Meisterdetektiv Hercule Poirot lässt sich dazu überreden, eine Reise im Orient-Express mitzumachen. In einem Abteil wird kurz darauf ein Millionär tot aufgefunden.
Mittlerweile gibt es zahlreiche Verfilmungen von Mord im Orient-Express, sodass vermutlich jeder seine Lieblingsverfilmung hat. Die letzte Verfilmung aus dem Jahre 2017 wurde von den Kritikern nicht gerade wohlwollend aufgenommen. Nichtsdestotrotz hatte sie ihre Stärke zumindest in der Darstellung des Bösewichts Edward Ratchett/Cassetti, gespielt von Johnny Depp (Blow). Er machte dem Publikum von Anfang an unmissverständlich klar, warum seine Figur so gehasst wird. Bei der vorliegenden Verfilmung aus dem Jahre 2001 wirkt die Figur dagegen nicht völlig unsympathisch und man erfährt erst später, was er getan hat, um die Wut des Mörders auf sich zu ziehen. Was die Ermittler angeht, ist Alfred Molina (Spider-Man: No Way Home) definitiv weiter vorne als der blasse Ermittler, den Kenneth Branagh (Tod auf dem Nil) abgibt, aber an den von David Suchet (Evil Under The Sun) verkörperten Poirot kommt nun wirklich niemand ran.
Die Verfilmung von Mord im Orient-Express mit ihm in der Hauptrolle aus dem Jahre 2010 ist die beste Verfilmung des Stoffs, weil sie viel Stärke und Ausdruckskraft besitzt. Außerdem entspricht David Suchets Darstellung von Poirot voll und ganz der Figur, die von Agatha Christie erschaffen wurde. In der vorliegenden Verfilmung aus dem Jahre 2001 hat der von Alfred Molina gespielte Poirot sogar eine Romanze, was in Anbetracht der Figur fehl am Platz zu sein scheint. Poirot ist eigentlich ein eingefleischter Junggeselle. Natürlich hatte er eine romantische Vergangenheit, aber diese wird in den Büchern meist nur angedeutet und im Buch "Mord im Orient-Express" kommt Poirots Angebetete Vera (Tasha de Vasconcelos, Johnny English) überhaupt nicht vor, obwohl sie in anderen Büchern am Rande eine Rolle spielt. Zu Mord im Orient-Express passt die Geschichte aber leider überhaupt nicht.
Mord im Orient-Express wirft viele moralische Fragen auf, die im Endeffekt sehr untypisch für Agatha Christie gelöst werden. Als Plädoyer für Selbstjustiz erscheint die Geschichte für Agatha-Christie Fans äußerst unbefriedigend und man hofft inständig, dass irgendwann mal mutige Filmemacher sich des Stoffs annehmen und das Ende umschreiben, weil nach so vielen Verfilmungen jeder schon mitbekommen haben muss, wie Mord im Orient-Express ausgeht. Bei allen anderen Geschichten vergisst man gelegentlich, wer der Übeltäter war und das macht das Katz- und Maus-Spiel mit Poirot natürlich viel spannender. Außerdem sind andere Geschichten viel verlässlicher, denn da kann man wirklich Gift darauf nehmen, dass der Täter seiner gerechten Verurteilung nicht entkommt.