas’ ehemalige Gefährtin und Komplizin unter dem falschen Namen Carrie Hopewell (Ivana Milicevic, James Bond 007 - Casino Royale) niedergelassen. Die dritte Staffel beginnt einen Monat nach den Ereignissen des zweiten Staffelfinales: Carries falsche Identität ist aufgeflogen, ihr Mann hat sie mit den Kindern verlassen. Sie bleibt jedoch in Banshee, arbeitet tagsüber als Kellnerin und verübt nachts zusammen mit Lucas sowie den Bandenmitgliedern Sugar Bates (Frankie Faison, Das Schweigen der Lämmer) und Job (Hoon Lee, Premium Rush) etliche Überfälle. Lucas merkt, dass es immer schwieriger wird, seine wahre Identität vor den Hilfssheriffs geheimzuhalten. Gleichzeitig verstrickt sich die Polizei von Banshee in einen neuen Konflikt zwischen dem Amish-Gangster Kai Proctor (Ulrich Thomsen, Adams Äpfel) und Chayton Littlestone (Geno Segers, Bone Tomahawk), dem grausamen Anführer der Redbone-Abteilung innerhalb des Kinaho-Stammes. Während in Banshee die Fäuste sprechen und die Schusswaffen locker sitzen, entwickelt Lucas einen neuen Plan, der seiner Diebesclique ein Vermögen einbringen könnte: Sie wollen Millionen Dollar aus einem stillgelegten Marine-Lager rauben.
Kritik
Wenn Serien Etablissements wären, dann wäre Game of Thrones ein Event-Restaurant mit Mittelalter-Ambiente, Hannibal ein edler Gourmet-Tempel und Mad Men eine old-fashioned Bar. Banshee – Small Town, Big Secrets wäre hingegen eine versiffte Kneipe, in der Dosenbier ausgeschenkt wird, auf den Klos wird keine Notdurft verrichtet, sondern gevögelt und wenn nicht gerade im Mittelpunkt der Kneipe ein Schlägerei stattfindet, dann knurren sich die Gäste an der Bar wenigstens gegenseitig an, während unter ihren Schuhsohlen das Blut ihres letzten Gegners verkrustet.
Ja, die Serie vom Romanautor Jonathan Tropper (Sieben verdammt lange Tage) ist reinrassige B-Movie-Ware: Kernige Helden, übertriebene Gewalt, schmutzige Atmosphäre und eine Menge Bigotterie. Das Schöne daran: Die Serie und ihre Macher sind sich dessen bewusst und versuchen erst gar nicht Möchtegern-Anspruch zu implantieren. Hier darf stattdessen Dreck und Gewalt obsiegen. In Zeiten, in denen Serien immer wieder versuchen, mehr zu sein, als sie sind, ist diese „Take it or leave it“-Attitüde erfrischend und macht Banshee – Small Town, Big Secrets (hierzulande) zu einem echten Geheimtipp.
Während in den USA kürzlich die finale vierte Season lief, kommt fürs deutsche Heimkino nun die dritte Staffel heraus, die die Rezeptur der Serie perfektioniert. Mit großer Härte, ikonischem Charakterdesign und einer Menge Action entfachen die Macher ihr ein bäriges Feuerwerk. Zugegeben es sind Plattitüden, die aufgetischt werden, doch diese funktionieren einfach zu gut. Die Macher haben nämlich ein außergewöhnlich gutes Gespür für Ideen und Timing. Immer wieder gelingt es ihnen Attraktionen in die Folgen einzubauen, die die gesamte Storyline aufwerten. In der dritten Staffel sind das u.a. eine Referenz-Episode an John Carpenters Assault -Anschlag bei Nacht, eine knapp 20minütige Einbruchsequenz (in der die Darsteller mit Helm-Kameras quasi selbst Regie führten) sowie eine höchst brutaler Kampf, zwischen zwei gleichwertigen Gegner, die in einen wahren Gewaltrausch abdriftet.
Das geheime Highlight dieser Season ist jedoch Chayton, ein amerikanischer Ureinwohner, der mit äußerst rabiaten Mitteln seinen Weg geht und mit dafür sorgt, dass jede der Figuren sich ihrer Sterblichkeit stets bewusst ist. Zum Glück verstehen es die Macher diese Figur, die später quasi zum personifizierten Bösen wird, gekonnt einzusetzen. Sie wird weder inflationär genutzt, noch zu sehr an den Rand gedrängt und erhält ein wunderbares Finale: so brutal wie atemlos.
Banshee - Small Town, Big Secrets weiß zu jedweder Zeit immer ganz genau, was sie will und vor allem was sie zu leisten vermag. In dem klaren Bewusstsein immer eine bis dutzende Spuren zu impulsiv und übertrieben zu sein, erschufen die Macher mit der dritten Season einen großen Spielplatz der Exploitation. Versatzstücke aus Gangster- und Psycho-Thriller, Caper-Movie, Actionfilm, schwarzhumoriger Groteske und Italo-Western werden scheinbar wild und wüst mit einander vermengt. Doch was wahllos erscheint, ist in Wirkichkeit grandios auf einander abgestimmt und macht aus Banshee eine der besten Genre-Serien der letzten Jahre.
Die Blu-ray
Staffel 3 von Banshee – Small Town, Big Secrets lässt fast keine Wünsche offen auf Blu-ray. Die Bildqualität ist toll und der Ton weiß ebenfalls zugefallen, auch wenn die Abmischung hier und da etwas holprig ist. So wirken Actionszenen etwas zu laut, während Dialogszenen oftmals zu leise daherkommen. In Sachen Bonusmaterial gibt sich die BD-Veröffentlichung aber keine Blöße. Zu ausgewählten Folgen gibt es Audiokommentare und gelöschte Szene, jede Episode bietet ein kurzes Featurette sowie einen optionalen Rückblick und als Krönung gibt es alle Banshee-Origins-Kurzfilme sowie zwei knapp 30minütige Spezialfolgen, die die Welt der Serie interessant erweitern. Eine wirklich gute Blu-ray, von Warner Home Video, die im Handel erhältlich ist und zwar absolut uncut.
Fazit
Die meisten zucken beim Titel Banshee nur unwissend mit den Schultern. Sehr bedauerlich, denn die grobschlächtige Serie vom HBO-Schwestersender Cinemax bietet beste Genre-Unterhaltung inklusiver toller Figuren, harter wie effektiv umgesetzter Action und immer wieder Highlights, die sich in den Erinnerungen festsetzen. Staffel 3 ist schlicht und ergreifend ein Highlight. Wer gut gemachtes B-Movie-Entertainment sucht oder mag, muss dieser Serie einfach eine Chance geben.
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