15 Regisseure. Natürlich ist diese Anzahl viel zu gering, um dem Medium Film und seinen großen Visionären hinter der Kamera gerecht zu werden. Dafür gibt es schlichtweg zu viele Filmemacher, die sich im Laufe der Jahre einen Platz in meinem Herzen verdient haben. Der Verzicht mancher Namen schmerzt, doch gibt die folgende Auflistung meine aktuellen Favoriten preis. Falls ihr also bestimmte Regisseure schmerzlich vermisst, so könnte es daran liegen, dass sie mir persönlich, ungeachtet ihrer Qualitäten, nicht so viel bedeuten, oder dass ich schlichtweg zu wenig von ihnen gesehen habe. Die Liste spiegelt wohl vor allem meine Vorliebe für europäisches Autorenkino wider undebenso, wie die genaue Reihenfolge nur eine flüchtige Momentaufnahme ist, folgen auch die Filmempfehlungen keiner klaren Struktur und müssen nicht notwendigerweise mein persönlicher Liebling oder der beste Einstieg ins Schaffen der jeweiligen Regisseure sein. Und weil es eigentlich auch nichts anderes als Schwindelei ist, lasse ich an dieser Stelle die populären Honorable Mentions weg.
Platz 15: Sergio Leone
Als großer Westernfan hat es mir vor allem die italienische Variante des unlängst für tot erklärten Genres angetan. Zusammen mit dem Maestro der Filmmusik, Ennio Morricone, hat Leone Momente voll unvergesslicher Brillanz geschaffen, die nicht nur stilprägend waren, sondern noch immer von markanter Schönheit sind. Gewalt als unausweichliches Übel, der Mythos von grenzenloser Freiheit und abgehalfterte Antihelden – die gebündelte Essenz des Subgenres.
Filmempfehlung: Zwei glorreiche Halunken
Platz 14: Roman Polanski
Ein Regisseur, der bei solchen Rankings oftmals vergessen wird. Dabei hat er im Laufe seiner nunmehr über fünfzigjährigen Filmkarriere den unterschiedlichsten Genres seinen Stempel aufgedrückt und diese konsequent weiterentwickelt. Egal ob das schleichende Grauen seiner Horrorfilme, die stille Melancholie seiner Dramen oder die nervenaufreibende Spannung seiner Thriller und Kriminalfilme –der französisch-polnische Regisseur ist stets auf einem unverschämt hohen Niveau.
Filmempfehlung: Rosemaries Baby
Platz 13: Quentin Tarantino
Der große Kenner, der seine Werke wie kaum ein anderer durch seine schwärmerische Liebe zum Film artikuliert. Im Gegensatz zur weitläufigen Meinung seiner Anhänger sind es nicht die unterhaltsamen Gewaltorgien oder die kultigen Dialoge, die seine Werke so unvergesslich machen, sondern jene essayhaftige Auseinandersetzung mit den großen und auch kleinen Momenten der Filmgeschichte. Einmalig.
Filmempfehlung: Reservoir Dogs
Platz 12: Jean-Pierre Melville
Der Meister des melancholischen Gangsterkinos. Egal ob schwarz-weiß oder in Farbe, seine übercoolen Antihelden scheinen stets durch einen Schleier der Tristesse und Einsamkeit zu wandern, der ihnen jenen unerreichbaren Glanz verleiht, den sie letzten Endes doch nur mit dem eigenen Tod erkaufen können. Fast immer sind seine Filme eine Lehrstunde im atmosphärischen Einsatz inszenatorischer Mittel und eine zärtliche Reflexion über Isolation.
Filmempfehlung: Vier im roten Kreis
Platz 11: Lars von Trier
Schwere Melancholie und seelische Abgründe. Die Werke des exzentrischen Dänen lassen tief in die Kluft eines geschändeten, aber nichtsdestotrotz faszinierenden Geistes blicken und offenbaren dabei oftmals nur Leid und Schmerz. Schwer zu ertragen und dennoch so menschlich, dass es kaum Werke gibt, die man intensiver wahrnehmen könnte. Ein Filmemacher, der selbst die kraftvollsten Sonnenstrahlen verdunkeln kann.
Filmempfehlung: Antichrist
Platz 10: Akira Kurosawa
Ein unglaublich kompletter Regisseur, der ein ums andere Mal durch seine virtuose Kameraarbeit, seinen präzisen Schnitt und seine faszinierenden Geschichten begeistern kann. Kurosawa war nicht nur seiner Zeit voraus, sondern darüber hinaus ein überaus talentierter und feinfühliger Erzähler, was seinen Filmen zu ihrer faszinierenden Dynamik und zeitlosen Klasse verhilft.
Filmempfehlung: Rashomon
Platz 9: Ingmar Bergman
Unerreicht im Visualisieren (zwischen)menschlicher Befindlichkeiten und im Offenlegen seelischer Narben. Wenn ein dermaßen präzises Gespür der menschlichen Psyche auf ein nicht minder ausgeprägtes Talent artistischer Darstellung trifft, dann entstehen dabei beinahe zwangsläufig Meilensteine des Weltkinos, deren Spuren wohl immer präsent bleiben werden. Essentiell, wertvoll und beinahe zu gut, um ihm mit diesen wenigen Worten gerecht zu werden.
Filmempfehlung: Persona
Platz 8: Michael Haneke
Der Meister der seelischen Vergletscherung. Filme von Michael Haneke sind stets Grenzerfahrungen, die uns an die Schranken unserer eigenen Belastbarkeit und sogar darüber hinaus treiben. Immer fordernd, immer schwer zu ertragen, immer faszinierend abgründig und doch erstaunlich nah am Leben selbst. Denn bei all diesen Momenten erhält sich der Regisseur stets einen Funken Menschlichkeit.
Filmempfehlung: Der siebente Kontinent
Platz 7: David Lynch
Eine Ausnahmeerscheinung, die es sich in unserem Unterbewusstsein bequem macht. Seine Filme sind einzigartig, unverkennbar und doch so schwer zu greifen. Oftmals wird sein Name als Synonym für das Abseitige, Andersartige und Abwegige benutzt – wobei man seinem Genius damit kaum gerecht wird. Schließlich versteht er es wie kein anderer die audiovisuellen Elemente seiner Filme auf eine Ebene suggestiver Qualität zu hieven, auf der sie deutlich mehr als nur die Summe ihrer Einzelteile sind.
Filmempfehlung: Lost Highway
Platz 6: Alain Resnais
Ein feingeistiger Intellektueller, der im gängigen Kanon französischer Regisseure gerne vergessen wird. Ein Filmemacher, der stets auf der Suche war und so die widersprüchlichsten Elemente in Einklang brachte. Zugleich poetisch und nüchtern, fordernd und unterhaltend. Ein Strukturalist, der seine eigene Vision ungehindert auf die Leinwand gebannt hat und dabei immer sehr nah bei sich und seinem ganz eigenen Verständnis der Kunstform geblieben ist.
Filmempfehlung: Letztes Jahr in Marienbad
Platz 5: Luis Buñuel
Der Surrealist der Filmgeschichte. Wer das subversive, imaginäre und ungewöhnliche Kino mag, der kommt an ihm nicht vorbei. Über Jahrzehnte hat er die europäische und südamerikanische Filmlandschaft geprägt, schockiert und fasziniert. Trotz seiner oftmals gesellschafts- und religionskritischen Themen sind seine Werke auch stets eine Ode an die Freiheit, Leidenschaft und Lust.
Filmempfehlung: Der Würgeengel
Platz 4: Andrei Tarkowski
Ein zu früh verstorbenes Genie, das nicht weniger Philosoph als Visionär war. Auch bei wiederholten Sichtungen bleibt die Faszination seiner Werke bestehen, eine bis dato nicht reproduzierbare Sogwirkung, welche den Zuschauer mit seiner eigenen Gedankenwelt konfrontiert. Oft kopiert, nie erreicht. Vielleicht hat Bergman recht, wenn er ihn als den größten Filmemacher aller Zeiten bezeichnet.
Filmempfehlung: Stalker
Platz 3: Michelangelo Antonioni
Unvorstellbar, welch ambivalente Momente er aus Gefühlen wie Einsamkeit und Entfremdung gewinnt. Einerseits niederschmetternd und fast schon schmerzhaft, andererseits mit einer Poesie und Zärtlichkeit versehen, wie es eigentlich kaum möglich ist. Nebenbei verantwortlich für die besten Enden der Filmgeschichte sowie eine der präzisesten Beobachtungsgaben, die der Szenerie ihre unglaubliche Atmosphäre verleiht.
Filmempfehlung: Beruf: Reporter
Platz 2: Stanley Kubrick
Der Perfektionist, welcher sein exzentrisches Treiben weitestgehend damit rechtfertigte, dass er auch wirklich perfekte Filme gedreht hat. Die durchgehend hohe Qualität und Vielfältigkeit seines Schaffens sucht ihresgleichen, unvergessen bleiben die kostbaren Minuten und Stunden, die wir in seinen Werken verlebt haben. Ein kompletter Filmemacher, der bereit war alles für seine Filme zu geben.
Filmempfehlung: Barry Lyndon
Platz 1: Federico Fellini
Wie kann es sein, dass Fellini genau weiß, wie ich mich fühle? Wenn ich lache oder weine, in trister Ein- oder freudiger Zweisamkeit? Seine Werke sind Seelenfilme, so treffend im Beschreiben meiner Probleme und Empfindungen, dass es fast schon einem Wunder gleicht. Intelligent, komplex und dennoch wunderbar leicht und mit einer ehrlichen Begeisterung für die hellen und dunklen Seiten im Leben.
Filmempfehlung: Die Müßiggänger