Bildnachweis: © Filmjuwelen | Szene aus "Die Götter müssen verrückt sein"

Alles begann mit einer Colaflasche: "Die Götter müssen verrückt sein I-IV" - Four Gods Feature - Kritik

von Andy Mieland

Erstmals gibt es die ersten vier Teile von Die Götter müssen verrückt sein in einer Gesamtedition. Im Mittelpunkt aller Filme steht N!xau vom Volk der San, der dank einer Colaflasche viele Abenteuer erlebt und immer wieder mit den Eigenarten der vermeintlich zivilisierten Menschen in Berührung kommt. Während Teil I noch heute Kultstatus genießt und ein internationaler Überraschungserfolg war, sind die anderen Teile heute eher unbekannt. Eine direkte Fortsetzung ist auch nur der zweite Teil, die weiteren Filme gelten nur als inoffizielle Fortsetzungen. Eigentlich existiert sogar mit The Gods Must Be Funny in China ein fünfter Teil. Werfen wir aber einen Blick auf die einzelnen Teile:

Die Götter müssen verrückt sein

Der Südafrikaner Jamie Uys knüpfte mit dem ersten Teil der Reihe an seine früheren Erfahrungen an. Bereits 1951 veröffentlichte er mit Daar Doer in die Bosveld einen reinen Slapstick-Film über eine junge Lehrerin, die es in den Busch verschlug, den er in zweijähriger Arbeit mit seiner Familie drehte. 1976 widmete er sich auf komödiantische Art mit dem Dokumentarfilm Die lustige Welt der Tiere bereits der Tierwelt des südlichen Afrikas. Die Götter müssen verrückt sein ist in gewisser Weise eine Mischung aus beidem. Zunächst wirkt der Film dokumentarisch und führt in das Leben des Volkes der San ein, die in der Kalahari-Wüste fernab der Zivilisation friedlich im Einklang mit der Natur zusammen leben und weder Besitz noch Eigentum kennen.

Im Gegensatz dazu steht die städtische Bevölkerung, die es ablehnt sich ihrer Umgebung anzupassen und vielmehr die Umgebung nach ihrer Vorstellung formt, um sich dann doch ihrer künstlichen Umgebung anzupassen. Diese beiden Welten treffen im Laufe des Films aufeinander. Grund dafür ist die wohl kultigste Colaflasche der Filmgeschichte, die das Leben von Xi (N!xau) und seinem Dorf durcheinanderbringt, sodass er beschließt, sie loszuwerden. Mit einigen Slapstickelementen ist dieser Handlungsstrang bereits sehr unterhaltsam. Währenddessen möchte die Journalistin Kate Thompson (Sandra Prinsloo, Ein toter Taucher nimmt kein Gold) ihrem Alltag entfliehen und nimmt eine Stelle als Lehrerin in Botswana an. Dort trifft sie auf den Biologen Andrew Steyn (Marius Weyers, Blood Diamond), der sie abholen und zur Schule bringen soll. Die Reise wird sehr abenteuerlich und steckt voller Slapstick, der sich durchaus mit den früheren Stummfilmklassikern messen kann.

Eigentlich würde man denken, dass diese beiden Handlungsstränge, die sich irgendwann im Verlauf des Films kreuzen, genügen würden, denn der Film ist bis dahin sehr unterhaltsam. Leider fügte Uys zusätzlich einen dritten Handlungsstrang ein, der überflüssig ist und dem Film auch etwas von seinem Unterhaltungswert nimmt. Plötzlich tauchen Rebellen auf, die aus einem anderen fiktiven afrikanischen Staat geflohen sind und ebenfalls noch in die Szenerie integriert werden. Während der Film im Übrigen mit seiner Gesellschaftskritik und seinen Slapstickeinlagen stimmig mit Witz und Satire inszeniert ist, stört dieser Handlungsstrang. Besonders punkten kann der Film jedoch durch seinen sympathischen Hauptdarsteller N!xau, der bis zu diesem Zeitpunkt keine Schauspielerfahrung hatte, seine Rolle, aber dank seiner eigenen Lebenserfahrungen hervorragend ausgefüllt hat. 

Fazit:

„Die Götter müssen verrückt sein“ ist eine witzige Slapstick-Komödie, die mit ihrem teildokumentarischen Stil und viel Gesellschaftskritik, gerade in Bezug auf Konsum und Eigentum überzeugen kann und mit N!xau einen sympathischen Hauptdarsteller hat.

Die Götter müssen verrückt sein II


Nach dem riesigen internationalen Erfolg des ersten Teils, war es klar, dass es eine Fortsetzung geben muss. Die Götter müssen verrückt sein II wurde bereits 1985 gedreht, erschien aber erst 1989. Der Film kann jedoch nicht mehr an seinen Vorgänger anknüpfen und zeigt seine Schwächen gerade dadurch, dass die Elemente, die Teil I besonders gemacht haben, vernachlässigt werden. Während Teil I durch seinen Slapstick, seinen pseudo-dokumentarischen Stil und seine sympathische Hauptfigur überzeugen konnte, hat man all das in der Fortsetzung reduziert. Statt Xi (N!xau), der in diesem Teil Xixo heißt, stehen vielmehr seine Kinder im Mittelpunkt der Handlung, zumindest in den ersten zwei Dritteln des Films. Die Götter müssen verrückt sein II präsentiert sich eher als durchschnittliche Komödie mit vielen ebenso durchschnittlichen Witzen und Komik, die vor allem aus Gegensätzen resultiert. Im Vordergrund steht auch diesmal der Unterschied zwischen Zivilisation und afrikanischer Wildnis, wobei es die Protagonisten Dr. Ann Taylor (Lena Farugia) und Dr. Stephen Marshall (Hans Strydom) verstärkt mit der afrikanischen Tierwelt zu tun bekommen. Hierdurch entstehen einige sehr witzige Momente, durch die der Film wirklich glänzen kann.

Der zweite Teil gliedert sich jedoch in noch mehr Handlungsstränge, die den Film überfrachten. Xixo begibt sich diesmal auf die Suche nach seinen Kindern, die in der Wildnis einen LKW entdecken und auf diesen klettern. Der LKW gehört zwei Wilderern, die tagelang durch die Wildnis fahren und ihr eigentliches Ziel schon lange aus den Augen verloren haben. Als der LKW losfährt, können die Kinder nicht mehr abspringen. Währenddessen stürzen die Juristin Taylor und der Zoologe Marshall mit ihrem Leichtflugzeug während eines Gewitters ab und müssen jetzt abseits der Zivilisation zurechtkommen. Gleichzeitig treffen auch zwei rivalisierende Soldaten, von denen einer Kubaner ist, aufeinander. Natürlich kreuzen sich wieder die Wege aller Beteiligten und es kommt zu einigen witzigen Momenten, aber gerade im Vergleich zum Vorgänger fehlt es an einer gewissen Frische. Dass der Film nicht immer logisch ist, schadet hingegen nicht, da es wie beim Vorgänger grundsätzlich zum Stil des Films passt. Keinen Mehrwert liefert hingegen der Handlungsstrang mit den Soldaten. Leider ist in der Fortsetzung auch die Gesellschaftskritik komplett verloren gegangen.

Fazit:

„Die Götter müssen verrückt sein II“ ist gerade im Vergleich zum Vorgänger eher als durchschnittliche Komödie mit nicht immer lustigen Witzen und zu vielen Handlungssträngen einzustufen, die aber gerade durch die Tierszenen und den sich daraus ergebenen Humor dennoch überzeugen kann.

Hilfe – Buschmann entlaufen!


Der Film aus dem Jahre 1993 ist chronologisch gesehen eigentlich der vierte Film der Reihe, wird allerdings teilweise als Die Götter müssen verrückt sein III vermarktet . Der Film hat bis auf den Hauptdarsteller N!xau nicht mehr viel mit den ersten beiden Teilen gemeinsam. Nach dem Erfolg der ersten beide Teile hatten die Filmemacher aus Hongkong das Franchise für sich entdeckt und es übernommen. Daher verwundert es nicht, dass der Film nun hauptsächlich in Hongkong spielt.

N!xau platzt plötzlich in einen Werbedreh einer Fast-Food-Kette hinein. Die Hauptdarstellerin schenkt ihm einen gelben Vogel in einer Colaflasche. Zunächst davon fasziniert, will er sie doch bald bitten, den Vogel zu befreien. Dabei gerät er zufällig in das Gepäck der Filmcrew und landet schließlich mit dieser in Hongkong. Verwirrt von der großen Stadt wird er von der Polizei aufgegriffen und zu Shirley (Carina Lau, Dynasty Warriors) gebracht, der Hauptdarstellerin aus dem Werbespot. Diese schlägt sich nun mit dem Fremden herum und bittet auch ihren Assistenten (Lau Ching-wan, Inferno) sich um N!xau zu kümmern.

Was eigentlich nach einer witzigen Culture-Clash-Komödie klingt, entpuppt sich jedoch nur als Abklatsch des ersten Teils, der zwar ebenfalls auf viel Slapstick setzt, aber überhaupt nicht den Charme der Vorgänger-Filme hat. Es gibt einige unterhaltsame Momente, aber letztendlich bleibt es bei einem durchschnittlichen Film, der viel mehr Potenzial gehabt hätte. Die kulturellen Gegensätze beschränken sich weitestgehend darauf, dass N!xau sich an einigen Errungenschaften der Zivilisation erfreut und schon davon begeistert ist, dass er Wasser aus dem Kühlschrank bekommt. Viele andere Dinge, die er eigentlich nicht kennen könnte, werden als selbstverständlich hingenommen bzw. gibt es nur wenige Momente, die zu einer gewissen Komik führen. Wenn er das erste Mal eine Rolltreppe betritt, gibt es nur ein kurzes Zögern, obwohl gerade eine solche Situation zu einigen lustigen Begebenheiten hätte führen können.

Fazit:

„Hilfe – Buschmann entlaufen!“ ist als inoffizielle Fortsetzung zwar für einige Lacher gut, bleibt allerdings im Ergebnis hinter den Erwartungen zurück. Was eine lustige Culture-Clash-Komödie hätte werden können, verschenkt hier sehr viel Potenzial und macht aus dem Film nicht mehr als einen Durchschnittsfilm, der aber einmal mehr von seinem Hauptdarsteller lebt.

Jetzt noch mehr verrückte Götter



Eigentlich ist Jetzt noch mehr verrückte Götter aus dem 1991 als inoffizielle Fortsetzung der dritte Teil der Reihe, wird aber trotzdem als Die Götter müssen verrückt sein IV bezeichnet. Vielleicht soll es auch nur als Rangfolge dienen, denn dieser Teil ist mit Abstand der schlechteste Film, der es eigentlich schon gar nicht wert ist, überhaupt gesehen zu werden. Die Handlung des Films ergibt weder einen Sinn, noch ist der Film ansatzweise lustig.

Der Hongkong-Chinese Sam (Sam Christopher Chow) ersteigert in London mithilfe eines zaubernden Mönches (Lam Ching Ying, Shaolin Avengers) die Leiche eines Urahnen, um diesen nach Hongkong zurückzubringen. Der Urahn (Lung Chan, The Legend II) kann allerdings nur stehend transportiert werden und wandelt dank des Zauberspruchs des Mönchs als untoter Vampir durch die Gegend, wobei er sich dank eines magischen, mit einem Zauberspruch versehenen gelben Zettels an seiner Stirn, nur hüpfend hinter einer Glocke fortbewegen kann. Aus irgendeinem Grund landen alle in Afrika und der Urahn geht über der Kalahari-Wüste verloren. Dort wird er von den Xixo (N!Xau) und den anderen Dorfbewohnern als Gott verehrt und dient als Schutz vor Diamantenräubern. Sam und der Mönch machen sich auf die Suche nach dem verloren gegangen Untoten und landen schließlich auch in dem Dorf.

In den 80er und 90er Jahren waren in Hongkong sogenannte Jiangshi-Filme sehr beliebt, die eine Mischung aus Horror, Komödie und Kung-Fu sind. Der Jiangshi ist dabei ein Leichenmensch, eine Art Mischung aus Zombie und Vampir, der von einem Geistlichen kontrolliert wird, damit er sich nicht an den Lebenden zu schaffen macht. Nachdem die ersten beiden Teile von Die Götter müssen verrückt sein, auch in Hongkong sehr beliebt waren, dachte man sich beides zu vermischen. Das Ergebnis ist aber derart misslungen, dass man eigentlich nur abraten kann sich diesen Film überhaupt anzuschauen. Weder hat der Film eine auch nur irgendwie vorhandene Handlung, noch kann er mit seinem Slapstick und seinen Witzen überzeugen. Zu allem Überfluss taucht  schließlich der Geist von Bruce Lee auf und die deutsche Synchronisation tut ihr Übriges, denn es ist absolut nicht witzig einen Chinesen mit einem klischeehaften Akzent zu synchronisieren. Man fragt sich bei diesem Fremdschämereignis nur, wann es endlich endet. Ertragen kann man den sicherlich nur im Rahmen der SchleFaZ-Reihe mit ordentlich Alkohol, den man immer dann konsumieren darf, wenn der mit ausgestreckten Armen lustig hüpfende Chinese der Glocke hinterherspringt.

Fazit:

„Jetzt noch mehr verrückte Götter“ ist ein absolut überflüssiger Film, der ohne Alkohol nicht zu ertragen ist. Untote chinesische Vampire in der Kalahari-Wüste sind schon von der Idee her nicht ansatzweise witzig und werden es auch nicht in ihrer filmischen Umsetzung. Dieser Film ist definitiv nicht zu empfehlen.


Technischer Part

Filmjuwelen
hat Die Götter müssen verrückt sein I-IV als Four Gods Feature DVD am 29. Oktober 2021 veröffentlicht. Bild und Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0) entsprechen dem jeweiligen Entstehungszeitraum und für die ersten beiden Teile gibt es deutsche und englische Untertitel. Die Edition wird in einem schönen Schuber mit einem Booklet mit umfangreichen Informationen geliefert.



Bonusmaterialien:

Disc 1:
Trailer
Dokumentation: Eine Reise nach Nyae Nyae
weitere Trailershow

Disc 2:

Trailer
Kameramann Buster Reynolds erinnert sich an Jamie Uys
weitere Trailershow

Disc 3:

Trailer
Bildergalerie
weitere Trailershow

Disc 4:

Trailer
Kinotrailer-Show Teil I-III
weitere Trailershow

Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.