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Also das geht zu weit! - Top 10 der Skandalfilme, Teil 1
Von Stu in Also das geht zu weit! - Top 10 der Skandalfilme
am Donnerstag, 12 Februar 2015, 15:32 Uhr
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Böse, böse. Ab heute läuft „Fifty Shades of Grey“ in unseren Darkrooms, im Volksmund auch Kinos genannt, und schon im Vorfeld hisst vorallem die Boulevardpresse die Skandalfahne und macht rund um die Romanverfilmung einen riesigen Wirbel. Ist das berechtigt? Wir meinen nein und stellen euch deswegen zehn Filme vor, die wahrlich die Bezeichnung Skandalfilm verdient haben. Dazu sei gesagt, dass wir nur Filme in die Liste aufgenommen haben, die hierzulande in den Kinos liefen. Wer also hier auf ein Wiedersehen mit „The Human Centipede“ oder „A Serbian Film“ gehofft hat, wird leider enttäuscht. Und nein, Festivalvorführungen gelten nicht.
10. Feuchtgebiete
Handlung: Sie experimentiert beim Masturbieren gern mit Gemüse. Körperhygiene ist ihrer Ansicht nach weit überschätzt. Sie provoziert ihre Umwelt, indem sie ganz unmädchenhaft ausspricht, was andere nicht einmal zu denken wagen: Das ist Helen Memel! Helen ist eine Herausforderung für ihre geschiedenen Eltern - und wünscht sich doch nichts sehnlicher, als eine wiedervereinte Familie. Geborgenheit findet sie nur bei ihrer Freundin und Blutsschwester Corinna, mit der sie kein gesellschaftliches Tabu auslässt. Als Helen sich eines Tages bei einer missglückten Intimrasur verletzt, muss sie ins Krankenhaus. Dort ist sie nicht nur für Chefarzt Prof. Notz ein ungewöhnlicher Fall. Ihr ungestümer Witz und ihre Wahrhaftigkeit machen sie zu einer Sensation im ganzen Krankenhaus. Helen wittert die Chance, ihre Eltern am Krankenbett wieder zu vereinen und findet in ihrem Pfleger Robin einen Verbündeten, dem sie dabei gehörig den Kopf verdreht...
Darum ein Skandal: Okay, wir fangen kleinlaut an, mit der Verfilmung von Charlotte Roches Debütroman, der ähnlich wie E.L. James BDSM-Schmöker ein (wenn auch nur nationaler) Bestseller war, weswegen die Verfilmung von David Wnendt schon lange vorm Kinostart ebenfalls die Luft des Skandalösen atmen durfte. Nun, nachdem der Hype verflacht ist, hat der Film immer noch den Ruf des Anrüchigen an sich haften. Erkämpft hat er sich dies mit Ekelszenen, die teils explizit, teils aber auch einfach nur angedeutet sind. Im Gegensatz zu „Fifty Shades of Grey“ ist „Feuchtgebiete“ aber ein Film, der wenigstens den Mut hatte zumindest ein wenig anstößig zu sein, weswegen er zumindest in einigen Publikationen immer noch als Skandalfilm gilt.
Handlung: Zwei Frauen und ein kleiner Junge reisen mit dem Zug durch ein fremdes Land, in dem drückende Hitze herrscht und das sich auf einen Krieg vorzubereiten scheint. Da es Ester gesundheitlich schlecht geht, unterbrechen sie, ihre Schwester Anna und deren Sohn Johan die Reise in der nächsten Stadt und beziehen eine kleine Suite in einem weitläufigen, doch fast leeren Hotel. Während Johan die langen Hotelflure erkundet und Bekanntschaft mit einer Zwergen-Varietégruppe macht, belauern die beiden Frauen einander vorwurfsvoll: Anna macht sich zurecht, um auf der Straße und in Cafés Männerbekanntschaften zu suchen, Ester dagegen bleibt frustriert im Bett bei Zigaretten und Alkohol. Die Spannungen zwischen ihnen eskalieren, als Anna einen Fremden ins Hotel bringt, um mit ihm zu schlafen
Darum ein Skandal: Regie-Legende Ingmar Bergman inszenierte 1963 dieses Drama, welches das abschließende Teil von Bergmans „Glaubenstrilogie“ ist. Vor allem die Sexszenen sorgten damals für einen Eklat und sorgten für eine Zensurdebatte. Vor allem eine Sexszene in einer Kirche sorgte für großes Entsetzen und spaltete nicht nur das deutsche Feuilleton in zwei Lager. „Das Schweigen“ erhielt nach dem Kinostart mehrere Anzeigen wegen Unzüchtigkeit. Es folgten diverse Petition und politische Diskussion, was „Das Schweigen“ zu einem der größten Skandalfilme der 1960er Jahre machte. Heute gilt der Film übrigens als Kunst- und Meisterwerk.
8. Crash
Handlung: Der monotone Alltag des Filmproduzenten James Ballard und seiner Frau Catherine hat nur wenig Abwechslung in einer grauen, anonymen Großstadt. Ein Autounfall ändert alles. Quitschende Reifen, zersplittertes Glas und der Knall des Metalls bringen in Ballards Leben neue intensive Gefühle. Das kühle Metall und die Kraft der Maschine werden zur sinnlichen Erfahrung, das Auto wird zur erotischen Leidenschaft. Auch die Fahrerin des anderen Autos, Dr. Helen Remington, spürt seit ihrer Karambolage dasselbe...
Darum ein Skandal: Es sei „ein Film jenseits der Verkommenheit“ schrieb ein englischer Filmkritiker über David Cronenbergs Film, der das abnorme Liebesspiel von Autounfall- und Narbenfetischisten zum Thema hatte. Eigentlich steckt jedoch mehr hinter „Crash“, das war der (Boulevard-)Presse aber ziemlich gleichgültig und so machte sie 1996 aus dem vielschichtigen wie auch gewagten Film ein Werk der Perversität, ohne sich wirklich mit Cronenbergs Intention zu beschäftigen. In England wurde das Werk sogar verboten. Unreflektierte Pressestimmen, die den Film als „krank“, „abartig“, „verrohend“ oder „verdorben“ beschrieben, machten den Skandal dann perfekt.
7. Kids
Handlung: Gelangweilt von der Schule, vernachlässigt von den Eltern, folgt der Film an zwei Tagen dem Leben eines mit AIDS infizierten Mädchens und dem für die Infektion verantwortlichen Jungen.Während das Mädchen ihn sucht, um ihn von Schlimmeren abzuhalten und ihn zur Rede zu stellen, ist er nur an der Entjungferung des nächsten Mädchens interessiert. Die Kamera folgt ihnen über die Treffpunkte und Sportplätze bis auf die Feten, auf denen Frust und Langeweile mit allen möglichen Drogen und Sex abreagiert werden...
Darum ein Skandal: Szene-Fotograph Larry Clark folgte 1995 in „Kids“ einer Gruppe von New Yorker Jugendlichen. Allesamt Darsteller, die er von der Straße weggecastet hatte. Ein Grund u.a. warum der Film so roh wirkt. Wenn die Freunde Telly und Casper Drogen nehmen, um die Wette Mädchen entjungfern (Telly ist unwissentlich HIV positiv) und dabei auch vor Sex mit betäubten Frauen nicht zurückschrecken, ist dies alles andere als angenehm anzuschauen. Die Sittenwächter sahen in dem durchaus zwiespältigen Film eine Gefahr für die Jugend, einhergehend mit moralischer Dekadenz. Denn „Kids“ geizt nicht gerade mit Sexszenen. Zwar waren die Darsteller beim Dreh bereits 18, nur stellen sie im Film allesamt Minderjährige da. Dass der Film dennoch mit einer FSK16-Freigabe in die Kinos kam vervollständigte dann das Skandal-Panoptikum.
Handlung: In einer kalten abstrakten Zukunft beherrschen Straßengangs die Nacht. Sie tragen untereinander Kämpfe aus, drangsalieren Obdachlose oder berauben unschuldige Zivilisten, nur um sich danach in einer grellen skurril gestalteten Milchbar von ihren Taten zu entspannen. Alex ist der Anführer einer dieser Gangs. Er ist jung, aggressiv, kühl, intelligent und besessen von Beethoven. Gesellschaftliche Regeln scheinen für ihn nicht zu gelten. Als er jedoch in Wahn eine Frau totschlägt, gibt es kein Entrinnen vor dem scheinbar totalitärem Regime. Nach einer Verurteilung wegen Mordes, bleibt Alex nur ein neuartiges Experiment, um dem Gefängnis zu entkommen. Eine Art Therapie soll Alex von seiner Boshaftigkeit heilen. Doch kann es wirklich einen perfekten Bürger geben?
Darum ein Skandal: Viel muss und sollte man zu Stanley Kubricks Meisterwerk eigentlich nicht sagen. Seine Skandalgeschichte ist eigentlich genauso legendär wie die ikonischen Szenen und Momente, die „Uhrwerk Orange“ auffährt. Dem Film wurde u.a. die Glorifizierung von Gewalt vorgeworfen sowie Fanatismus. Die Groteske und Satire des Films wurde dabei, vor allem in England, ausgeklammert. Bis heute ein Novum: Es war Kubrick selbst, der veranlasste, dass der Film aus britischen Kinos verbannt wurde. Grund sei angeblich die Szene gewesen, in der Alex (Malcolm McDowell) und seine Drugs ein Paar in seiner Villa im Wald überfällt. Der Legende nach war es McDowell, der Kubrick fragte, ob der Regisseur nicht selbst Angst davor hätte, dass Jemand diese Szene wiederholt. Mit Kubrick als Opfer, der in einer Villa im Wald lebte. Nur eine Legende. Aber eine schöne für einen Skandalfilm.
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